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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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unterbezahlt, haben keine Privilegien und hassen die in allem bevorzugte und übergeordnete Sicherheitsabteilung Direktor Vanags –, und ihre Unterstützung wird unsere Aufgabe entscheidend erleichtern. Die Zivilpolizei wird alle Entscheidungsträger der anderen Seite einfach festnehmen.«
    »Um wieviel würden Sie wetten, daß Vanags Leute Ihre Seite nicht längst infiltriert haben?«
    »Ich dachte, es sei auch Ihre Seite, Alexander.«
    »Tut mir leid: unsere Seite. Ich muß diese Frage stellen, weil …«
    »Nein, nein, Sie haben absolut recht, vorsichtig zu sein. Alles ist möglich, aber unsere Führung ist der vorsichtig optimistischen Ansicht, daß bisher keine Infiltration stattgefunden hat. Nun gut, man kann es nicht beweisen; dennoch gibt es eine auffallende und überzeugende Tatsache. Was tut ein kluger Mann, wenn er sich unter seinen Feinden bewegt? Er blickt öfter über die Schulter, um zu sehen, ob er verfolgt wird. Auch wir haben über die Schultern geblickt, und es ist niemand da. Keiner von uns hat das geringste Zeichen unerwünschten Interesses an ihm bemerkt, wie es sein könnte, wenn man zufällig hört, daß jemand dagewesen ist und Erkundigungen eingeholt hat. Und wir glauben den Grund zu kennen. Natürlich haben wir bestimmte Leute aus Vanags Abteilung sorgfältig beobachtet und gehört, was sie am Wirtshaustisch von sich geben. Danach scheint die Unzufriedenheit so groß zu sein, daß sie, sollten sie Hinweise auf die Vorgänge erhalten, diesen nicht weiter nachgehen und die Information nicht einmal an ihre Vorgesetzten weitergeben würden, welche sie bloß zur Förderung ihrer eigenen Karrieren gebrauchen würden. Etwas dergleichen mag bereits …«
    Er verstummte, als in einem der Gebäude an der Zufahrt jäher Aufruhr losbrach. Weibliche Stimmen erhoben sich in Protest und schriller Feindseligkeit; männliche Stimmen mischten sich ein, versuchten offenbar zu beruhigen. Gekreisch folgte, dann ein dumpfer Schlag und ein splitterndes Krachen. Männerstimmen begannen durcheinanderzubrüllen.
    »Ist es erlaubt, Frauen ins Kasernengelände zu bringen?« fragte Markow.
    »Selbstverständlich nicht, aber es wird nichts getan, um die Einhaltung dieser Vorschrift zu kontrollieren, es sei denn, etwas wie dies geschieht. Es ist die alte Militärdevise: man kann sich alles mögliche erlauben, darf sich aber nicht erwischen lassen. Nun wird die Wache einschreiten müssen.«
    Der Lärm dauerte an, aber nicht so laut oder so nahe, daß er ihr Gespräch behindert hätte, wären sie darauf aus gewesen es fortzusetzen; statt dessen beobachteten beide aufmerksam das weitere Geschehen. Die Ähnlichkeit mit einer Bühnenaufführung wurde verstärkt durch den Umstand, daß ihr Blickfeld von zwei Säulen des Tempels eingerahmt war und die Helligkeit des Mondscheines, die zugenommen zu haben schien, seit sie herausgekommen waren, jedes Detail klar erkennen ließ. Hinter den Fenstern im Obergeschoß waren gestikulierende Gestalten zu sehen, einige davon halbnackt, die durcheinanderliefen oder miteinander rangen und wieder verschwanden. Einmal bewegte sich die Gestalt eines Mannes rasch rückwärts über die gesamte Breite des sichtbaren Raumes, ohne Zweifel infolge eines Schlages. Zu den Geräuscheffekten gehörten wiederholtes Splittern von Glas und regelmäßig wiederkehrende dumpfe Schläge oder Stöße, als rammte jemand Möbelstücke gegen die Wand. Kleine Gruppen Soldaten aus anderen Gebäuden liefen zusammen, um die Ereignisse aus der Nähe zu beobachten, und so hatte sich ein Publikum versammelt, als endlich vier Mann der Wache unter einem Unteroffizier eintrafen und bald darauf drei Frauen aus dem Haus zerrten, die inzwischen alle laut weinten. Der Unteroffizier verweilte noch einen Moment lang, um den Bewohnern des Hauses im Kasernenhofton Bestrafungen zu versprechen, dann folgte er den Wachsoldaten.
    »Was geschieht diesen Mädchen?«
    Alexander machte ein geringschätziges Geräusch. »Den Mädchen? Sie werden zum Haupttor hinausgeworfen, sobald die Wache mit ihnen fertig ist.«
    »Das scheint ein wenig grob.«
    »Kein bißchen; sie können von Glück sagen, daß es eine mondhelle Nacht ist.«
    »Wie werden sie nach Haus kommen?«
    »Entweder zu Fuß, oder sie bekommen einen Pferdebus. Warum all die Sorge? Sie sind Tiere. Woher ich das weiß? Weil diese Kerle da unten nicht besser und nicht schlechter sind als meine Leute, und jede Frau, die sich von einem meiner Leute zum Bumsen abschleppen läßt, muß

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