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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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hegte er ein gewisses Maß Bewunderung für besondere Kaltschnäuzigkeit.
„Wer ist dieser Kerl? Schwer zu glauben, dass er so was zum ersten Mal gemacht hat.“
Sujardhan hob den Kris vom Boden auf.
„Hier in Singapur ist er auch in einen Mordfall verwickelt?“, fragte er seinen Kollegen.
„Ich dachte, er wäre unschuldig.“
Dass Sung sich täuschte, war die absolute Ausnahme, aber hier lag der Fall eindeutig. Seinem Detective gab er Order, die üblichen Maßnahmen einzuleiten. Singapur besaß zwei Brücken zum malaiischen Festland, den Changi Airport und den Hafen. Vier leicht zu kontrollierende Checkpoints.
„Wenn du aus der Stadt fliehen willst, wirst du schwimmen müssen“, sagte er grimmig.

Kapitel 14
    Ihr nächster Schritt war leicht zu erraten. Die Polizei würde allerdings eine Weile brauchen, ein vernünftiges Foto von ihm zu beschaffen, um einen Steckbrief anfertigen zu können. Darin bestand seine Gnadenfrist. Eine Stunde davon vergeudete Leonard schon im dichten Verkehr zum Changi Airport. Den Wagen stellte er auf einem der gebührenpflichtigen Plätze ab und warf das Ticket fort. Das Auto war nutzlos. Das Nummernschild dürfte ziemlich schnell den ersten Platz auf den Fahndungslisten belegen. Dann betrat er das Flughafengebäude und lenkte seinen Schritt Richtung Ankunftsterminal. Zwei mit Maschinenpistolen bewaffnete Securities kamen ihm entgegen und beobachteten ihn aufmerksam. Höflich grüßte er. Die beiden blieben steif und flüsterten mit ernsten Gesichtern. Leonard erwartete, sie würden im nächsten Moment ihre Waffen auf ihn anlegen. Unverhofft lachten die beiden Sicherheitsbeamten auf und schlugen eine andere Richtung ein. Ohne sich umzusehen, lief Leonard weiter, atmete tief durch. Dann erkannte er den Grund für das Verhalten der Wachleute. Seine Füße. Sie steckten noch in den Badelatschen des Hotels. Weiße Schlappen, die auf der Oberseite den Schriftzug -Old Empire Hotel- trugen.
    Hinter Gate 4 befanden sich die Schließfächer. Leo nard öffnete seinen Hosengürtel, zog ihn aus den Laschen und fasste den Reißverschluss auf der Innenseite des Gürtels. In diesem schmalen Versteck hütete er das Palmblattstückchen und einen Schlüssel. Er fütterte ein Schließfach mit dem angezeigten Betrag, öffnete es und holte eine 7eleven- Plastiktüte heraus. Zwei Impulse hatten ihn veranlasst, den Inhalt hier zu deponieren. Statt, wie es vernünftig gewesen wäre, ihn verschwinden zu lassen. Bislang konnte er ihn nicht ständig mit sich herumtragen. Und die bisherigen Umstände überzeugten ihn, dass er ihm noch einmal nützlich sein würde. Um sicherzugehen, dass die Tüte ihm nicht entglitt, führte er ein Handgelenk durch die Trageriemen. Das Gewicht des Revolvers und der Munitionsschachtel drückte das Plastik unangenehm in die Haut.
Als Nächstes erstand er ein Paar leichte Schuhe, besorgte sich eine größere Geldsumme und warf sich dann in ein Taxi. Nur an einer Stelle konnte er Hilfe erwarten. Aber vorher musste er noch jemandem einen Besuch abstatten. Er nannte die Adresse und der Fahrer brauste los.
„Sie wegen Thaipusam hier? Großes Fest. Sehr gut, Mister.“
Abwesend bejahte Leonard und schnürte die Unterhaltung mit dem Fahrer ab. Er stand unter Mordverdacht. Die Flucht galt praktisch als Schuldeingeständnis. Sein Auftauchen im Haus des Schmiedes würden sie in die einzig mögliche Richtung interpretieren: um das belastende Beweisstück, diesen Stielring, an sich zu bringen. Das reichte aus, das Motiv wäre ihnen vollkommen gleichgültig. Jemandem trat er auf die Füße. Jemandem, der von seiner Entdeckung auf dem Schiff wusste und von dem geplanten Besuch beim empu Gandring. Ajay, Runcimans Hausmädchen, hatte ihm die Mordwaffe ins Zimmer geschmuggelt. Aber der Reedereibesitzer konnte nichts damit zu tun haben. Es gab nur einen, der in dieser obskuren Angelegenheit mehr als Leonard selbst entdeckt hatte. Das Taxi hielt in der Nähe des Regent. Leonard spekulierte darauf, den Chauffeur mit einem Zusatzverdienst zu angeln.
„Zehn Dollar?“
    Als Antwort drückte Leonard ihm den Geldschein und einen Zettel in die Hand.
„Geben Sie das an der Rezeption ab. Für Mister Mohan Mahangir. Achten Sie auf die Nummer des Fachs, in der die Nachricht abgelegt wird.“
Die Reaktion des Fahrers erschöpfte sich in einem kühl abschätzenden Gesichtsausdruck, und Leonard interpretierte ihn richtig. Der Dienst erschien dem Mann zu billig.
„Okay. Zwanzig Dollar.“
    O hne

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