Das Attentat - 0
beizutragen. Zuerst Milo. Er ist entscheidend. Entscheidend für das, was danach kommt. Aber Ihnen muss klar sein, dass es kein Danach geben wird, wenn Sie hier scheitern.«
»Hier? Auf Herodor?«
»Auf Herodor«, wiederholte sie. »Überall lauert Gefahr, mehr als ursprünglich vorausgesehen. Aber die größte Gefahr lauert trotzdem innen. In Ihrem Körper.«
»Sie benutzen das Wort im DeMarchesischen Sinn. Mit Körper meinen Sie eine Armee. Meine Geister?«
»In der Tat. Sie haben seit unserer letzten Begegnung gelesen?«
»Ja, Schwester«, sagte Gaunt.
»Nun denn. Zum letzten Mal. Die Gefahr ist zweigeteilt. Zwei Gefahren: eine wahrhaftig böse, eine missverstanden. Die Letzte hat den Schlüssel. Es ist wichtig, dass Sie das nicht vergessen, weil Ihr Kommissare furchtbar schnell den Finger am Abzug habt. Der Schlüssel ist jetzt für Sie wichtiger denn je. Und schließlich, lassen Sie sich von Ihrem schärfsten Auge die Wahrheit zeigen. Das ist alles. Es werden neun sein.«
»Was haben Sie gesagt …?«, begann Gaunt.
Die Wirklichkeit platzte wie eine Seifenblase.
Gaunt stand neben Mkoll und Beltayn in einem sehr leeren, sehr ramponierten Hab-Modul.
»Was in Feths Namen ist gerade passiert?«, fragte Mkoll.
Beltayn zitterte vor Furcht und Verwirrung.
»Neun …«, murmelte Gaunt. »Bel. Klemmen Sie sich ans Kom. Finden Sie heraus, wo Soric ist.«
In der Dunkelheit war die Ausdehnung des Gemetzels in der Civitas sichtbarer. Ganze Abschnitte der Außenbezirke und Hänge standen in Flammen, und Feuer ballten sich auch rings um die Nordwände der Makropoltürme eins und zwei. Gaunt wusste nicht, wann der Schild zusammengebrochen war, aber mittlerweile war er lange ausgefallen, und aus dem Norden wehte der Wind durch das Becken der Civitas und fachte die Flammen zusätzlich an.
Die Imperiumstruppen und Unterstützungsmannschaften flohen nach Süden die Straßen zum höher gelegenen Teil Gildenhangs empor, manche zu Fuß, andere in dröhnenden Transportern und Lastern. Die zweite Verteidigungslinie war vollständig zusammengebrochen.
Gaunt trieb seine aus drei Trupps bestehende Streitmacht im Laufschritt voran und kam mit ihr bis zum Atmosphärenerzeuger auf dem Fenzyplatz, wo sie auf eine Kolonne von vier Truppentransportern der PS aufsprangen, die sie das letzte Drittel Gildenhangs zum Burgfried der Oberstadt emporfuhren, der dem Regiment Civitas als Hauptkaserne diente.
Der Burgfried war größtenteils intakt. Er war von ein paar Langstreckengranaten getroffen worden, aber das Hauptgebäude mit Blick auf Prinzipal I hatte überlebt. Im Appellhof sammelten sich Hunderte herodorischer Soldaten und beluden wartende Transporter mit überzähligen Geschützen.
Gaunt sprang von seinem Transporter und sah sich um, während Mkoll und Ewler eine Zählung vornahmen. Es roch nach Abgasen, und überall wurden Befehle gebrüllt. Gaunt sah auf. Die Oberstadt befand sich an der Basis der Makropoltürme, deren riesige Silhouetten sich schwindelerregend hoch und wohltuend massiv vor ihm erhoben. Eigentlich waren es keine Türme, sondern vertikale Städte von zyklopischer Konstruktion. Gaunt holte tief Luft. Er hatte vergessen, wie massiv sie waren. Vielleicht hielten sie stand, wenigstens für eine Weile.
»Gaunt!« Beim Klang seines Namens drehte er sich um und sah Biagi durch die Menge zu ihm kommen. Der Marschall hatte offenbar selbst Feindberührung gehabt. Eine Wunde an der Hüfte war notdürftig mit einem Feldverband versorgt worden.
Gaunt salutierte. »Wir konzentrieren uns jetzt auf die Türme, nehme ich an?«, sagte er.
»Auf die Altmakropole«, sagte Biagi. »Der Marschall und die Offiziare der Civitas haben sich dorthin zurückgezogen. Wir werden unsere Verteidigung um sie aufbauen.«
»Ist die Altmakropole nicht die verwundbarste?«, fragte Gaunt. »Sie ist uralt und weit weniger robust als die anderen Türme.«
»Die Altmakropole ist der Sitz der herodorischen Kultur«, sagte Biagi. »Sie ist unser Herz. Das Heilige Balnearium ist dort ebenso wie die ältesten Schreine. Wenn wir uns irgendwo konzentrieren, muss es dort sein.«
Die Implikationen waren grimmig. Die anderen Türme würden schutzlos bleiben. Ihre Bewohner würden sterben. Es musste eine schwere Entscheidung für Biagi gewesen sein.
Gaunt fing sich. Nein, die Entscheidung war leicht. Es war genau dieselbe, die er beim Untergang Taniths getroffen hatte. Alles konnte nicht gerettet werden, und jeder Versuch, es dennoch zu tun, war zum
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