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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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hinter einem Mauervorsprung. Es fiel jedoch ein Lichtschein auf die kahle Außenwand darunter, hin und wieder von einem vorbeihuschenden Schatten verdunkelt. Sonderbar. Kaum wechselte er das Zimmer, zog drüben ein neuer Gast ein. Er lauschte, aber die rätselhaften Geräusche waren verschwunden, dieses Röcheln und Ächzen in der Wand. Und auch sonst kein Laut von drüben. Er schlich in den schummerigen Flur. Es reizte ihn, an die Tür zu klopfen, und wenn er damit nur erreichen konnte, ein anderes Lebewesen in diesem Gemäuer zu sehen als den alten Portier. Das Oberlicht über der Tür verhinderte es. Dahinter drohte stockdunkle Stille. Hatte der Gast in der kurzen Zeit den Raum verlassen? Unmöglich. Auf jeden Fall hätte Leonard ihn auf dem Flur hören müssen. Verunsichert kehrte er in sein Zimmer zurück, trat an das Fenster. Seine Finger krampften sich in den Rahmen. Ohne Zweifel fiel ein Licht von nebenan auf die Hauswand. Und auch der Schatten wischte wieder vorbei. Dort hielt sich jemand auf. Rasch wandte er sich ab. Die Droge. Sie wirkte noch nach. Nur mit dieser Erklärung bekam er seine überspannten Nerven unter Kontrolle. Mühsam zwang er sich in die Realität. Doch auch die nahm die Züge eines Irrenhauses an, in dem man die Patienten nicht von den Ärzten unterscheiden konnte. Er besaß nur einen Hinweis. Ihm zu folgen, bedeutete, das Büro der Reederei in der Carpenter Street noch einmal aufzusuchen. Vielleicht erwartete ihn dort wieder der alienhafte Entführer. Leonard musste es riskieren.
    „ Eigenartiger Ort zum Sterben“, sagte Detective Inspector Sung. Nachdenklich stand er vor der ehemaligen Isolationsstation des stillgelegten Hospitals.
„Eigenartiger Ort zum Bumsen“, meinte sein Assistent lakonisch.
Seit Jahren arbeitete Detective Chao mit dem Inspector zusammen. Nur deshalb erlaubte er sich den flapsigen Tonfall. Er wies zu einer Stelle in dem hohen Gras.
„Da hinten hat sich das Pärchen vergnügt. Bevor sie von zwei Schüssen aufgescheucht wurden. Sie haben zwei Männer gesehen. Beide zu undeutlich für eine exakte Beschreibung. Einer war aber definitiv ein Weißer, Europäer oder so.“
Inspector Sung nickte, stieg über einen Schutthaufen vor dem Eingang und betrat das Gebäude. Das Hospital stand in dem Ruf, von bösen Geistern Verstorbener heimgesucht zu werden. Nachts traute sich niemand her. Selbst im Tageslicht verdunkelte der Komplex das Gemüt des Betrachters. Dennoch erstaunlich, dass die meisten dieses aufgegebene Krankenhaus nur als ein Ort des Schmerzes und des Todes wahrnahmen. Auch hier dürften Menschen geheilt, Kinder geboren worden sein. Heute allerdings fanden sie den ersten Toten, seit man das Hospital dem Verfall überlassen hatte. Ein weiteres Gespenst für diese hohlen Hallen. Die Seelen von Gewaltopfern galten als verdammt, mussten auf ewig in der Welt der Menschen umherirren. Sung schüttelte die düsteren Gedanken ab. Das Jahr war noch jung, dachte er, aber die Mordstatistik gab sich bereits Mühe, einen Rekord aufzustellen. Detective Chao folgte ihm in eines der ehemaligen Krankenzimmer. Kreidelinien auf einem Teppich getrockneten Blutes markierten die Umrisse der Leiche.
„Azam Soenario. Gehörte zur Panjang-Gang“, sagte Detective Chao.
Eine Bande Vorort-Rumtreiber, die für andere die Drecksarbeit übernahmen.
„Hat rumgetönt, er hätte den Auftrag, jemanden zu kitzeln. Die Kugel ist oberhalb des Knies ausgetreten. 38er Smith and Wesson. Stummellauf.“
„Wie hat sich das hier abgespielt?“, fragte Sung mehr sich selbst.
„Gibt´n paar merkwürdige Dinge“, antwortete der Detective. „Es müssen drei Leute im Raum gewesen sein.“
Sung untersuchte die Blutspritzer, die in Augenhöhe neben dem Fensterrahmen klebten.
„Der zweite Typ. Da haben die Jungs von der Spurensicherung die zweite Kugel gefunden.“
„Hat also nicht viel abgekriegt. Streifschuss. Wahrscheinlich an der Schulter. Er stand am Fenster.“
Sungs Augen folgten der feinen Blutspur, die zur Tür hinausführte. „Und ist dann hier raus. Der Schütze muss ungewöhnlich schnell und präzise mit der Waffe sein, wenn beide eins abgekriegt haben.“
„Und dann haben wir noch dieses kleine Spielzeug.“
Mit dem Daumen berührte Detective Chao die Schraubkonstruktion, die verbogen über dem Metallbett hing.
„Auch hier haben sie Blut gefunden. Von einer dritten Person.“
„Wohl von dem, der gekitzelt werden sollte.“
„Ziemliche Schweinerei.“
Auf Boden unter

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