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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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welchem Zusammenhang?«
    »Durch seine Arbeit. Sie ist das einzige in seinem Leben, was ihm etwas bedeutet.«
    »Dann wird er die ganze Zeit davon erzählen«, sagte er arglos.
    »Nicht ein Wort, er ist verschlossen wie eine Auster. Er redet über nichts. Wie du bemerkt haben wirst.«
    »Hm … äh … willst du ihn als unfähig hinstellen, etwas in der Art?«
    »Ja, als untauglich, um mit dem englischen Widerstand fertig zu werden.«
    Er war völlig unvorbereitet, und sein Gesichtsausdruck mußte ihn oder etwas verraten haben. Glücklicherweise rieb sie sich gerade ein Auge und blickte mit dem anderen unkonzentriert an ihm vorbei. »Welcher englische Widerstand? Ich wußte nicht …«
    »Es muß einen geben. Ich weiß wirklich nichts, aber es kann nicht sein, daß es keinen gibt, und wahrscheinlich sind eine Menge unserer Landsleute darin verstrickt. Leute wie du.«
    »Wie ich? Wieso?«
    »Jung. Impulsiv, ohne Furcht, ein paar Risiken einzugehen.« Sie musterte ihn kritisch; die asiatische Form ihrer Augen schien auf einmal betont. »Ritterlich. Du mußt dabei sein.«
    »Ich habe bloß noch nie gehört, daß es etwas gibt, wo man dabei sein könnte.«
    »Ich würde selbst mitmachen, wenn ich die Chance hätte. Die Bande in jeder Weise bekämpfen. Und wenn ich sterben müßte, es würde mir nichts ausmachen.«
    Dazu gab es nicht viel zu sagen, zumindest fiel ihm nichts ein. Schließlich sagte er: »Ich werde darüber nachdenken. Wie wir deinen Mann bloßstellen können. Mal sehen, ob ich mir einen Plan ausdenken kann.«
    Später, als er sich angezogen hatte (sie traf keine Anstalten dazu), nahm er ihre Stola aus seinem Brotbeutel und reichte sie ihr. »Ich fürchte, sie ist ein wenig zerknittert.«
    »Danke.« Sie schien verlegen.
    »Warum hast du sie dort liegenlassen?«
    »Ich muß sie vergessen haben.«
    »Nein. Du hast gerade deine zweite Chance verpaßt, zu fragen, wo sie gefunden wurde, was du hättest wissen wollen, wenn du sie wirklich vergessen hättest. Du ließest sie absichtlich im Garten liegen, und ich möchte wissen, warum. Es war ein Glückszufall, daß ich dazu kam, bevor sie meiner Mutter gebracht wurde; wäre das geschehen, so wäre ich in eine peinliche Lage geraten, denn man hätte mir eine Erklärung abverlangt. Und nehmen wir einmal an, sie hätte bemerkt, daß du die Stola trugst, als du kamst. Oder dein Mann hätte es bemerkt; das hätte einen schönen Ärger geben können.«
    »Er bemerkt nie etwas an mir.«
    »Er würde etwas an dir bemerken, wenn er jetzt in dieses Zimmer käme. Und an mir auch – den Umstand, daß ich hier bin. Woher soll ich wissen, daß du die Sache mit der Stola nicht arrangiert hast, um dir einen Spaß zu machen?«
    »So etwas würde ich nicht tun. Denkst du, ich sei verrückt?«
    »Ich weiß nicht, was du bist, Sonja, aber wenn du mir sagtest, warum du diese Stola auf dem Rasen zurückließest, würde ich vielleicht einen Anhaltspunkt haben.«
    »Es war eine Art Scherz«, sagte sie in ihrer lieblosen Art.
    »Scherz! Auf wessen Kosten? Auf meine, nehme ich an.«
    »Nun, über … über alles, eigentlich. Ich wollte bloß etwas aufrühren, in kleinem Maßstab. Ich wußte, daß nichts Ernstliches geschehen konnte. Aber natürlich hätte ich es nicht tun sollen; das sehe ich jetzt ein. Tut mir leid.«
    »Freut mich, das zu hören«, erwiderte Alexander. »Es sollte dir wirklich leid tun; das war ein Beispiel absolut schändlichen Verhaltens. Du bist ein unartiges Mädchen, Sonja.«
    Was folgte, war mehr als eine Überraschung. Sie lächelte ein wenig, etwas, was er niemals von ihr erwartet hätte, und ein Anflug von Lebhaftigkeit war in ihrer Stimme, als sie sagte: »Meinst du, daß ich vielleicht verdiene, bestraft zu werden? Es ist noch Zeit.«

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NEUN
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    Ungefähr zur gleichen Zeit, als Alexander das Haus der Korotschenkos verließ, lenkte Theodor Markow sein Fahrrad mit Hilfsmotor die Zufahrt zu einem weitläufigen Gebäude auf der anderen Seite von Northampton hinauf. Mehrere ähnliche Fahrzeuge standen nahe der Säulenvorhalle, ebenso zwei Motorwagen: er erkannte darin die Dienstfahrzeuge des Verwaltungschefs Petrowsky und des Beauftragten Mets. Außerdem standen eine Anzahl Pferdekutschen verschiedener Art herum. Theodor stieg ab und ging zur Seitenfront des Gebäudes, wo ein von blühenden Sträuchern gesäumter Fußweg ihn in einen großen offenen Garten führte. Hier standen und saßen einige Dutzend Leute in Gruppen um zwei

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