Das Attentat - 0
hinunter und trug Mkvenner auf den Armen nach unten.
Er erreichte das Ende und ging am Becken entlang zu den Stufen, die ins dampfende Wasser führten.
»Macht dich wieder besser«, wiederholte er immer wieder. Mkvenner antwortete nicht. Sein Kopf hing schlaff herab.
Mit dem sterbenden Späher auf den Armen stieg Kolea langsam ins Wasser, bis zu den Schienbeinen, den Knien, den Oberschenkeln, der Hüfte. Der Auftrieb des Wassers hielt Mkvenners schlaffe Gestalt und ließ ihn treiben. Kolea ging weiter, bis ihm das Wasser bis zum Hals reichte, und hielt Mkvenner dabei über Wasser.
Blut breitete sich in einem weiten Fächer rings um sie aus.
»Werde besser! Werde jetzt besser!«, rief Kolea.
Plötzlich sah er auf. Auf der anderen Seite des Beckens war eine Gestalt aufgetaucht, die in dem wallenden Dampf nur undeutlich zu sehen war.
»Mach ihn wieder besser!«, forderte Kolea, während er sich bemühte, Mkvenners schlaffen Körper über Wasser zu halten.
»Mach ihn wieder besser!«
»Was nun? Ich soll laufen?« Zweil beugte sich auf seinem Rollstuhl vor, den Lesp schob, und starrte auf die von Kerzen beleuchtete weiße Treppe unter ihnen. Sie konnten das schwefelhaltige Wasser riechen.
Zweil drehte mühsam den Kopf zu Gaunt. »Erwarten Sie, dass ich aufstehe und da runterlaufe?«, knurrte er.
»Nein«, sagte Gaunt. »Lesp? Helfen Sie mir.«
Der Oberbefehlshaber der Tanither und der schlanke Sanitäter hoben Zweil an und trugen ihn gemeinsam die Treppe hinunter. Es war schwer. Gaunt ging jetzt erst auf, wie wenig belastbar sein verwundetes Bein war. Wenn er jetzt fiel …
Hinter ihnen schüttelte Dorden müde den Kopf und schob den leeren Rollstuhl auf eine Seite. Dann folgte er den anderen langsam in die feuchte Kammer des Heiligen Balneariums.
»Könnten Sie mit dem Zappeln aufhören?«, grunzte Lesp.
»Ich zapple nicht!«, beschwerte sich Zweil.
»Doch, Sie zappeln. Das ist nicht leicht«, sagte Gaunt. Infolge der Anstrengung hatten sich Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet, und Lesp keuchte. Jede Stufe der glatten Kalksteintreppe war nass, und mit jedem Schritt konnte die Katastrophe eintreten.
»Was … was bei Feth geht da unten vor?«, sagte Dorden plötzlich hinter ihnen.
Gaunt wäre beinahe gestürzt. Sie waren auf halbem Weg die weiße Treppe hinunter. »Setzen Sie ihn ab! Setzen Sie ihn ab, Lesp!«
Sie senkten den gelähmten Zweil langsam auf die Treppe und ließen ihn los. Lesp musste in die Hocke gehen und den alten Ayatani festhalten, damit er nicht die nassen Stufen hinunterglitt. Gaunt erhob sich und schaute zu der Stelle, auf die Dorden zeigte. Unter ihnen standen drei Gestalten im Badebecken.
»Warten Sie hier«, sagte Gaunt.
Dorden nahm Gaunts Stelle neben Zweil ein und half Lesp, ihn festzuhalten. Die drei beobachteten Gaunt, der mühsam den Rest der Treppe nach unten stieg.
Am Fuß der Treppe angelangt, hinkte Gaunt zum Rand des Beckens. Die drei Gestalten im Wasser waren jetzt untergetaucht, und eine drückte den beiden anderen die Hände auf den Hinterkopf, um sie unterzutauchen.
Oder sie zu ertränken. Oder sie zu taufen.
Gaunt konnte es nicht sagen. Er stieg selbst ins Wasser hinab.
Die Gestalten tauchten in einem Wirbel von Blasen und Spritzwasser wieder auf. Kolea. Mkvenner.
Und sie.
»Was geht hier vor?«, rief Gaunt.
Die Beati, die nur ein weißes Hemd trug, lächelte ihn an und wischte das Wasser weg, das ihr aus den Haaren über das Gesicht lief.
»Das Wasser heilt, Ibram«, sagte sie.
Ihr bloßer Anblick vertrieb all seine Ängste. Er blieb stehen, wo er war, während das warme Wasser gegen seine Beine schwappte.
Mkvenner drehte sich um und watete zu ihm.
»Ven?«
Mkvenner erklomm die Treppe und setzte sich völlig durchnässt hin. Er fing an zu lachen.
»Ven? Ist alles in Ordnung?«
Mkvenner lachte herzlich wie über einen gewaltigen kosmischen Witz. Ein Mann in seiner Verfassung konnte unmöglich so lachen. Es sei denn …
»Ich hab’s doch gesagt«, sagte Kolea, der ebenfalls zur Treppe gewatet kam und neben Mkvenner aus dem Wasser stieg. »Hab ich’s dir nicht gesagt? Das heilt alles. Das ist der Witz hier, es …«
Kolea hielt inne und sah sich blinzelnd in der feuchten Luft um. Sein Blick verharrte schließlich auf Gaunts Gesicht.
»Ich …«, sagte er. »Herr Kommissar, ich glaube, mir ist irgendwas entfallen. Wie bin ich hierher gekommen?«
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SECHS
Unruhe
»Ein schlimmer Tag steht bevor!«
– Unbekannter Prediger,
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