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Das Auge der Fatima

Das Auge der Fatima

Titel: Das Auge der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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freut es mich, dass du die Gefahren deiner weiten Reise wohlbehalten hinter dich gebracht hast und rechtzeitig zum Abendmahl bei uns eingetroffen bist.«
    Beatrice wusste vor Verblüffung nicht, was sie erwidern sollte. Sie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Hatte man sie etwa erwartet?
    »Vielen Dank ... Aber woher ... Ich weiß, ich ...«, stammelte sie hilflos.
    Doch die kleine Frau winkte ab. »Du brauchst mir nicht zu danken, mein Kind«, sagte sie und gab Beatrice einen flüchtigen, hastigen Kuss auf jede Wange. »Assim, einer der Brüder des Bräutigams, hat mir bereits alles erzählt. Komm mit. Nima trägt dich zu deinem Zimmer, damit du dich frisch machen und umkleiden kannst. Und dann wird man dich zum Festsaal bringen, wo wir in Kürze unser Abendmahl einnehmen werden. Ich bin sicher, Yasmina wird sich ebenso freuen, dich zu sehen, wie ich.«
    Während der Diener Beatrice durch das große, luxuriös ausgestattete Haus trug, konnte sie es immer noch nicht fassen. War es Zufall? Hatte sie einfach nur Glück, noch mehr Glück, als man brauchte, um dreimal hintereinander den Jackpot im Lotto zu knacken? Oder hatte der Stein für sie gesorgt? Hatte er ihr Aussehen so verändert, dass man sie für eine andere Frau hielt? Sie sah sich aufmerksam um, um etwas mehr über ihre Gastgeber in Erfahrung zu bringen. Überall in den Gängen standen mit Messing- und Elfenbeineinlegearbeiten verzierte Truhen aus edlen Hölzern, kostbare Teppiche und farbenfrohe Mosaike schmückten die Wände. Welchem Handwerk oder Geschäft Yasminas Eltern auch immer nachgingen, sie waren offensichtlich sehr wohlhabend dabei geworden.
    Schließlich blieben sie vor einer Tür stehen.
    »Da sind wir!«, sagte die Frau in geschäftigem Ton und öffnete die Tür. »Ich schicke gleich eines der Mädchen vorbei, damit sie dir beim Umkleiden behilflich ist. Assim erzählte, dass diese verfluchten Diebe dir sogar deine Kleider gestohlen haben?« Beatrice nickte, und die Frau runzelte zornig die Stirn. »Die Hilflosigkeit einer Frau in der Wüste auf so schmähliche Weise auszunutzen. Man sollte diesen frechen Kerlen auf der Stelle beide Hände abhacken. Aber Allah wird sie schon richten. Ich hoffe, dass sie jämmerlich in der Wüste verenden.« Sie schüttelte angewidert den Kopf. Dann fuhr sie in ruhigerem Ton fort: »Ich werde dir frische Kleidung bringen lassen. Jetzt ruhe dich aus, Sekireh. Wir werden dir einen Diener schicken, der dich zum Festsaal geleiten wird, sobald das Mahl bereit und es Zeit zum Essen ist.«
    Und noch ehe Beatrice sich bedanken konnte, war die Frau auch schon wieder verschwunden. Sie war allein.
    Das Zimmer war sehr bequem ausgestattet, mit mehreren Lagen weicher, farbenfroher Teppiche auf dem Boden, Sitzpolstern, niedrigen Tischen und einem breiten, sehr bequem wirkenden Bett in der Mitte des Raums. Beatrice humpelte langsam und mühsam zu dem Bett und ließ sich ächzend darauf fallen. Ihr tat jedes einzelne Glied weh, am ganzen Körper hatte sie blaue Flecken. Die Vorstellung, nicht mehr auf dem harten, mit spitzen Steinen übersäten Wüstenboden, sondern endlich wieder in einem richtigen weichen Bett, mit warmer Decke und möglicherweise sogar einem nach Jasmin, Orangenblüten und Melisse duftenden Kräutersäckchen unter dem Kopfkissen schlafen zu können, war so verlockend, dass sie sich nur mühsam bezwingen konnte. Am liebsten hätte sie trotz Hunger auf das Festmahl verzichtet, sich stattdessen auf dem Bett ausgestreckt, die Augen geschlossen und der Müdigkeit einfach nachgegeben. Doch dazu durfte sie sich unter gar keinen Umständen hinreißen lassen. Zu viel gab es, worüber sie noch nachdenken musste, bevor man sie zum Essen abholte.
    Beatrice zwang sich, sich wieder aufzusetzen. Bald würde jemand kommen - eine Dienerin, ein Diener, vielleicht sogar diese kleine Frau selbst. Sie musste überlegen, wie sie sich dann verhalten sollte.
    Wer war diese kleine Frau? War sie die Hausherrin? Und wenn ja, wie sollte sie sie ansprechen? Beatrice versuchte sich aus ihrer Zeit in Buchara in Erinnerung zu rufen, wie sich die Frauen gegenseitig genannt hatten. Sollte sie einfach »Tante« sagen? Wäre sie wirklich eine Cousine der Braut gewesen, hätte sie vermutlich den Namen dieser Frau gewusst und sie bei ihrem Namen genannt. Aber so?
    Es klopfte, und die Tür ging auf. Ein kleines mageres Mädchen erschien im Türrahmen, beladen mit weißen Tüchern, frischer Wäsche, Schüsseln und einem Krug, aus dem Dampfwolken

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