Das Attentat - 0
sagte Gaunt, »obwohl all das voraussetzt, dass sie ist, was sie zu sein behauptet.«
Lugos Miene verfinsterte sich plötzlich. »Sie glauben es nicht?«
»Ich …«, begann Gaunt.
Lugo trat einen Schritt vor. »Wenn Sie nicht glauben, kann ich kaum einen Sinn in Ihrer Anwesenheit hier sehen.«
»Ich wäre noch zu überzeugen, Marschall.«
»Sie wären was? Sie reden wie ein verdammter Ketzer, Gaunt.«
»Nein, Marschall, ich …«
»Die Heilige Sabbat wurde reinkarniert. Sie ist wieder Fleisch geworden, sodass sie uns hier auf den Welten, die ihren Namen tragen, zum Sieg führen kann. Dies ist ein Moment, wie ihn sich die Menschheitsgeschichte nicht hätte träumen lassen! Der Moment eines heiligen Wunders! Und Sie wären noch zu überzeugen? «
Gaunt öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er begegnete dem harten Blick des Marschalls.
»Ich glaube, es wird höchste Zeit, dass Sie ihr begegnen«, sagte Lugo. »Entweder das, oder es wird höchste Zeit, dass Sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden.«
In einer kalten, einsamen Nacht wie der, die sich gerade über Civitas Beati senkte, aber sechstausend Jahre zuvor, hatte die Heilige ihr Zeichen auf Herodor hinterlassen. Damals war Civitas Beati noch nicht so genannt worden. Es war nur ein einziger Kolonieturm gewesen, die Basis dessen, was eines Tages die Altmakropole werden sollte, die zentrale Makropolspitze, und damals hatte er Habitat Alpha geheißen. An der Spitze ihrer zusammengewürfelten Kavalkade von einer Armee, einem Heer, das aus kolonialen Regimentern, bewaffneten Pilgern, einer Komturei der Militanten Schwestern, die später den Orden Unserer Märtyrerin bilden sollten, sowie einer Abteilung des mittlerweile ausgelöschten Astartes-Ordens der Messingschädel bestand, hatte die Heilige an der Gnadenschlucht eine Chaos-Streitmacht besiegt und vertrieben, und sie war nach Habitat Alpha gekommen, um ihre Wunden zu reinigen. Sie und ihre Auserwählten hatten in den Thermalquellen gebadet und sie damit für alle Zeiten gesegnet. Am nächsten Morgen hatte sich das Heer erfrischt aufgemacht und die Chaos-Truppen im Scherbental bei deren neuerlichem Vorstoß ausgelöscht. Es hieß, dabei habe sie allein achtzehnhundert feindliche Krieger besiegt, darunter auch ihren Archon, Marak Vore.
All das stand in den Annalen und Geschichtsbüchern. Gaunt wusste es seit seiner Kindheit. Unter Slaydo hatte er alles auswendig gelernt.
Der Badeschrein, wo Sabbat ihre Wunden gewaschen hatte, befand sich in den tiefsten Tiefen der Altmakropole. Er war aus schwarzem Basalt gefertigt und wurde lediglich von Elektrokerzen und Biolichtkugeln erhellt. Bedienstete und Schreinpriester eilten hinaus, als sich Lugo mit seinen höchsten Stabsoffizieren und den Soldaten seiner Leibgarde durch den langen Steinkorridor näherte. Es war heiß und feucht und roch nach Schwefel und Eisen.
Sie erreichten die Tür. »Wir warten hier«, sagte Lugo. »Wir alle«, fügte er mit einem vielsagenden Blick auf Stabsärztin Curth hinzu, die Gaunt hatte rufen lassen, um ihn zu begleiten, bevor er dem Marschall in die Tiefen des Makropolturms gefolgt war. Curth sah Gaunt an, der nickte.
»Bleiben Sie hier. Ich rufe Sie, falls ich Sie bei mir haben will.«
Gaunt trat durch die massiven Türen, die sich hinter ihm schlossen. Es war düster und still, und die feuchtheiße Luft war von Dampf erfüllt, der aus den tief ausgeschnittenen Badebecken aufstieg. Eine schmale, hundert Stufen lange Treppe, die aus leuchtend weißem Kalkstein gehauen war, führte von der Tür nach unten, deren Seitenränder von vielen Tausend Elektrokerzen gesäumt wurden. Der Kerzenschein wurde vom träge schwappenden Wasser unten reflektiert. Im Osten lag die Kapelle des Imperators, im Westen die Gedenkkapelle der Heiligen. Gaunt ging die gebleichten, polierten Stufen hinunter und setzte seine Mütze ab. Er schwitzte bereits. Er ging zum Hauptbecken und starrte auf sein aufgewühltes Spiegelbild im rostfleckigen Wasser. Das Wasser stieg aus einer Grundwasserschicht tief unter der Stadt empor und wurde von den vulkanischen Öffnungen in der Kruste erhitzt und zum Sieden gebracht. Angeblich heilte es alle Wunden. Am Rand des Bades sah Gaunt viele Hundert Löffel, Becher und Kellen aus Messing, mit denen die Gläubigen tranken, sich tauften oder wuschen. Tief unten im Becken sah er Millionen Münzen, Klingen, Abzeichen, Orden und andere Opfergaben schimmern.
Er kniete sich neben das Becken, zog einen Handschuh aus
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