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Das Auge der Seherin

Das Auge der Seherin

Titel: Das Auge der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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wirst keine Wache mehr halten und stehst bis auf Weiteres unter Stubenarrest."
    Eric ließ den Kopf hängen. „Es tut mit Leid, Herr." Er
    bemerkte Berons schadenfrohes Grinsen. „Herr, darf
    ich fragen, was mit dem Pferd passiert ist?"
    „Irene hat es nicht zurückgebracht."
    Begleitet von Berons hämischen Blicken wurde Eric auf
    seine Stube zurückgeführt. Pech für ihn, wenn er die
    Hochzeitszeremonie am Nachmittag versäume, stichelte
    Beron.
    „Hochzeit?"
    „Vesputo heiratet heute Prinzessin Torina", spöttelte der.
    Eric umklammerte den Türknauf. „Entschuldigung, ich muss schlafen."
    Eric ging hinein und hörte das Knirschen sich entfernender Schritte. Steif legte er sich aufs Bett und ließ seinen Gedanken freien Lauf.
    War Torina gefangen worden? Aber wo war dann Amber? Vielleicht konnte er im Trubel der Feierlichkeiten mit jemandem sprechen. Emid! Ich muss mit Emid sprechen. Er kennt mich und er liebt Torina. Er wird wissen, was zu tun ist. Aber wie komme ich an ihn heran? Eric erhob sich, kroch zum Fenster und spähte hinaus. Er sah eine vier Mann starke Wache einer anderen Abteilung, die ganz in seiner Nähe Aufstellung bezog.
    Vesputo kniete hinter dem Stall und betrachtete die deutlichen Spuren eines großen Hengstes. Neben ihm stand Beron und kratzte sich nervös am Kinn. „Das Mädchen ist schlauer als ich angenommen habe", sagte Vesputo und fluchte leise. „Kannst du Ambers Spur verfolgen?"
    Ja, Herr. Ich denke nicht, dass sie weiß, wie Spuren verwischt werden." „Und wenn doch?" „Ich erwische sie, Herr."
    „Ich kann niemand anderen schicken. Toban brauche ich hier für die Königin. Niemand sonst darf davon erfahren."
    „Ich verstehe, Herr."
    „Dann mach dich sofort auf den Weg und kehre erst wieder, wenn du sie gefunden oder ihre Spur verloren hast." „Und wenn ich sie finde?"
    „Bring sie zurück, lebend. Aber niemand außer mir darf sie sehen. Nimm dir Engan. Sie ist unsere schnellste Stute und leicht zu führen. Torina hat mehrere Stunden Vorsprung, aber irgendwann muss auch sie schlafen. Hier ist ein Aufputschmittel, das Toban für dich gebraut hat. Gebrauche es sparsam." Vesputo reichte dem jungen Hauptmann ein Fläschchen.
    Die Ehrengäste drängten sich auf den abgewetzten Steinbänken der alten Schlosskapelle von Archeld, um der Trauungszeremonie ihrer Prinzessin beizuwohnen.
    Emid drängte sich nach vorn und verneigte sich ehrfurchtsvoll vor dem Altar, bevor er seinen Platz am Gang einnahm. Die Kapelle war mit viel Mühe festlich ausgeschmückt worden. Entlang der Wände standen große Vasen mit Trockenblumen. Bunte Blättergirlanden durchzogen den Raum. Aber für Emid klangen die Flöten der Musikanten unpassend wie ein fröhliches Pfeifen auf einer Beerdigung.
    Mavell, der älteste Priester des Landes, schlurfte zum Altar. Seine stumpfen Augen waren nach innen gerichtet. Um seine mageren Schultern fiel die dunkelgrüne Robe in tiefen Falten. Er erhob seine Hände und seufzte. „Die Königin ist zu krank, um der Feier beizuwohnen. Sie sendet ihren Segen", verkündete er mit zittriger Stimme.
    Emid runzelte die Stirn. Zu krank! Hätte man die Zeremonie denn nicht verschieben können?
    Der Ausbilder war von bösen Vorahnungen erfüllt. Unruhig rutschte er auf seinem harten Sitz hin und her. In einem Seiteneingang erschien Vesputo im traditionellen grünen Hochzeitsstaat. Eine ungewöhnlich blendende, starke Gestalt. Zu stark. Der Mann war ein Stein, den Gefühlen der Menschen gegenüber völlig gleichgültig. Das Zepter war ihm in den Schoß gelegt worden, ohne dass er mit der Wimper zuckte.
    Wenn Landen wirklich König Kareed getötet hat, habe ich einen Fehler gemacht. Emid saß aufrecht da und erinnerte sich. Habe ich damals bei der Wiese die falsche Entscheidung getroffen?
    Er sah die beiden Königskinder vor sich, wie sie freundschaftlich vertraut mit Pfeil und Bogen spielten. Was war mit dieser heimlichen Verbindung geschehen? Emid seufzte. Er wusste es nicht und hatte auch nie sein Wissen und seine Stellung genutzt, um mehr zu erfahren. Und nun war der König tot.
    Hat Landen unseren König getötet? Ich kann das nicht glauben. Landens Seele ist hell und rein wie eine scharfe Klinge, nicht stumpf wie die Seele eines Mörders. Aber wenn er es nicht gewesen war, wer dann ? Emids Blick fiel auf Vesputo und ein kalter Schauer rann über seinen Rücken. Er schüttelte ihn ab und wandte wie die anderen Gäste den Blick auf Torina, die gerade zum Altar schritt.
    Sie

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