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Das Aschenkreuz

Das Aschenkreuz

Titel: Das Aschenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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untergebracht ist. Die Heimlichen Räte kommen wohl erst, wenn sich mit dem Vogt geeinigt worden ist. So hab ich’s jedenfalls gehört.»
    Catharina trat an den Treppenabsatz und warf einen Blick hinunter ins Stiegenhaus. Es war weit und breit niemand zu sehen. Trotzdem flüsterte sie jetzt. «Du musst wissen, Barnabas ist ein treuer Helfer unseres kleinen Konvents, und uns Schwestern tut es in der Seele weh, dass er des Mordes angeklagt ist.»
    «Zweifach sogar.»
    «Wie dem auch sei – er soll wissen, dass wir in Gedanken an seiner Seite sind. Aus diesem Grund hab ich eine flehentliche Bitte an dich: Lass uns zu ihm, nur für einen Augenblick, damit wir mit ihm beten und ihm Trost zusprechen können.»
    Die Augenlider des Mannes begannen unruhig zu flattern. «Ihr wisst, dass ich das nicht darf.»
    Catharina nickte. «Ich weiß auch, dass dich kein Schmierpfennig dieser Welt dazu bringen würde, deine Pflicht zu verletzen. Und trotzdem bitten wir dich von Herzen um diesen schwierigen Dienst. Als Christenmensch, Marx.»
    Der Stockwart trat unschlüssig von einem Bein aufs andere. Immerhin schien er darüber nachzudenken.
    «Es wird niemand etwas erfahren», setzte die Meisterin nach. «Du kennst dieses Haus wie dein eigenes, und ich bin mir sicher, du weißt Wege, um uns hinunter ins Verlies zu bringen, ohne dass uns jemand sieht.»
    «Wenn das herauskommt, bin ich meinen Broterwerb los.»
    «Das wird es nicht. Und wenn je, dann steh ich für dich ein und nehme alles auf mich.»
    Statt einer Antwort legte er sich den Finger an die Lippen und begann die schmale Stiege hinabzusteigen, die in einen geräumigen Flur mündete. Von dort gingen etliche Räume ab, aus einem hörten sie mehrstimmigen Gesang, in einem anderen stöhnte jemand schmerzvoll auf.
    So geräuschlos als möglich folgten sie dem Stockwart zu einem schmalen Türchen am anderen Ende des Flurs, fernab der breiten Steintreppe, die hinunter ins Erdgeschoss führte. Das Türchen quietschte leise in den Angeln, als Marx es aufschob, und sie beeilten sich, hinter ihm in den halbdunklen Raum zu huschen. Die zahlreichen Besen, Schrubber und Ledereimer ließen erkennen, dass es sich um eine Putzkammer handelte. Hinter einem Regal mit Stapeln von Lumpen fand sich eine zweite Tür, deren Riegel allerdings mit einem Vorhängeschloss gesichert war.
    Marx nestelte an seinem Schlüsselbund, bis er gefunden hatte, was er suchte.
    «Vorsicht mit den Stufen», raunte er ihnen zu, «jetzt wird’s stockdunkel.»
    Sie tappten hinaus auf eine steinerne Wendeltreppe. Nachdem Marx die Tür hinter ihnen wieder verschlossen hatte, konnte man wahrhaftig nicht mehr die Hand vor Augen erkennen.
    «Immer an der Wand lang, liebe Schwestern – und ab jetzt am besten kein Wort mehr.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 22
    D ie Wendeltreppe musste geradewegs in den tiefsten Keller des Spitals führen, denn sie schien kein Ende zu nehmen. Serafina tastete sich vorsichtig, Schritt für Schritt, die Stufen hinunter, ihre Linke strich an der feuchten, kalten Steinwand entlang. Dennoch prallte sie immer wieder gegen die bucklige Schulter des Stockwarts, der vor ihr ging.
    Endlich waren sie unten. Am Fuß der Treppe brannte eine Art ewiges Licht, gerade so wie in einer Kapelle – oder wie in einer Totengruft, fuhr es Serafina durch den Kopf. Das Herz klopfte ihr inzwischen bis zum Hals. Im schwachen Schein der Kerze erkannte sie rechts des Treppenabsatzes ein zweiflügeliges Tor, zur anderen Seite führte das Gewölbe weiter ins Dunkle hinein. Von irgendwoher hörte man Wasser tropfen.
    Marx nahm eine Handlampe von der Wand und entzündete sie.
    «Üblicherweise kommt man durch dieses Tor hier vom Spital ins Verlies.» Er sprach noch immer sehr leise. «Wenn sich jemand daran zu schaffen macht, müsst Ihr Euch sofort verstecken. Hinten im Loch gibt’s eine Mauernische mit einem Abzug für die Luft – dort drückt Euch dann hinein.»
    Von jenseits des Tores waren, wenn auch fern und gedämpft, Stimmen zu vernehmen.
    «Was sind das für Stimmen?», flüsterte Serafina. Ihr war eiskalt.
    «Wahrscheinlich wird der Weinkeller beladen. Jetzt kommt.»
    Nach etwa zehn Schritten verengte sich der Gang, und der Gestank nach Moder und Urin, der ihnen schon am Fuß der Wendeltreppe entgegengeschlagen war, wurde schier unerträglich. Schließlich versperrte ein eisernes Gitter den Weg.
    Der Stockwart übergab Catharina die Handlampe und schloss das Gitter auf.
    «Ich wart hier auf Euch. Aber nur

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