Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
blondes Volk. Ihre Gesellschaftsstruktur ist stammesrechtlich organisiert, doch sämtliche Klans haben dem Thron in Val Alorn Treue geschworen. Die Fehden und Streitigkeiten, die von Zeit zu Zeit ausbrechen, werden entweder vom König geschlichtet oder durch einen ritualisierten Zweikampf entschieden.
GESCHICHTE DER CHEREKER
Es liegt auf der Hand, daß die Alorner die cherekische Halbinsel seit nunmehr mindestens vier Jahrtausenden besiedeln. Der große Tempel Belars, des Bärengottes der Alorner, in Val Alorn ist verläßlich in das elfte worden und stellt ein Jahrhundert datiert wahrhaft bemerkenswertes Denkmal prähistorischer Architektur dar. Es scheint, als seien die Chereker ein ziemlich großer Stamm nördlicher Nomaden gewesen, der sich zu Beginn des ersten Jahrtausends in Cherek niederließ. Obgleich Hinterlassenschaften der primitiven alornischen Kultur in Norddrasnien und in den Bergen Gar og Nadraks gefunden wurden, ist es nur allzu offensichtlich, daß die cherekische Halbinsel ihr ursprüngliches Herkunftsgebiet ist.
Runeninschriften, die bis in älteste Zeiten zurückreichen, haben das Land in der Tat als Alorien identifiziert, aber dieser Name scheint zu Ehren Cherek Bärenschulters, eines großen Königs, der am Ende des zweiten Jahrtausends über die Alorner herrschte, in Cherek geändert worden zu sein. Offenbar ein Mann von gewaltiger Kraft, beherrschte König Cherek ein ausgedehntes Nordreich, das sich vom Aldurtal bis zum Polareis und von der Westküste bis zu jenen östlichen Regionen erstreckte, die heute Gar og Nadrak sind. Es umfaßte ganz Algarien, Drasnien, Gar og Nadrak und Nordsendarien wie auch die gesamte cherekische Halbinsel. In den späteren Jahren seiner Regierung wurde das Riesenreich König Chereks in vier verschiedene alornische Königreiche unterteilt – der genaue Grund dafür ist unklar –, und die Alorner zogen sich bis hinter die Grenzen des heutigen Drasnien aus dem Osten zurück.
Die ersten Kontakte zwischen Cherek und dem tolnedrischen Imperium erfolgten während des 25. und 26. Jahrhunderts, als cherekische Freibeuter systematisch alle tolnedrischen Schiffe zu versenken begannen, die sich aufs Meer der Stürme verirrten, und die cherekischen Berserker die gesamte Westküste hinauf und hinunter Beutezüge unternahmen, wobei sie Städte in Sendarien, Arendien, Tolnedra und Nyissa plünderten und brandschatzten. Die Stadt Tol Vordue an der Mündung des Arendflusses wurde in diesen zwei Jahrhunderten achtmal bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
Zu Beginn des vierten Jahrtausends hatten tolnedrische Sonderbotschafter eine Reihe von Verträgen und Handelsabkommen mit den Cherekern geschlossen, und die Beziehungen nahmen zumindest einen Anschein von Normalität an. Im Jahre 3097 eröffneten die Vereinbarungen von Val Alorn tolnedrischen Kaufleuten mit gewissen Einschränkungen die Schiffahrts- und Handelsrouten nach Riva. (Siehe ›Die Geschichte der Insel der Stürme.‹) Nach der Errichtung der rivanischen Handelsenklave nahm die Stadt Val Alorn schließlich einen bescheidenen Handel mit der Insel der Stürme und mit Drasnien im Osten auf. Der Hauptteil des cherekischen Handelsaufkommens jedoch beruht auf dem Warentransport über das Meer, vom drasnischen Hafen Kotu durch den Golf von Cherek und die Enge von Cherek in die Straße von Sendarien und um die Landzunge von Arendien herum zu den südlichen Häfen. Trotz des hervorragenden Systems von Straßenverbindungen, das Kaiser Ran Horb II. (siehe ›Die Geschichte Tolnedras‹) anlegen ließ, sind die nach dem Vorbild der langen, schnittigen cherekischen Kriegsschiffe gebauten Kauffahrer viel schneller als die Karawanen anderer Händler, die die tausend Leagues von Boktor am westlichen Endpunkt der Nördlichen Karawanenstraße zum sendarischen Hafen Camaar zurücklegen müssen. Daher können cherekische Handelsschiffe ihre Waren mühelos an den Docks von Tol Vordue oder Tol Horb oder sogar an den Kaianlagen von Tol Honeth löschen, bevor ähnliche Waren auf der Überlandverbindung eintreffen können. Darüber hinaus können die Chereker die unzähligen Zölle, Steuern, Abgaben, Hafengebühren, Bestechungsgelder, Freundschaftsgeschenke und Zuwendungen umgehen, die das Herzblut des Handels sind, und diese Vorteile machen den gelegentlichen Verlust einer Schiffsladung durch Unwetter, auf den Karten nicht verzeichnete Riffe oder schieres Pech bei einer jener Zufallsbegegnungen auf hoher See, welche die Chereker so
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