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Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)

Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)

Titel: Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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massiven Pflöcken festgemacht. Die Kreatur stand aufrecht, die gestutzten Flügel angelegt, und sie war majestätisch.
    Gut ein Viertel größer als mein Kriegspferd zu Hause in den Neuen Reichen, fast ein Drittel größer als die Pferde hier, stand das Tier mit erhobenem Kopf da, das Gefieder und die Krallen von einem tiefen, metallisch glänzenden Blau, Hals und Kopf sowie die Spitzen der Federn von strahlendem Weiß. Der Schnabel glänzte golden, wie auch die großen Augen.
    Steinwolke.
    Als ich die Augen sah, wusste ich, dass Leandra sich nichts eingebildet hatte. Sie waren groß, fast faustgroß, und trugen den ganzen Stolz und Schmerz in sich, für jedermann sichtbar, der sich die Mühe machte hinzusehen. Aber wer tat das schon?
    Die anderen Menschen bei uns waren nicht minder beeindruckt von der majestätischen Erscheinung, doch ihr Augenmerk galt eher den blutroten Krallen und roten Flecken auf dem Gefieder und dem Schnabel.
    »Farbe«, sagte Leandra verächtlich. »Sie haben sie angemalt!«
    »Dennoch«, sagte Janos. »Ich wollte nicht unter diesen Krallen liegen. Das Vieh reißt einen Menschen mühelos entzwei.«
    »Die Wunde der Essera Faihlyd war schlimmer als die, die der Bär Zokora geschlagen hat. Aber es war nur die eine Wunde. Faihlyd wurde nicht zerrissen, und die Kreatur hat sich offensichtlich bemüht, die Prinzessin nicht allzu sehr zu verletzen«, sagte ich leise.
    »Woher weißt du das?«, fragte Leandra.
    »Ich hörte es von einem Augenzeugen.«
    Langsam kamen wir näher. Ich musterte den Mann mit dem Spieß, der neben dem Greifen stand. Die Spitze des Spießes war blutig … Sah man genau hin, konnte man erkennen, dass nicht alles Blut Farbe war. Der Mann achtete nicht auf die Menschenmenge, er belauerte den Greifen mit dem Gesichtsausdruck eines Menschen, dem es Freude bereitete, Schmerzen zuzufügen. Kein Wunder, dass Steinwolke nicht verstand.
    »Jetzt«, sagte Leandra. Bevor ich fragen konnte, was sie meinte, duckte sie sich unter dem Seil hindurch. Janos und Sieglinde taten es ihr nach, was sollte ich anderes tun als folgen?
    Die Menschenmenge stöhnte auf, und das Seil spannte sich, als die neugierige Masse nachrückte, um ja nichts von dem zu erwartenden Drama zu verpassen. Zwei ebenfalls mit Spießen bewaffnete Männer eilten herbei, aber Leandra richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und blickte sie herrisch an, Janos und Sieglinde berührten ihre Schwerter. Die Kerle hielten inne und sahen sich hilfesuchend um.
    Ein schwergewichtiger Mann mit Halbglatze und den bunten Gewändern eines Schaustellers trat heran, währenddessen tupfte er sich mit einem bunten Tuch die Schweißperlen von der Stirn. »Essera, haltet ein! Ich dürft Euch der Bestie nicht nähern! Sie hat schon mehrere Menschen zerrissen!«
    Dies war die Gelegenheit für den sadistischen Pfleger. Der Greif hatte seinen Kopf erhoben und sah Leandra aufmerksam an, als der Pfleger ihm den Spieß tief in die Seite rammte. Der Greif schrie auf, der Kopf fuhr herum und versuchte nach dem Pfleger zu schnappen, doch die Bolzen im Schnabel verhinderten das. Der Pfleger entkam nur mit knapper Not einem Stoß des geschlossenen Schnabels. Die Ketten klirrten und sangen, als das mächtige Tier an ihnen zerrte. Hätte man den Ablauf nicht mitbekommen, musste es in der Tat so wirken, als wäre das Tier tollwütig und mordlüstern.
    Nun, mordlüstern war es zweifellos. Ich bemerkte den Blick, mit dem der Greif den Pfleger ansah.
    Leandra baute sich vor dem Schausteller auf und blickte hoheitsvoll auf ihn herab. Solch eine Darstellung wollte gelernt sein. Wenn ich versuchte hoheitsvoll zu wirken, musste ich immer lachen. Leandra hingegen erfüllte die Voraussetzungen. In diesem Moment sah sie aus wie eine Königin. »Wenn dein Mann den Greifen noch einmal mit dem Spieß sticht, wird mein Mann ihm diesen mit dem stumpfen Ende voran dorthin rammen, wo die Sonne nicht scheint!« Leandras Stimme war klar und fest und löste leichte Heiterkeit bei der gebannten Menge aus.
    Der Pfleger wandte sich von dem Greifen ab und musterte Leandra.
    »Aber, Essera … Ihr könnt doch nicht … Dies ist mein Stand und mein Tier!«, meldete sich der Besitzer.
    »Wo hast du es denn her, Schausteller?« Noch nie hatte ich Leandra so herablassend reden gehört.
    »Ich fing es mit meinen eigenen Händen …«, begann er.
    Leandra hob die Hand. »Fang noch einmal von vorn an, Schausteller. Wenn du noch einmal lügst, endet es schlimm für dich.«
    Es kam

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