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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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er verzweifelt hinterherjagte, bevor seine eigene ihr unvermeidliches Ende fand. Was für ein Hohn, dachte er bitter. Ausgerechnet dieses stumme Erdulden höllischer Qualen, diese Entschlossenheit bis in einen erbärmlichen Tod galt ihm als Beweis. Die Legende lebte. Die Jagd sollte jetzt erst beginnen.
    Inspector Sung reagierte als Erster.
„Mister Finney! Bleiben Sie stehen!“
In Sekundenschnelle durchdachte Leonard seine Situation. Jemand schob ihm einen Mord in die Schuhe. Der Dolch in seinem Zimmer würde unschwer als die Tatwaffe identifiziert. Mit seinen Fingerabdrücken darauf. Stehenbleiben bezeichnete somit die einzige Option, die in seiner Lage nicht in Betracht kam. Ihm blieb nur die Flucht.
Als errate Sung seine Gedanken, gab er seinem Assistenten Detective Chao einen kurzen Befehl. Sofort flitzte der die Treppe wieder hinunter.
Der wird mir den Weg auf der Rückseite abschneiden, dachte Leonard. Er rannte zurück in den Gang, während die Schritte seiner Verfolger die Treppe hinaufpolterten. Auch ein ungeübteres Auge als seines wäre sofort an dem Fenster am Ende des Ganges hängengeblieben.
    Sung und Sujardhan erreichten den Absatz auf dem dritten Flur und spähten nach links und rechts. An einem Flurende entdeckte DI Sung ein geöffnetes Fenster. Er wies seinen malaiischen Kollegen an, Leonards Zimmer zu checken. Mit gezogener Waffe stieß Sujardhan die Zimmertür auf.
Ein Blick zum Fenster hinaus genügte Sung. Die glatte Außenwand fiel sechs Meter steil ab. Keine Möglichkeit, sie hinabzuklettern. Sujardhans Gesicht erschien im Türrahmen.
„Hier ist er nicht!“
Welche Möglichkeiten blieben dem Kerl noch?
Die Tür gegenüber Leonards Zimmer öffnete sich und das verschlafene Gesicht eines Hotelgastes blinzelte in den Flur.
„Was ist?“, fragte der Mann. „Haben Sie gerade geklopft?“
Alle Achtung, Finney, dachte Sung.
„Polizei“, sagte er dann. „Gehen Sie wieder rein.“
„Er ist in eins der Zimmer auf dieser Seite rein“, rief er Sujardhan zu. „Die gehen auf die Rückseite. Dort gibt es Feuerleitern.“

„In 306 und 308 ist niemand“, sagte Sujardhan und zeigte zum Gangende hin.
Blieb nur noch eines übrig. Die Nummer 312. Auch Sung holte seine Waffe aus dem Holster und entsicherte sie. Vorsichtig öffnete Sujardhan die Zimmertür. Neben der Kommode hockte eine Gestalt, die Hände und Füße mit Krawatten an einen Stuhl gefesselt. Ein Kissenbezug verdeckte seinen Kopf, gepresste Laute drangen darunter hervor. Ein Windzug bewegte die geöffneten Fensterflügel. Unten im Innenhof wartete Chao, der es in Rekordzeit zur Rückseite geschafft hatte.
„Fehlanzeige!“, rief er hinauf. „Er muss die Feuerleiter hoch sein.“
Sie endete auf einer Plattform am Rand des Flachdaches.
„Er ist oben! Schnell! Gehen Sie über den Flur rauf!“, rief Sung dem malaiischen Polizisten zu.
Dann erklomm er die Eisenstiege und kletterte aufwärts.
    Sujardhan war schon an der Tür, als ihn sein Instinkt packte. Er drehte sich um, ging auf den gefesselten Mann zu und zupfte ihm den Kissenbezug vom Kopf. Der verängstigte Hotelgast rollte mit den Augen, ein Knebel hinderte ihn am Sprechen.
„Hätte ja sein können“, sagte der Sergeant.
Ohne sich weiter um den Mann zu kümmern, rannte er in den Gang hinaus.
    Bereits, als Sung den Kopf über die Brüstung hob, konnte er erkennen, dass sich niemand auf dem Dach aufhielt. Er kletterte rauf. An die linke Seite des Hotels lehnte sich ein zweistöckiges Gebäude. Auch hier hätte niemand herunterklettern können. Und mit einem Sprung hätte man sich alle Knochen gebrochen. Die Tür zum Treppenabgang öffnete sich und Amir Sujardhan lugte ins Freie, seine Waffe im Anschlag. Als er die Situation erkannte, entspannte er sich.
„Die Treppe ist er nicht runter“, sagte er.
„Wo ist er dann? An einem von uns hätte er doch vorbei müssen.“
Beide liefen zur rechten Seite des Daches. Unter ihnen die Kitchener Road. Leonard Finney trat aus dem Haupteingang, bestieg seinen Wagen und fuhr davon.
„Wie zum Donnerwetter ...?“
    Nac hdem sie den Gast aus Nummer 312 befreit hatten, untersuchten sie Leonards Zimmer.
„Eiskalter Hund“, sagte Sujardhan. „Hat dem Typen in der 312 den Kissenbezug verpasst und sich dann im Kleiderschrank versteckt.“
„Chao war im Hof, wir auf dem Dach und dann ist er in aller Ruhe die Treppe runter und zum Vordereingang raus“, ergänzte Sung mit einem anerkennenden Unterton. Auch bei Kriminellen

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