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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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ein Tier sein – das hoffe ich jedenfalls um ihrer selbst willen. Sie sprachen von der … Revolution.« Er war selbst überrascht, als er das Wort aussprach.
    »Ja.« Es kostete Theodor Markow fast eine halbe Minute, bis er seine Gedanken gesammelt hatte. »Nun … am Abend des 21. September, am letzten Abend des Kulturfestivals, wenn überall Feiern stattfinden und die allgemeine Aufmerksamkeit abgelenkt sein wird, schlagen wir zu. Wir besetzen den Sender, die Post, die Verwaltungsgebäude und die anderen Nervenzentren. Und wir inhaftieren Vanag und seinen Stab und andere prominente Gestalten, einschließlich Ihres Vaters, wie ich fürchte, aber der wird gut behandelt und sehr bald in seiner Bewegungsfreiheit auf sein Haus und den Park beschränkt werden, was keine große Härte ist.«
    »Würde nicht viel ausmachen, wenn es eine wäre. Und ich soll den Rest des Regiments in Schach halten? Ein Glück, daß Sie mich gefunden haben, nicht?«
    »Wir hatten und haben etwas für das ganze Regiment, Sie mit eingeschlossen, in Vorbereitung. Kurz bevor wir losschlagen, wird eine unechte Botschaft aus London Ihren Oberst erreichen und Anweisungen geben, daß er alle Truppen in den Quartieren zusammenzieht. Gleichzeitig unterbrechen wir seine Fernsprechverbindung nach Northampton. Dann, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, lassen zwei von uns TK in das Kasernengelände.«
    »Allmächtiger! Wie sind Sie daran gekommen? Und die Windmaschine?«
    »Aus Moskau«, sagte Markow, als sei es nichts Besonderes. »Wir erhalten fortlaufend Sendungen von Vorräten, Kulturgütern und sonstigen Waren.«
    »Wissen Sie, wenn unser Regiment das einzige in England wäre, könnte das Vorhaben vielleicht gelingen.«
    »Entschuldigen Sie, ich bin so sehr mit unserer örtlichen Bewegung beschäftigt, daß ich vergaß, Ihnen die größeren Zusammenhänge zu erklären. Wir sind hier nur Teil einer Organisation, die das ganze Land überzieht. Sicherlich wissen Sie, daß das Festival auf landesweiter Ebene stattfinden soll.«
    »Nein, wußte ich nicht. Ich wußte überhaupt nichts von alledem. Und hätte es im Regiment das leiseste Geflüster gegeben, ich hätte davon gehört.«
    »Die Moral des Gardekorps ist bekanntermaßen hoch. Und in ländlichen Gebieten wie diesem ist das Militär isoliert, ohne Kontakt mit den Strömungen außerhalb. Es wurde beschlossen, daß es außerhalb der größeren Städte, wo die Umstände anders sind, am sichersten sei, diese Garnisonen in Ruhe zu lassen und dann zu neutralisieren.«
    »Mit gewissen Ausnahmen.«
    »Sie sind ein Sonderfall, Alexander, das müssen Sie zugeben. Sohn des Verwaltungschefs, Liebhaber der Frau des stellvertretenden Direktors – übrigens, wann sehen Sie sie wieder?«
    »Morgen nachmittag.«
    »Wir werden gleich auf sie zurückkommen – und nun jemand mit den Mitteln, halb England in die Luft zu jagen. Wir müssen Sie haben.«
    »Was soll ich in die Luft jagen?«
    »Das läßt sich jetzt noch nicht sagen. Sie müssen sich nur bereithalten. Haben Sie die Möglichkeit, an diese Projektile heranzukommen?«
    »Wenn alle anderen zwölf Stunden bewußtlos liegen, sollte es möglich sein, ja.«
    »Welche Chance haben die Leute, rechtzeitig ihre Gasmasken aufzusetzen?«
    »Überhaupt keine. Ein Hauch, und man bricht zusammen, so plötzlich, daß es häufig zu Sturzverletzungen kommt. Das jedenfalls steht im Instruktionshandbuch.«
    »Ausgezeichnet.«
    Nach einer kurzen Pause sagte Alexander: »Am nächsten Tag die ganze russische Armee und Luftwaffe abzuwehren, dürfte mich allerdings in Verlegenheit bringen.«
    »Schon wieder ein Versäumnis meinerseits. Ich hätte Ihnen viel früher sagen sollen, daß es in Moskau einen Regierungswechsel geben wird, der zeitlich mit all diesen Dingen koordiniert sein wird.«
    »Ein Staatsstreich in Moskau? Lieber Himmel! Was wird das nächste sein?«
    »Mir wurde es als ein Regierungswechsel beschrieben. Die neue Führung wird einem autonomen, neutralisierten England gewogen sein. Das ist alles, was ich weiß.«
    Eine längere Pause folgte. Markow hörte, wie Alexander sich das Kinn oder die Wange rieb. In der Ferne zerbarst plötzlich eine Glasscheibe.
    »Unsere Freunde. Offenbar sind sie noch am Leben. Nun, ich glaube, dieser Plan hat einige sehr interessante Möglichkeiten.«
    »Dann sind Sie nun, da Sie mehr über uns wissen, immer noch auf unserer Seite?«
    »Ja«, sagte Alexanders Stimme entschlossen aus der Dunkelheit.
    Als er seine Pfeife wieder in Gang

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