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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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dies?« sagte Lodermulch und dehnte den mächtigen Brustkorb. »Ich bin es nicht gewohnt, verhöhnt zu werden!«
    »Es ist kein Hohn, aber eine entschiedene Zurückweisung Ihrer verleumderischen Darstellung! Wir behaupten, daß ein Teil des Staubes in die Ozeane geweht wird, daß ein weiterer Teil in Form feiner Staubwolken in der Luft schwebt, ein dritter Teil durch Klüfte und Spalten in unterirdischen Aushöhlungen versickert, und ein weiterer Teil schließlich von Bäumen, Gräsern und bestimmten Insekten aufgenommen wird, so daß wenig mehr als eine halbe Meile vorväterlicher Sedimente die Erde bedecken, die zu betreten verboten ist. Warum sieht man an keiner Küste die Klippen aus grauweißem Tuff, von denen Sie sprachen? Weil die von den unzähligen Menschen der Vergangenheit ausgeatmete und abgelassene Feuchtigkeit den Meeresspiegel in einem genau entsprechenden Maße hat ansteigen lassen, so daß keine Klippen zu sehen sind. Und darin liegt Ihr Irrtum.«
    »Bah«, stieß Lodermulch hervor und wandte sich ab. »Irgendwo gibt es einen Fehler in Ihren Vorstellungen.«
    »Keineswegs!« behauptete der Evangelist. »Darum, aus Respekt vor den Toten, gehen wir auf gespannten Seilen und Balken, und wenn wir reisen müssen, verwenden wir geheiligtes Schuhwerk.«
    Während des Gesprächs hatte Cugel den Raum verlassen. Nun kam ein mondgesichtiges Bürschchen, das die Schürze eines Hausdieners vorgebunden hatte, auf die Gruppe zu und fragte: »Sie sind der ehrenwerte Lodermulch?«
    Lodermulch rückte auf seinem Stuhl herum. »Der bin ich.«
    »Ich habe eine Botschaft von einem, der eine Summe Geldes gebracht hat, die er Ihnen schuldig ist. Er wartet in einem Schuppen hinter dem Gasthaus.«
    Lodermulch runzelte ungläubig die Stirn. »Bist du sicher, daß diese Person Lodermulch gesagt hat, Bürgermeister der Stadt Barlig?«
    »Wirklich, Herr, der Name ist nicht zu verwechseln.«
    Lodermulch besann sich eine Weile, dann fragte er: »Und was für ein Mann hat dich geschickt?«
    »Ein großer Mann, der einen Umhang mit Kapuze trug und sich einen Ihrer Vertrauten nannte.«
    »Seltsam«, überlegte Lodermulch. »Vielleicht Tyzog? Oder möglicherweise Krednip ... Warum kommt der Betreffende nicht direkt zu mir? Zweifellos muß er einen guten Grund haben.« Er stützte sich auf die Tischplatte und wuchtete seinen mächtigen Körper in die Höhe. »Ich werde mal nachsehen.«
    Er verließ das Gastzimmer, ging um das Wirtshaus und spähte durch das schwache Licht zum Schuppen hinüber. »Hallo dort!« rief er. »Tyzog? Krednip? Kommt heraus!«
    Niemand antwortete. Lodermulch ging hinüber und blickte in den Schuppen. Sobald er eingetreten war, kam Cugel um die Ecke, warf die Tür zu und schob den Riegel vor. Ohne sich um die gedämpften Schläge und zornigen Rufe zu kümmern, kehrte Cugel ins Gasthaus zurück und suchte den Wirt auf. »Eine Abänderung der Vereinbarungen: Lodermulch wurde abgerufen. Er wird weder sein Zimmer noch sein gebratenes Huhn benötigen und war so freundlich, mir beides aufzudrängen!«
    Der Gastwirt fuhr sich mit einer Hand in den Bart, ging zur Tür und blickte die Straße entlang. Langsam kam er zurück. »Sehr ungewöhnlich! Er hat sowohl für das Zimmer als auch für sein Abendessen im voraus bezahlt und sagte nichts von einer Rückzahlung.«
    »Wir haben das zu unserer beiderseitigen Zufriedenheit geregelt. Um Sie für zusätzliche Bemühungen zu entschädigen, werde ich Ihnen jetzt drei Terzen daraufzahlen.«
    Der Wirt zuckte mit den Schultern und nahm die Münzen. »Nun, mir ist es schließlich gleich. Kommen Sie, ich werde Sie zum Zimmer führen.«
    Cugel nahm das Zimmer in Augenschein und war zufrieden. Bald darauf wurde sein Abendessen serviert. Das gefüllte und gebratene Huhn war über jeden Tadel erhaben, und das gleiche ließ sich von den Beilagen sagen, die Lodermulch bestellt hatte.
    Ehe er sich zurückzog, schlenderte Cugel hinter das Haus und vergewisserte sich, daß der Riegel an der Tür des Schuppens vorgeschoben war und daß Lodermulchs heisere Rufe nicht leicht gehört werden konnten. Er klopfte energisch an die Tür. »Ruhe, Lodermulch!« rief er streng. »Ich bin es, der Wirt! Schreien Sie nicht so laut! Sie stören den Schlaf meiner Gäste.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, kehrte Cugel in die Gaststube zurück, wo er mit dem Leiter der Pilgergruppe ins Gespräch kam. Dieser war ein dünner, leicht gebeugter Mann namens Garstang, mit wächserner Haut, einem zerbrechlich

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