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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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diesen kruden Experimenten seinen Rat, ihn, ihren Sohn da rauszuhalten? Um seiner Seele willen?
„Einen guten Morgen, Mister Finney.“
Der Mann, der ihn begrüßte, stand im prallen Licht der Sonne. Davon geblendet nahm Leonard zuerst nur die schlanke Silhouette wahr, den Kopf mit den kurz geschorenen Haaren und das Weiße seiner Augen.

Kapitel 4
    „Ich weiß, es ist Ihnen keine Hilfe, Miss Libovitz. Aber auch für mich ist es nicht besonders angenehm“, sagte der Mann.
Caitlin blieb stumm, vermied den Augenkontakt. Nein, es hilft mir nicht, dachte sie. Ohne Erfolg hatte sie versucht, sich auf die Situation einzustellen.
Wer sich wie sie auf eine Reise durch Südostasien begab, erwartete vieles. Sonne, Palmen, Strände, aufregende Orte, das andere, das ungezwungene Leben. Man rechnete vielleicht mit Unannehmlichkeiten wie Insektenstichen, Magenproblemen und dergleichen. Aber man rechnete niemals damit, sich hier wiederzufinden, neben diesem Mann. Wie immer, wenn Caitlin nervös wurde, knibbelte sie an ihrem Oberschenkel. Ihre Finger fühlten die Einbuchtung in der Haut, dort, wo sie der Hai erwischt hatte. Solange sie lebte, würde diese Narbe ihr den heißen Augusttag ins Gedächtnis rufen. Ihre Gedanken drifteten davon.
    Z um Sommer 1973. Seit Tagen litt San Diego unter einer Hitzewelle. Am Wochenende fuhren ihre Eltern zum Solana Beach hinaus, drei herumalbernde Mädchen auf dem Rücksitz. Auf der Fahrt probierten Caitlin und ihre beiden Freundinnen die neuen Schnorchelmasken aus. Caitlin liebte das Meer. Als ausgezeichnete Schwimmerin nahm sie mit ihren damals neun Jahren an landesweiten Wettbewerben ihrer Altersklasse teil. Die Mädchen warteten gerade so lange, bis Caitlins Vater den Wagen in eine Parklücke bugsiert hatte. Jauchzend flitzten sie über den heißen Sand und stürzten sich in die sanften Wellen des Pazifik. Mit kräftigen Zügen schwammen sie hinaus. Als Caitlins Mutter die Decke ausbreitete, konnte sie die Mädchen nur noch an den Badeanzügen unterscheiden. Ein roter, ein blauer und der froschgrüne ihrer Tochter. Sie leuchteten auf, wenn die Kinder an die Oberfläche kamen, prusteten und wie junge Robben wieder abtauchten.
Der vier Meter lange Mako strich seit einer halben Stunde im tiefen Wasser herum. Dann glitt er auf die Brandungszone zu, angelockt von den Bewegungen der ahnungslosen Schwimmer. Die Rezeptoren in seiner Haut registrierten die feinen elektrischen Schwingungen. Die tückischen Augen auf die Beute gerichtet orientierte er sich, wo ein Angriff lohnte und die geringste Gefahr für ihn selbst barg.
Einen Meter unter die Oberfläche abgetaucht sah Caitlin ihn kommen. Sie schrie, unhörbar. Ein kräftiger Stoß ihrer Beine katapultierte sie nach oben. Ihr Kopf stieß in die Luft und sie kreischte sich die Angst aus den Lungen. Dann spürte sie den entsetzlichen Druck auf ihrem Oberschenkel.
Der Hai drehte kurz ab. Selten verlief seine erste Attacke tödlich. Zunächst vergewisserte er sich mit einem Biss, ob das zappelnde, grüne Ding als Beute taugte. Er schmeckte das Blut und griff wieder an. Gelähmt, in stummer Todesangst erwartete Caitlin mit schreckgeweiteten Augen den heransausenden Schatten. Ein zweiter bewegte sich unter ihr. Ein behaartes Bein. Mit einem wuchtigen Tritt traf es den Mako über dem rechten Auge. In einer blitzschnellen Bewegung wandte sich der Schatten ab und verschwand in der Tiefe. Ein Architekturstudent rettete Caitlin damit das Leben.
    Gedankenverloren fuhr sie über die Narbe. Der Biss war längst verheilt, zwei weiße, gezackte Linien in der sonnengebräunten Haut des linken Oberschenkels. Der Schmerz der Wunde nur noch ein fernes Wimmern. Aber das Grauen hielt Caitlin noch immer gepackt. Nicht der Angriff selbst entsetzte sie. Oder die fürchterliche Vorstellung, um ein Haar einer wilden Kreatur zum Opfer gefallen zu sein. Aber diese Sekunden im stillen, klaren Grün unter der Wasseroberfläche prägten sich ihr für immer ein. Deutlich hatte sie die Beine ihrer Freundinnen erkannt und die Körper anderer Schwimmer. Weiter draußen, näher an dem angreifenden Killer mit seinem halb geöffneten Maul. Doch er hatte sie ignoriert. Deswegen erzitterte Caitlin auch heute noch manchmal am ganzen Leib. Mit klar erkennbarem, brutalen Willen hatte der Hai seine widerlichen Augen nur auf sie selbst gerichtet. Nur sie, sie ganz allein, wollte er töten.
Nie wieder setzte sie seitdem einen Fuß in das Meer. Weigerte sich, in einem Boot

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