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Das Attentat - 0

Das Attentat - 0

Titel: Das Attentat - 0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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Herodor
     
    »Würden Sie das … wiederholen, bitte.«
    Marschall Lugo strahlte in der weißen Galauniform mit hohem Kragen Macht und Autorität aus, aber sein Tonfall entsprach ganz und gar nicht seiner Erscheinung. Er klang eindeutig nervös.
    »Ich sagte, Marschall, dass ich mich für meine Verspätung entschuldige, aber ich wurde durch ein außergewöhnliches Ereignis im Heiligen Balnearium aufgehalten. Vor meinen Augen hat die Beati ein heiliges Wunder vollbracht. Eigentlich sogar zwei. Heilige Wunder der Heilung.«
    Gaunt verstummte und ließ die Stille wirken. Der Raum, ein hoher Ballsaal in der Altmakropole, den Lugos Stab für das Bankett requiriert hatte, war voller Offiziere in Galauniform – herodorische Planetare Streitkräfte, Leibkompanie, Regiment Civitas Beati und Tanither, die alle Gaunt und den Marschall anstarrten. Sie hatten bei Gaunts Eintreten herumgestanden, Amasecs als Aperitif getrunken und sich miteinander unterhalten, und sie hatten jedes Wort gehört.
    »Ein Wunder? Was für ein Wunder?«, fragte Lugo gereizt.
    Biagi und Kaldenbach standen in der Nähe, und Gaunt sah Rawne, Mkoll, Daur und Hark unter den Anwesenden. Hinter den versammelten Offizieren stellten die Dienstboten und Hausangestellten, die letzte Hand an die lange Tafel anlegten, ihre Aktivitäten ein, als sei ihnen klar, dass etwas in der Luft lag.
    »Zwei meiner Soldaten waren heute Abend im Heiligen Bad. Einer namens Mkvenner war dem Tode nah. Er wurde auf Aexe schwer verwundet und hat sich davon nie wieder richtig erholt. Der andere, Sergeant Kolea, ist im Zuge der Kampfhandlungen auf Phantine zum geistigen Krüppel geworden. Es war ein chronischer Zustand, den keine Operation und kein Arzt beheben konnte. Wie ich es sehe, hat Kolea Mkvenner ins Bad getragen. Es war ein Akt der Kameradschaft. Ich glaube, Koleas simpler Verstand hatte sich an das geklammert, was er über das heilige Wasser gehört hatte, und so glaubte er, das Richtige zu tun.«
    Lugos Augen verengten sich beim Zuhören.
    »Bei meinem Eintreffen«, fuhr Gaunt fort, »befanden sie sich im Hauptbecken, und die Heilige war anwesend. Sie war bei ihnen im Wasser, beinahe so, als ob sie …«
    »… sie taufen würde?«, murmelte Biagi.
    »Genau, Marschall«, sagte Gaunt. »Als sie damit aufhörte, waren beide Männer geheilt. Völlig geheilt.«
    »Sie müssen sich irren«, sagte Kaldenbach.
    Gaunt schüttelte den Kopf. »Ich gebe zu, Wahrheit und Falschheit scheinen hier auf Herodor ständig den Platz zu tauschen, aber ich weiß, was ich gesehen habe.«
    »Waren Sie allein, als Sie Zeuge dieses Vorfalls wurden, Gaunt?«, fragte Lugo.
    »Nein, Herr Marschall. Mein Oberstabsarzt war bei mir, dazu ein Sanitäter namens Lesp und Ayatani Zweil.«
    Lugo und Biagi wechselten einen raschen Blick. Gaunt konnte das kaum verhohlene Unbehagen in ihrer Miene erkennen.
    »Wann ist das passiert?«, fragte Lugo.
    »Vor einer Stunde, Herr Marschall.«
    »Und Sie kommen erst jetzt und berichten mir davon?«
    Gaunt stutzte. »Ayatani Zweil hat mich mit der Etikette bei solchen Vorfällen vertraut gemacht. Ich habe mich beeilt, den obersten Ayatani, die Pröbste der Ekklesiarchie und den ersten Offiziar zu verständigen, damit die Wunder bestätigt und dokumentiert und in die heiligen Akten Eingang finden können.«
    »Sie haben Kirche und Staat vor mir informiert?«
    Gaunt nickte. »Mir war nicht bewusst, dass Wunder eine militärische Angelegenheit sind, Marschall. Ayatani Zweil sagte, Schauplatz eines nachgewiesenen Wunders zu sein würde Herodors Bedeutung als heiligen Ort gewaltig erhöhen. Das mache es zu einer Angelegenheit der Imperialen Kirche. Alle Bürger des Imperiums sind gesetzlich verpflichtet, die Ekklesiarchie von Wundern und Omen in Kenntnis zu setzen. Und natürlich verleiht es auch der Authentizität der Beati selbst Provenienz.«
    »Sie braucht keine Provenienz!«, schnauzte Lugo.
    »Herr Marschall, ich verstehe das nicht«, sagte Gaunt. »Die Heilige wurde hier auf Herodor wiedergeboren und hat durch das Wirken echter Wunder ihre Göttlichkeit unter Beweis gestellt. Das ist sicher Grund genug für ein allgemeines Frohlocken. Warum wirken Sie verärgert?«
    Lugo versteifte sich und sah sich um, da ihm plötzlich bewusst wurde, welchen Eindruck er machte. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Sie missverstehen mich, mein lieber Kommissar-Oberst. Ich bin nur … erstaunt. Wunder, wie Sie sagen, sind außerhalb unseres Verständnisses, außerhalb des

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