Das Auge der Dunkelheit (German Edition)
Rätsels erhellte sich. Dessen Bedeutung ließ sich bislang unmöglich erkennen. Die traurige Geschichte der Suanh Sajang. Die Worte des Barbiers in Kampong Glam, sie sei mit ihrem Geliebten fortgegangen, keiner weiß, wohin . Diese letzte, schauerliche Fotografie verriet es. Aus Sarawak kehrte er nie wieder in das Gelbe Haus zurück. Schickte sie fort nach Singapur und verdammte sie, sein Geheimnis zu bewahren. Dort, im Dschungel, sank er ins Grab. Und mit ihm das Auge der Dunkelheit, von der Welt vergessen.
„Sarawak. Ost-Malaysia“, konstatierte Leonard. Die letzte Station auf der Reise seiner Eltern. Was für eine Ironie. Das Schicksal zwang ihn zu einem derartigen Umweg, nur um die Lösung womöglich dort zu finden, wo alles an das Licht des Tages getreten war.
„Das grenzt es ein, ist aber immer noch ein ziemlich großes Gebiet.“
Die Hände in die Hüften gestützt suchte Ellen den Raum ab.
„Da!“
Im Rücken des steinernen Dämons erkannte sie schemenhaft ein Tiefrelief. Aus der Nähe betrachtet erwies es sich als die Darstellung eines Kris. Linien und Schriftzeichen umgaben die Vertiefung, führten bis an ihren Rand und wurden dort abgeschnitten. Leonard führte seinen Finger eine äußere Umrandung entlang, die das Tiefrelief oben und unten zweimal unterbrach.
„Das stellt eine Insel dar. Das könnte die Küstenlinie von Borneo sein.“
„Eine Landkarte. Es sieht aus, als müsste man den Dolch in die Vertiefung legen, um sie zu vervollständigen.“
„ So zeigt der Kris den Weg. Seine neue Heimat ist in die Klinge eingearbeitet. Damit allein lässt sich aber nichts anfangen. Man braucht das hier, um eine genaue Lagebeschreibung zu erhalten.“
„Auf diese Weise hat Conley es herausgefunden.“
Dann kam beiden derselbe Gedanke.
„Die Zeichnung!“
Als sie das Blatt am Relief anlegten, sahen sie sich getäuscht. Das gezeichnete Linienmuster der Klinge ergab kein Gesamtbild mit der Gravur im Stein.
„Verdammt. Die ergänzenden Teile müssen sich auf der anderen Seite der Klinge befinden. Als ob Conley es geahnt hätte. Davon hat er keine Zeichnung angefertigt.“
„Die wenigen Worte hier ergeben auch nicht viel Sinn.“ Ellen übersetzte. „ Dessen Name du nicht nennen sollst ... herrschen zwei weiße Könige ... dem Pfad der Danah Oth, bis ... Alles unvollständig.“
Mit allen Einzelheiten übertrug Leonard das Relief auf Papier.
„Es gibt nur eine Chance. Wenn wir seine Spur in Sarawak wieder aufnehmen können.“
Sie hörten ihn nicht kommen und seine Stimme fuhr in ihre Glieder wie ein eisiger Wind.
Kapitel 52
„Welcher verfluchte Dämon beschützt dich?“
Im Schatten zwischen dem steinernen Unabwendbaren und dem Türrahmen erkannten sie die schlanke Gestalt, den kahl rasierten Schädel.
„Arundhavi!“
Eine Hand unter dem Gewand verborgen kam er näher.
„Du scheinst auch eine Menge Glück zu haben“, hielt ihm Leonard entgegen. „Wie, verdammt noch mal, bist du entkommen?“
„Wenn man sich auf eins verlassen kann, dann ist es die Dummheit. Meiner Geschichte haben sie mehr Glauben geschenkt als deiner. Als sie mir erzählten, wer mich, den unschuldigen Mönch, niedergeschlagen hat, wollte ich es nicht für möglich halten. Und doch, wie ich sehe, ist es wahr.“
„Es gab einen Fluchttunnel.“
„Ich weiß“, grinste Arundhavi. „Sogar fünf. Ich hätte nur nie geglaubt, du würdest den richtigen finden. Den einzigen, in dem kein Tod lauert. Deine Fähigkeiten sind widernatürlich. Auch hier bist du dem Geheimnis wieder einen Schritt nähergekommen. Aber jetzt wirst du es für dich behalten.“
Er zog einen schimmernden Gegenstand unter dem Gewand hervor.
„Gib mir den Dolch!“
Nie hätte Leonard geglaubt, diesem Mann noch einmal ausgeliefert zu sein. In einer noch aussichtsloseren Situation als in einem stillgelegten Krankenhaus, an ein Bett gefesselt. Den einzigen Fluchtweg versperrte der mörderische Mönch. Als empfinge Arundhavi seine Gedanken, zischte er:
„Vergiss es! Du hast keine Chance. Gib mir den Dolch!“
„Ich hab´s dir schon mal gesagt. Ich habe ihn nicht.“
„Du warst an seinem Grab!“
„Richtig. Das war ich. Aber weder lag die richtige Leiche darin, noch das Auge der Dunkelheit . “
„Du lügst, du elender Hund!“
Arundhavi holte aus, der Gegenstand in seiner Hand blitzte auf. Seine Sinne richteten sich auf seinen Gegner, seine Kraft übertrug sich auf das Metall in seiner Hand, lud es mit Energie auf. Sogar die
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