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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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Einzelheiten des Rituals anvertraut. Er weiß, dass er nur einen Versuch hat. Bei Vollmond. Und das ist in weniger als vierzig Stunden.“
„Es ist noch weit“, ergänzte Arundhavi. „Wir werden keine Rast mehr einlegen können. Und wenn Mister Finney es schaffen will, müsste er uns dicht auf den Fersen sein.“
Sen schüttelte den Kopf.
„Leider nicht. Er ist vor uns. Die Dayak haben frische Spuren gefunden.“
Welche Art Spuren, verheimlichte der Chinese. Denn darauf konnte er sich selbst noch keinen Reim machen. Der Engländer war nicht allein unterwegs. Wer immer ihn begleitete, es verschlimmerte die Lage noch. Was, wenn sie es auch erfuhren? Denn Leonard Finney besaß das Wissen, das Ritual auszuführen. Nini hatte ihm erzählt, dass der Engländer nach der unfreiwilligen Trance bei dem Danah-Oth-Schamanen eine Reihe einsilbiger Töne vor sich hingemurmelt hatte. Er kannte den Laut der rituellen Formeln! Das geheime Mantra!
„Beeilt euch!“, drängte Sen.
Gesichert von zwei ihrer Dayak-Begleiter gelang es Manao, sich an das jenseitige Ufer zu kämpfen. Dort befestigte er ein Seil, an dem die anderen sich mühsam hinüberhangelten. Gerade als der letzte sich an Ranken den Hang hinauf zog, vernahmen sie dumpfes Donnern, als schlage jemand eine riesige Trommel. Ein meterlanger, manndicker Baumstumpf rumpelte über den Grund des Flusses, stieß an Steine am Ufer. Wild auf und ab tanzend schoss er durch das rasende Wasser heran. Mit voller Wucht traf er das schwarze Ei. Ein Kreischen folgte, als schreie die Mumie darin in höllischem Schmerz auf. Wie Glas zerbarst der Stein in tausend Splitter, wurde zerrieben und fort gespült von dem brüllenden Fluss. Während sich die Gruppe den Hang hinaufmühte, blieb Sen noch kurz am Ufer stehen.
„Niemand wird den Eingang in das Reich der Unsichtbaren je wieder finden.“

Kapitel 65
    „Dieser dort ist es!“
Majorie Nemsky legte eine erstaunliche Bestimmtheit an den Tag.
Als sie das Massiv der Dreier-Gipfel erreichten, fegten schwarze Wolken über die Höhen. Ein böser Wind scheuchte sie um die Zinnen. Geformt wie eine Glocke ragte die Spitze des Höchsten auf, verjüngte sich nach oben in eine Felsnadel, die in den Himmel stach. Sie hat recht, dachte Leonard. Deshalb hörte in all den Jahrhunderten nie jemand von der Pagode des Schwarzen Buddha. Es war kein Menschenwerk, der Berg selbst war das Heiligtum. Auch Kavenay folgte Majories Einschätzung.
„Ziemlich ungemütlich da oben. Was meinen Sie, meine Liebe, schaffen wir es?“
„Der Mond wird in etwa zwölf Stunden aufgehen. Bis er im Zenit steht, sind es vielleicht sechzehn. Hoffentlich hat sich das Unwetter bis dahin verzogen.“
Die Gesichter der drei Malaien spiegelten blanken Horror. Freiwillig würden sie den Berg nicht einmal bei prallem Sonnenschein betreten. Zwei Drittel der Flanke bedeckte düstere Vegetation, darüber drohten steile, von scharfen Graten zerschnittene Hänge.
„Es ist völlig unmöglich, auf den Gipfel zu gelangen“, sagte einer der Männer mit zittriger Stimme. Kavenay sparte sich die Mühe, die Frage zu formulieren und legte nur eine Hand auf Leonards Schulter.
„Auf der Westseite, dicht oberhalb der Baumgrenze, gibt es einen Eingang, der sich das Maul der Kobra nennt“, sagte er. „Eine Höhle, vermutlich. Innen muss sich ein Weg nach oben befinden.“
Ihn trieb weniger die Hoffnung, Kavenay im letzten Moment entkommen zu können. Aus einem anderen Grund gab Leonard sein Wissen widerstandslos her. Keiner von ihnen würde je von dem Berg wieder herunterkommen. Wie das Untergewölbe des Thammuyiangi-Tempels dürfte auch die Pagode des Schwarzen Buddha gespickt sein mit tödlichen Fallen. Sie wollte ihr Geheimnis für sich behalten. Ihm war es gleich, ob er dort oben den Tod fand. Er musste mit den anderen hinauf, bevor Kavenay es sich anders überlegte. Den Aufstieg verschob und es später versuchte, besser vorbereitet und mit geeigneterer Ausrüstung. Und Leonard konnte auf die Gier des Mannes zählen. So kurz vor dem Ziel würde er nicht umkehren. Er wollte jetzt hinauf. Sie banden Leonards Hände fester und führten ihn an einem starken Strick. Das eine Ende band sich der Vorausgehende um die Hüfte, das andere der Wächter, der Leonard folgte.
    Schon das Fauchen des schneidenden Windes in dem dunklen Gehölz bereitete den Malaien Angst. Die geisterhaften Nebelfetzen glaubten sie erfüllt mit dem bösartigen Willen, ihre Sinne zu verschleiern. Hin und wieder

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