Das Attentat - 0
Ich kenne Sie. Sie sind die Esholi, die meine Männer zur Schreinfeste geführt hat. Milo redet immer noch von Ihnen.«
Der Ausdruck in ihren Augen veränderte sich plötzlich und brachte ihn aus der Fassung. »Ach, Ibram. Natürlich bin ich Sanian. Zumindest mein Fleisch ist es. Ich brauchte ein Gefäß, und sie war das richtige. Sie war ein reizendes Mädchen und hat mir ihr Fleisch gegeben. Ich sehe wie Sanian aus. Meine Stimme klingt wie ihre. Aber ich bin nicht Sanian. Ich bin Sabbat. Das Mädchen aus den Bergen Hagias, in diesem zerbrechlichen Leib wiedergeboren.«
»Nein …«
»Beantworten Sie mir eins, Ibram. Wie hätte ich sonst zurückkehren sollen? Wie hätte ich sonst Fleisch finden sollen, um mich zu kleiden?«
Er schüttelte den Kopf. »Das ist ein Trick. Lugo benutzt Sie. Sie sind nicht meine Heilige.«
Gaunt trat in den Korridor vor dem Bad, und Lugos Gruppe wich zurück, um ihn passieren zu lassen.
»Nun?«, fragte Lugo.
Gaunt starrte Lugo einen Moment an. »Es spielt keine Rolle, was ich glaube, oder?«
»Warum nicht?«
»Weil, soweit es das Imperium betrifft, soweit es Hunderttausende von Pilgern betrifft … und soweit es den Erzfeind betrifft … wir hier auf Herodor eine reinkarnierte Heilige haben. Und alles andere spielt keine Rolle.«
Lugo grinste. »Endlich verstehen Sie, worum es geht, Gaunt.«
Gaunt verließ das Balnearium und das Gefolge des Marschalls und ging durch die lange steinerne Kolonnade, die zum nächsten Aufzug führte. Die Diener aus dem Bad, die Hierarchen und Adepten, die sich bei Lugos Ankunft zurückgezogen hatten, warteten schweigend in der Kolonnade, stumme berobte Gestalten in der Düsternis. Er schob sich durch die Gruppen und wusste, dass sie ihn alle beobachteten.
»Gaunt! Gaunt!«, rief Curth, die ihm hinterherlief. Er blieb nicht stehen. Als sie ihn schließlich eingeholt hatte, wartete er vor der eisernen Käfigtür des Fahrstuhls auf die Ankunft einer Kabine.
»Wollen Sie mir nicht sagen, was los ist?«, fuhr sie ihn an.
Er sah sie an, die Augen in Schatten gehüllt. »Hatten Sie je ein Geheimnis, Curth? Eines, das ebenso viele schmerzen wird, wenn Sie es erzählen, wie es das tun wird, wenn Sie es für sich behalten?«
»Ja«, sagte sie aufrichtig, während ihr Gol Kolea durch den Kopf ging.
Ihre Antwort schien ihn zu überraschen, als habe er mit einem Nein gerechnet. »Wie haben Sie sich entschieden?«
»Gar nicht. Es ist für mich entschieden worden.«
»Ich befürchte, das wird hier auch geschehen.« Die mechanisch betriebene Fahrstuhlkabine hielt ächzend und klappernd an, und er zerrte die Kabinentür auseinander. Curth musste sich beeilen, hinter ihm einzusteigen, sonst hätte er ihr die Tür vor der Nase zugezogen. Einen Moment glaubte sie, er werde sie wieder aufziehen und ihr befehlen, auszusteigen. Stattdessen ging er zum Wandpaneel und zog an dem Messinghebel. Der Fahrstuhl setzte sich aufwärts in Bewegung, und das Gestänge surrte in der Schwärze des Schachts.
»Haben Sie sie gesehen?«, fragte sie, während sie beobachtete, wie die Lichter der vorbeirauschenden Etagen über sein Gesicht glitten.
»Ich habe sie gesehen.«
»Und das hat Sie in diese Stimmung versetzt?«
Er ließ langsam und gefährlich seinen angehaltenen Atem entweichen und sah dabei aus, als würde er gern auf etwas einschlagen.
»Sie haben mich gebeten, Ihnen zu helfen, Gaunt. Sie haben gesagt, Sie brauchten einen Beweis, um sich zu beruhigen.« Sie versetzte dem Ausrüstungstornister, der um ihre Schulter hing, einen leichten Schlag. »Ich habe den Bio-Scanner mitgebracht. Brauchen Sie den Beweis nun doch nicht?«
»Anscheinend nicht«, sagte er.
»Es ist nicht die Heilige, oder?«, fragte Curth.
Gaunt sagte nichts.
Mit einem Seufzer beugte sie sich vor und zog den Messinghebel nach unten, um den Fahrstuhl anzuhalten. Die Kabine kam mit einem Ruck zwischen zwei Etagen zum Stillstand. Irgendwo ertönte ein Summer. Auf dem Bedienfeld blinkte ein bernsteinfarbenes Licht.
»Reden Sie mit mir«, sagte sie.
»Lassen Sie es auf sich beruhen, bitte, Frau Stabsärztin.«
Curth schüttelte den Kopf. »Ich habe Sie beobachtet, Ibram. Auf der ganzen Fahrt von Aexe Cardinal hierher, seit die Nachricht durchkam. Ein Teil von Ihnen will, dass sie es ist, und ein Teil von Ihnen befürchtet, dass sie es nicht ist. Wissen Sie, was ich gedacht habe? Ich dachte, in dem Augenblick, wenn Sie sie sehen, würden Sie sicher sein. Einfach so. Dass es vollkommen
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