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Das Aschenkreuz

Das Aschenkreuz

Titel: Das Aschenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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geflüchtet.»
    «Komm, bringen wir sie ins Haus.»
    «Wartet, ich helf euch.» Vor ihnen stand Adelheid und ließ ihren Eimer sinken. Ihre sonst so propere Tracht war voller Flecken. Gemeinsam schleppten sie die ohnmächtige Frau langsamen Schrittes in Richtung Haustür. Währenddessen hörten sie einen der Männer verkünden: «Leute, wir haben es geschafft.»
    «Wo bin ich?» Heiltrud öffnete die Augen.
    «Alles ist gut. Du bist in Sicherheit», sprach Catharina beruhigend auf sie ein.
    «Es geht schon wieder», keuchte Heiltrud und deutete auf die kleine Bank neben der Haustür. «Lasst mich – nur – ein klein wenig ausruhen.»
    Serafina setzte sich mit ihr auf die Bank und legte den Arm um sie. Jetzt erst merkte sie, wie sehr ihr der Schrecken in die Knochen gefahren war, und blickte fassungslos über den verwüsteten Hof. Der kleine Hühnerstall mit dem Ziegenverschlag dahinter war nur noch ein Trümmerhaufen, Mettes Werkstatt hingegen schien, bis auf die dicken Rußspuren an der Wand, kaum Schaden gelitten zu haben. War das womöglich ein weiterer Versuch, sie einzuschüchtern?
    Auch Catharina schüttelte ungläubig den Kopf. «Der Herrgott hat wirklich seine schützende Hand über uns gehalten. Das ganze Hinterhaus hätte abbrennen können. Oder noch mehr.»
    «Ja, da habt Ihr noch mal Glück gehabt, Meisterin.» Pongratz, der Seilergeselle vom Haus gegenüber, wischte sich mit dem Ärmel den Ruß aus dem Gesicht. «Gut, dass wir gleich zur Stelle waren.»
    Er deutete auf die Männer, allesamt Handwerker aus der Nachbarschaft, die jetzt ihre Eimer und Gerätschaften zusammenräumten. «Und zum Glück war Euer Regenfass bis oben hin voll.»
    «Ich danke Euch allen.» Catharina reichte ihm die Hand. «Ich mag gar nicht dran denken, was ohne Eure rasche Hilfe geschehen wäre.»
    Ihr Gesicht war noch immer leichenblass vor Schreck.
    Da stutzte Serafina. «Wo sind eigentlich die Tiere?»
    «Die Ziegen hat Schwester Mette ins Haus gebracht», erwiderte Pongratz. «Und die Hühner sind durchs offene Hoftor auf und davon.»
    «Nun, das ist das Geringste.» Catharina stieß einen tiefen Seufzer aus. «Dann werden wir uns gleich nachher ans Aufräumen machen.»
    «Braucht Ihr dabei Hilfe?», fragte Pongratz.
    «Habt Dank, aber das schaffen wir Frauen schon. Wir stehen ohnehin hoch in Eurer Schuld. Gönnt Euch nach Feierabend einen guten Tropfen im Elephanten und sagt dem Wirt, dass die Rechnung auf unser Haus geht. Ach ja – und lasst das Hoftor offen. Vielleicht kommen die Hühner ja zurück.»
    Nachdem die Männer ihrer Wege gegangen waren, bat die Meisterin sie ins Haus. Dort warteten nicht nur die beiden Ziegen auf sie, die in der Aufregung die ganze Küche mit ihren Hinterlassenschaften übersät hatten, sondern auch eine völlig aufgelöste Mette. Zusammengekrümmt hockte die alte Frau auf dem Küchenschemel, ihr magerer Körper zitterte wie Espenlaub.
    «Ist es vorbei?», fragte sie mit tränennassem Gesicht.
    «Ja, es ist vorbei.» Catharina strich ihr über die Schulter. «Die Hühner konnten entfliehen, und deine Werkstatt steht auch noch. Ich frage mich nur, wie das hatte geschehen können.»
    «Es ist alles meine Schuld», stieß Mette hervor.
    «Lasst uns zusammen etwas essen und trinken, dann kannst du erzählen. Zuvor aber wollen wir Gott danken.»
     
    Bald darauf war auch Grethe vom Einkauf zurück. Sie saßen um den Tisch im Refektorium, bei Wein, Brot und Käse. Bis auf Heiltrud, die so geschwächt gewesen war, dass die Meisterin sie ins Bett geschickt hatte.
    «Nein, nein, nein – so etwas», rief Grethe ein ums andre Mal, während sie ihre Einkäufe verstaute. Dann setzte sie sich dazu.
    «Wir haben beschlossen», teilte ihr Catharina mit, «für den Rest des Tages den Stall so weit wieder herzurichten, dass wir die Hühner und Ziegen einsperren können.»
    «Übrigens laufen im Hof vier Hühner frei herum. Ich hab das Tor zugemacht.»
    «Gut. Dann fehlen nur noch drei.» Catharina erhob sich und scheuchte die beiden Ziegen wieder hinaus. Als sie zurückkam, sagte sie:
    «Wer nicht wegen ganz dringlicher Dinge außer Haus muss, hilft mit. Außerdem muss der Küchenboden geputzt werden, und jemand sollte die restlichen Hühner suchen gehen.»
    Sie blickte fragend in die Runde. Ihr Blick blieb an Serafina hängen. Dann wird es also heute nichts mehr mit dem Gang ins Münster, dachte Serafina. Nach einem kurzen Zögern nickte sie.
    Auch Adelheid hatte ausnahmsweise einmal nichts einzuwenden. Sie

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