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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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hinauszufahren. Sogar die Fahrt auf Fährschiffen überstand sie nur mit Alkohol und Tabletten. Mit ihren vierundzwanzig Jahren war sie sich mehr als ihre Altersgenossen bewusst darüber, dass sie einmal sterben würde. Aber ganz sicher würde das nicht im Wasser geschehen. Nicht in einem Wasser, in dem größeres als sie selbst herumschwamm.
    „Glauben S ie, Sie werden das schaffen, Miss Libovitz?“, fragte der Mann neben ihr.
Caitlin nickte. Plötzlich fühlte sie, wie unpassend die Gedanken an die schicksalhafte Begegnung mit dem Hai waren. In Anbetracht dessen, was ihr bevorstand. An diesem Ort, neben diesem Mann. Randolph Brunswick, einem Angestellten des US-Konsulats, entging ihre Unruhe. Zusammen glitten sie im Fahrstuhl abwärts. Das Licht auf der Schalttafel näherte sich dem Schildchen mit der Aufschrift: Pathologie.
    Der letzte Satz des Briefes versetzte Leonards Sinne in Alarmbereitschaft.
Wer immer versucht, dich zu kontaktieren. Sei vorsichtig!
„Darf ich mich zu Ihnen setzen, Mister Finney?“
Aus der Aura des ihn umgebenden Sonnenlichtes materialisierte ein etwa vierzigjähriger Mann, gekleidet in einen sandfarbenen Leinenanzug. Unter den blonden Haarstoppeln glühte rote Kopfhaut. Die Augen in der Farbe hellen Bernsteins verliehen ihm den boshaft berechnenden Ausdruck eines Reptils. Ohne eine Einladung abzuwarten, glitt der Mann in den Stuhl gegenüber, legte eine lederne Dokumentenmappe auf den Tisch und lehnte einen Gehstock gegen die Kante. Ein pechschwarzer Stab, am oberen Ende verziert mit einem elfenbeinernen Ziegenkopf. Die fratzenartige Schnitzerei glich mittelalterlichen Satansdarstellungen.
„Kennen wir uns?“, fragte Leonard.
Der Mann setzte ein Lächeln auf, kühl und gleichzeitig Milde vortäuschend, wie das eines Gestapo-Offiziers zu Beginn eines Verhörs.
„Neuigkeiten von Ihren Eltern?“
Ohne seine Überraschung zu verraten, faltete Leonard den Brief zusammen und steckte ihn in die Tasche. Von der ersten Minute an erzeugte der ungebetene Gast in ihm das Gefühl, ein Verdächtiger zu sein, dem man ein Geständnis entlocken wollte.
„Entschuldigen Sie, Mister Finney. Wie unhöflich von mir.“
Mit diesen Worten fischte der Mann eine Visitenkarte aus der Anzugtasche und schob sie Leonard zu.
Oren Kavenay, SETI, Mountain View, California
Erstaunt zog Leonard die Brauen in die Höhe.
„SETI?“
Von dieser Organisation hatte er schon gehört. Sie führte den Zweck ihrer Tätigkeit im Namen: Suche nach außerirdischer Intelligenz. Eine private Stiftung, die von namhaften Konzernen finanziell unterstützt wurde.
„Sollten Sie dann nicht hinter irgendeinem Monitor sitzen und Signale aus dem Weltraum analysieren?“
„Das ist etwas für unsere jungen Enthusiasten“, entgegnete Kavenay. „Es gibt noch andere Sektionen. Die sich mit anderen Kommunikationsformen beschäftigen.“
Leonard fragte sich, welcher Natur die Tätigkeit dieser anderen Sektionen sein mochte. Zwei Häuserblocks entfernt entdeckte er einen Wagen. Daran lehnte ein bulliger, stiernackiger Kerl, der sie zu betont nicht beachtete. Auf eine plumpere Art als die Gestalt, die sich nicht im Arkadengang versteckt hatte. Zusammen mit Mister Oren Kavenay bildete er ein Gespann, das einen Verdacht weckte.
„Woher wissen Sie von mir?“, fragte Leonard. „Ich habe irgendwie das Gefühl, Sie gehören zu einem anderen Verein. Dem aus Langley.“
Kavenay verstand die Anspielung auf die CIA und reagierte amüsiert.
„Sie täuschen sich. Ich bin hier nicht in einer geheimen Mission unterwegs.“
Die krokodilhafte Kälte, die Kavenay umgab, widersprach der sanftmütigen Antwort. Wie auch immer, dachte Leonard. Der Kerl kannte seinen Namen und wusste, wo er zu finden war. Also kam er an Informationen heran, die nicht auf der Straße herumlagen. Beschattete ihn jemand, dann dieser Mann. Die Spiegelung im Schaufenster war vielleicht doch keine Halluzination gewesen.
„Wir hätten uns nur gern mit Ihren Eltern unterhalten“, sagte Kavenay. Es klang wie ein Befehl.
„Sie interessieren sich auch für irdische Psychologie?“
Es blitzte in den Bernsteinaugen. Dann öffnete Kavenay die Dokumentenmappe, holte ein Buch hervor und legte es auf den Tisch.
Leonard starrte einen Moment auf den Titel.
Das Auge der Dunkelheit – Martha und Evan Finney
Da er es nie zuvor gesehen hatte, musste es erschienen sein, als er sich in Südamerika aufgehalten hatte. Das Auge der Dunkelheit. Wenn sie bereits ein Buch

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