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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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Tortur, die der arme Kerl hier erlitten hat.“
„Meine Güte, das ist ...“
Aufgeregt kramte Leonard das Fell mit Conleys Notizen aus Ellens Tasche. In der Hast verstreute er die Hälfte der Blätter am Boden.
„Was ist?“, fragte Ellen.
„Der Tote, das ist ... warte.“
Auf dem Boden kniend durchstöberte er den Haufen Papier. Dann reckte er Ellen eine Fotografie entgegen, die zwei Männer abbildete. Ein junger Burmese und ein Feldgeistlicher, einen Arm in der Binde.
„Sieh doch. Der Tote ist Reverend Willet. Das ist nicht Conley.“
„Aber der Säbel. Und die Uniform. Abgesehen davon steht ziemlich deutlich Blackford Conley auf dem Sargdeckel.“
Leonard nahm die Notiz aus dem Blätterhaufen, die Conleys Tod meldete.
„Aufgegeben von Reverend Willet. Eine Woche, nachdem die Männer bei der alten Kirche getötet wurden.“
„Das sagt doch alles“, stellte sie fest, „wenn das da Willet ist, wie konnte er dann eine Woche später eine telegrafische Meldung aufgeben?“
„Dieser verdammte Bastard hat sie alle umgebracht. Das ist die einzige Erklärung. Conley wollte seinen Tod vortäuschen. Er hat Willet die Uniform angezogen. Dann hat er ihm das Gesicht zertrümmert, um es unkenntlich zu machen. Und die telegrafische Meldung hat er selbst aufgegeben. Er hat seine Spur verwischt.“
„Aber warum?“
„Er war überzeugt von der Existenz eines Schatzes. Und er musste sicher gewesen sein, ihn zu finden. Deshalb hat er alle Zeugen beseitigt. Die Männer starben, damit er seine Suche in aller Ruhe fortsetzen konnte. Unerkannt. Er wollte alles für sich.“
„Vielleicht hilft Ihnen das“, sagte Kyiun Thet. Unter Resten der Uniformjacke kramte er ein Büchlein hervor, mit goldenem Kreuz auf dem schwarzen Einband.
„Ein Notizbuch. Es muss Willet gehören.“
Leonard blätterte darin herum. Etwa in der Mitte des Büchleins angekommen, stockte er. „Die Legende von Thian-o-Li und der Träne des Schwarzen Buddha. Conley erwähnte sie. Es ist unfassbar.“
Er schloss das Büchlein wieder.
„Conley hat dafür gesorgt, dass niemand auch nur den kleinsten Hinweis finden konnte. Nur aus diesem Grund hat Willet seine Aufzeichnungen mit ins Grab bekommen.“
Im Rausch wühlte Leonard in den verstreuten Papieren herum.
„Da fehlt ein Teil. Ich muss was übersehen haben.“
Entsetzt erkannte Ellen den Irrsinn, dem der britische Offizier verfallen war, und zu welchen grauenvollen Taten er ihn verführt hatte. Es war das Auge! Denn in Leonard brannte die gleiche Glut, die der alte U Kyiun dem Soldaten zugeschrieben hatte. Der Widerschein eines kaum gebändigten Wahnsinns. Leonards Finger ertasteten die Stelle, an der Arundhavi das Fell aufgeschnitten hatte, fühlten feines Seidenpapier.
„Was ist das denn?“

Kapitel 51
    Konnte den Einfaltspinseln in Mandalay weismachen, einige der Rebellen seien entkommen. Sie seien nach Than Mon geflohen und ich wäre ihnen auf den Fersen. Muß vorsichtig sein. Willet schöpft Verdacht. Hat sich eine Kugel eingefangen. Das wird ihn eine Weile beschäftigen. Haben am unteren Chindwin drei Leute verloren und bei Than Mon noch mal zwei. Irgendwelche Eingeborenen-Drecksäcke machen die Gegend unsicher. Min hatte recht. Er kennt das Gebiet. Trägt Naga-Blut in sich. Trafen welche, dort oben. Widerwärtige Gestalten. Menschenfresser. Sagten, wir könnten nicht „dorthin“. Musste erst einen aufschlitzen. ES IST DA. Den Tempel des Erloschenen Sterns nennen sie ihn hier. Niemand darf ihn sehen. Deshalb waren nur acht auf den goldenen Bändern. Min weiß zuviel. Er wird den Dschungel nicht mehr verlassen.
B.C.
    Für eine Verdoppelung seines Lohnes konnten sie den jungen Burschen aus Than Mon überreden, sie zu dem Eingeborenen-Handelsposten zu führen. Ein kläglicher Haufen Holzbaracken am Ufer eines Chindwin-Zuflusses, zwei Tagesmärsche entfernt, nordwärts durch die grünen Berge. Die letzte Siedlung, die sie auf der Reise zu Gesicht bekommen sollten. Zu Beginn ihres Marsches pochte in Ellen noch der Verdacht, Leonard verliere seinen Verstand. Er schwand, je weiter sie vordrangen. Im Handelsposten angekommen, brannte Ellen wieder in dem Feuer, das er auf sie übertragen hatte. Ebenso wenig wie er konnte sie aufgeben, nach allem, was geschehen war. Beide klammerten sich an den letzten Strohhalm, der ihnen noch blieb. Zwei der drei Seidenpapiere enthielten Conleys letzte Eintragungen. Aus ihnen rannen nur noch Blut und Wahnsinn. Eines stellte sich als detaillierte

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