Das Attentat - 0
verlassen, dass Sie es für sich behalten würden.«
»Ja, aber das ist zu wichtig!«, schnauzte Zweil. Der skelettdürre alte Priester schwankte, und einen Moment befürchtete Gaunt, er werde umfallen. »Das Chaos hole meine Schwüre, Sie lügen in dieser Angelegenheit, und das lasse ich nicht zu!«
»Wovon redet er, Gaunt?«, fragte Dorden.
»Von Dingen, über die zu reden ihm nicht zusteht, Doktor«, sagte Gaunt.
»Er weiß es!«, rief Zweil.
»Ich glaube, Sie sollten es uns erzählen, Herr Kommissar«, sagte Corbec.
»Das ist kaum der rechte Zeitpunkt und auch nicht …«
»Erzählen Sie es ihnen!«, schrie Zweil. »Erzählen Sie ihnen, was Sie mir erzählt haben! Erzählen Sie ihnen, was mich hat glauben lassen!«
Gaunts Blick wanderte langsam von einem Gesicht zum anderen. Ihm ging auf, dass er in diesem Augenblick keinen einzigen Freund in dem Raum hatte.
»Na schön. Auf Aexe bin ich von der Front nach Meiseq gefahren, um mich mit Van Voytz zu treffen. Beltayn war bei mir. Unser Zug wurde aufgehalten, und wir gingen eine Weile zu Fuß und entdeckten dabei diese Kapelle im Wald. In der Kapelle war eine alte Frau. Sie schien uns zu kennen, und sie hat mich vor Herodor gewarnt, lange bevor der Befehl kam. Später haben Beltayn und ich versucht, die Kapelle wiederzufinden. Wir … haben sie nicht wiedergefunden, und ich habe keine Erklärung dafür.«
»Erzählen Sie ihnen den Rest«, sagte Zweil.
»Der tut nichts zur Sache«, sagte Gaunt.
»Doch, das tut er! Er spricht Bände! Die Frau, die sie getroffen haben, hat sich vorgestellt, und später haben sie herausgefunden, dass sie vor sechstausend Jahren hier auf Herodor gestorben ist!«
»Das reicht!«, fauchte Gaunt.
»Ja, es reicht«, sagte Zweil. »Es reicht völlig. Es reicht als Beweis nach jedermanns Maßstäben. Die Heilige hat Ihnen aufgetragen, hierher zu kommen und ihr zu dienen! Wie können Sie es jetzt wagen, sich ihr zu widersetzen!«
Gaunt nahm seine Mütze ab und setzte sich. Alle starrten ihn an.
»Ich weiß nicht, was auf Aexe in dem Wald passiert ist. Seitdem ist es mir immer gegenwärtig. Es tut mir Leid, dass ich es keinem von Ihnen erzählt habe. Aber es ändert nichts an den Tatsachen. Die Heilige hier ist nicht die Heilige. Sie ist eine Schwindlerin. Und fürs Protokoll«, fügte Gaunt mit einem Blick auf Zweil hinzu, »ich bin entsetzt über Ihren Mangel an Vertraulichkeit, Vater.«
»Ach, Sie werden schon darüber hinwegkommen!«, fauchte Zweil. Er schüttelte Dordens Arm ab. »Sagen Sie mir eines, Ibram Gaunt … wenn diese Heilige eine so offensichtliche Fälschung ist, warum hat sie Sie dann hierher beordert? Sie, den einzigen Mann, der sie bloßstellen kann?«
Gaunt zuckte die Achseln. »Ich weiß keine Antwort auf diese Frage.«
»Und wenn Lugo wirklich die Fäden zieht«, fügte Corbec hinzu, »warum sollte er es zulassen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Gaunt.
»Ich weiß eines«, sagte Hark, indem er sich erhob. »Es spielt keine Rolle, ob sie die Heilige ist oder nicht. Soweit es Millionen, vielleicht Milliarden Bürger des Imperiums betrifft, ist sie die wiedergeborene Sabbat. Wahrheit oder Lüge, wir können nicht daran rütteln, sonst sinkt die allgemeine Moral über Nacht auf den Nullpunkt.«
»Darauf wollte ich noch zu sprechen kommen, Hark«, sagte Gaunt. »Wir haben hier eine Pflicht zu erfüllen, ob sie uns gefällt oder nicht …«
»Zu lügen?«, fragte Dorden kalt.
»Sogar das«, sagte Gaunt.
Zweil stieß ein leises Ächzen aus und schlurfte zur Tür. Dort blieb er stehen und drehte sich zu Gaunt um. »Warum hier?«, fragte er. »Wenn es eine Lüge ist, warum dann gerade hier?«
Gaunt konnte ihm nicht antworten.
Zweil verließ den Raum, und Dorden und Curth folgten ihm besorgt.
»Wegtreten«, sagte Gaunt.
Corbec und Daur gingen beide, und das Unbehagen war ihnen anzusehen.
Gaunt wandte sich an Hark. »Wie ich sehe, hat Ihr alter Herr und Meister Sie bearbeitet.«
Hark schüttelte den Kopf. »Lugo? Er ist nicht mein …«
»Halten Sie den Mund, Viktor. Lugo hat Sie auf Hagia zu den Tanithern abgestellt. Sie sollten mein Ersatz sein. Er …«
»Nein, Ibram. Ich sollte Ihr Richter und Henker sein. Das hat Lugo von mir gewollt. Eigentlich bin ich der Ansicht, dass ich mich seitdem bei Ihnen und den Geistern bewiesen habe. Ja, Lugo hat nach unserer Ankunft hier mit mir geredet. Ich werde nicht lügen. Er hat mich aufgefordert, Sie zu bearbeiten. Er war der Ansicht, Sie könnten Sabbat
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