Das Attentat - 0
unnötig sein würde, eine Gen-Prozedur auszuführen, um Ihre Frage zu beantworten. Ich wusste, Sie würden es wissen. Und Sie wissen es.«
»Ich weiß es.«
»Sie ist es nicht.«
»Sie ist es nicht.«
»Beim Thron!«, keuchte sie, dann setzte sie ihren Gedankengang fort. »Was setzt Ihnen dann so zu? Enttäuschung? Wut? Sie sind hergekommen, um sich so oder so Gewissheit zu verschaffen, und die haben Sie nun. Zumindest das sollte Sie zufriedenstellen.«
»Erinnern Sie sich noch an Sanian?«
Sie zuckte die Achseln. »Nein, ich … ach, warten Sie. Ein Mädchen auf Hagia, eine Studentin … Esholi, so wurden sie genannt, nicht wahr? Sie war bei Corbecs Haufen.«
»Das ist sie.« Er starrte sie an.
Ihre Augen weiteten sich. »Sie wollen mich auf den Arm nehmen, Gaunt! Sie? Sie ist die Heilige?«
»Soweit ich das sagen kann, glaubt Sanian, dass sie die Reinkarnation Sabbats ist. Sie ist geistig klar und überzeugend, kann ich mir vorstellen, für jemanden, der sie nicht bereits kennt. Sie braucht psychiatrische Behandlung in einem Sanatorium des Imperiums. Aber man hat ihren potenziellen Wert erkannt. Ihren Propagandawert.«
»Lugo?«
»Man sieht ihm an, wie entzückt er ist, dass seine Karriere wieder vorankommt. Ihm ist völlig egal, ob sie echt ist oder nicht. Ihn interessiert nur die Tatsache, dass sie überzeugend ist. Der Kreuzzug braucht dringend ein Wunder … und er ist derjenige, dessen man als dem Mann gedenken wird, der dieses Wunder möglich gemacht hat.«
Sie streckte zaghaft die Hand aus und drückte ihm beruhigend die Schulter. »Dann sagen Sie die Wahrheit. Als Diener des Gott-Imperators haben Sie bislang immer auf Fehler hingewiesen.«
»So einfach ist das nicht. Sie ist strategisch wertvoll, daran führt kein Weg vorbei. Als Ikone, als Sammelpunkt, könnte sie diesen Krieg für uns gewinnen. Ihre Anwesenheit könnte uns moralischen Auftrieb geben und die Entschlossenheit des Feindes schwächen. Wenn sie die Rolle auch weiterhin spielt und wir alle mitmachen und sagen, wir glauben, könnten wir den gesamten Sternhaufen befreien. Aber ich glaube nicht, dass ich bei so einer Sache jemanden belügen kann. Nicht Zweil … nicht Corbec und Dorden und Daur und die anderen, die auf Hagia mit der Heiligen Kontakt hatten. Sie haben dort an eine Wahrheit geglaubt, an eine Wahrheit, die ich auch gespürt habe. Ich kann sie nicht bitten, stattdessen an diese Lüge zu glauben.«
»Lassen Sie sie diese Entscheidung selbst treffen«, sagte sie.
»Ah, da sind Sie ja«, sagte Corbec, indem er von der Datentafel aufsah, mit der er herumgespielt hatte. »Es wird Sie freuen zu hören, dass wir uns einrichten. Die Quartiere sind ausgezeichnet. Ich habe hier eine Liste der Standorte, wenn Sie wollen.«
Gaunt ignorierte die Tafel, die Corbec ihm hinhielt.
»Oder vielleicht nicht. Jedenfalls machen wir uns mit dem Gelände vertraut. Rawne und Mkoll sind gerade draußen und bringen rings um die Stadt Trupps in Stellung. Wir haben neunzehn im Feld und errichten in Zusammenarbeit mit dem hiesigen Militär Zwischenstationen. Es kann nicht viel werden, aber bis zum Morgengrauen müssten wir eine grundlegende Verteidigung an der Nord- und Ostflanke eingerichtet haben. Die Einheimischen zählen ungefähr zwölftausend Mann und verfügen über mittelschwere Panzer, und der Landetrupp des Marschalls besteht noch einmal aus tausend Mann plus leichte Panzer sowie einige Einheiten mit Spezialwaffen.«
»Wo ist Milo?«
»Milo?« Corbec runzelte die Stirn und blätterte die Stationierungslisten auf seiner Datentafel durch. »Ich würde sagen, im Moment ist er mit seinem Trupp in Glaswerke. Das ist … äh … im Nordwest-Abschnitt.«
Gaunt nickte. »Gehen Sie ans Kom und holen Sie ihn hierher.«
»Laut Dienstplan werden sie um zehn Uhr morgen früh im Quartier zurückerwartet, und …«
»Sofort, bitte, Oberst.«
»Aha. Wird gemacht, Herr Kommissar.«
Gaunt ging an ihm vorbei in den weitläufigen Saal mit der Kuppeldecke in der achtzigsten Etage des dritten Makropolturms, wo das Erste Tanith seinen Kommandostand eingerichtet hatte. In dem großen Raum, dessen Fenster auf zwei Seiten mit Jalousien verschlossen waren, arbeitete Regimentspersonal emsig mit Mitgliedern des Regiments Civitas Beati und Tech-Adepten der regulären Planetaren Streitkräfte Herodors zusammen, um große Kom-Stationen, Taktiktische und Relaisschaltungen einzurichten. Stromleitungen und Datenübertragungskabel schlängelten sich über den
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