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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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Schuld. Er kann jetzt seine Pflicht tun, ohne etwas befürchten zu müssen.« Als Wright nicht antwortete, fuhr Alexander mit vermehrter Lautstärke fort: »Darf ich Ihre Antwort so verstehen, daß der Regierungsbeauftragte Mets eingeladen ist, Ihnen einen Besuch abzustatten?«
    Wright wandte den Kopf, um diese Botschaft weiterzugeben, aber Glover nickte bereits. Alexander stand auf und zog seinen Uniformrock zurecht.
    »Also haben Sie erhalten, was Sie wollten«, sagte Wright, nicht ganz so kalt wie zuvor.
    »Es scheint so. Und was ich wollte, liegt im allgemeinen Interesse. Ausnahmsweise. Ist Kitty zu Hause?«
    »Ich hoffe es. Sie soll das Abendessen kochen.«
    »Dann werde ich sie besuchen. Keine Bange, ich werde nicht länger bleiben.«
    »In einer Stunde werde ich zu Hause sein. Warum sind sie nicht zu dem großen Fest gegangen, das Ihr diebischer Heereslieferant gibt?«
    »Es ist kein Fest nach meinem Geschmack.«
    »Wirklich, ich hätte gedacht, daß es genau das sei.«
    »Außerhalb meines heimatlichen Territoriums fällt es mir schwer, so zu glänzen, wie ich es gern tue, mit all den wichtigen Leuten, die dort zusammenkommen. Vielleicht schaue ich später hinein, wenn die meisten von ihnen gegangen sind.«
    Wright lachte ohne Heiterkeit. »Sie sind ein Schwindler, Petrowsky, aber ein ziemlich gerissener.«
    »Ich betrachte das als ein Kompliment von Ihnen, Doktor. Und was den Schwindler angeht, so könnte ich Sie noch eines Tages überraschen.«
    »Alles ist möglich.«
    Alexander nickte, klappte mit den Hacken und rief: »Gute Nacht, Reverend Glover.«
    Nach einer langen Pause sagte der alte Mann: »Gute Nacht. Danke.«
    Kurze Zeit später saß Alexander mit Kitty im Wohnzimmer von Wrights Haus. Sie küßten und liebkosten einander, bis sie beide außer Atem waren.
    »Ach, Liebling, du machst mich so glücklich«, sagte sie.
    »Ich liebe dich.«
    »Und ich liebe dich, aber das wird noch ein Weilchen warten müssen. Vorher muß ich den Bohnensalat vom Herd nehmen und anrichten, solange er noch warm ist.«
    Nicht lange danach lagen sie Seite an Seite in Kittys Bett im Obergeschoß.
    »Woran denkst du?« fragte er.
    »Ich überlege nur, was aus uns werden wird. Ich meine, wirst du in einem Jahr noch kommen und mich so besuchen wie jetzt, oder in zehn Jahren? Werden wir verheiratet sein? Ich frage dich nicht danach, bitte dich auch nicht, sondern überlege nur, was wohl geschehen wird.«
    »Liebling, ich könnte dich nicht heiraten – ich kann es nicht. Die Gesetze verbieten es.«
    »Die Gesetze könnten geändert werden. Es hat schon verschiedene Erleichterungen gegeben.«
    »Ja. Nun, sollten die Gesetze jemals geändert werden, so werden wir natürlich heiraten«, sagte Alexander, dem es nie etwas ausmachte, diese Art von Versprechungen abzugeben, oder irgendwelche anderen, was das anging. In aufmunterndem Ton fügte er hinzu: »Das heißt, wenn du dann noch willst.«
    »Oh, natürlich will ich, natürlich will ich! Wo würden wir leben?«
    »In einem prächtigen Haus irgendwo.«
    »Wo?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er ziemlich gereizt; diese Art von Phantastereien langweilte ihn. »Wo würdest du es gern haben?«
    »Lach nicht, Liebster, aber am liebsten hätte ich es in Moskau.«
    Er starrte sie in ungespieltem Erstaunen an.
    »Ich weiß, daß es niemals sein könnte«, fuhr sie wehmütig fort, »aber ich stelle es mir so gern vor. Der Kreml und die Kitajgorod und der Rote Platz und das Lenin-Mausoleum und die Himmelfahrtskathedrale. Es vergeht kein Tag, daß ich nicht an alles das denke und wünschte, ich wäre dort.«
    »Warum? Für dich ist es eine fremde Stadt am anderen Ende Europas, wo du nie gewesen bist.«
    »Das ist es ja gerade: es ist so entlegen und geheimnisvoll und romantisch. Die große Stadt im Schnee. Die letzte Zitadelle auf dem Weg nach Asien. Und nicht zuletzt ist sie der Mittelpunkt der Welt.«

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ELF
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    Obschon zur Zeit der Pazifizierung wie alle anderen öffentlichen Versammlungsorte geschlossen, war das Theater niemals einem anderen Zweck zugeführt worden. Erst drei Jahre vor jenen Ereignissen war es umgebaut und mit neuen Sitzen versehen worden, so daß es annähernd vierhundert Besucher aufnehmen konnte. Das Beleuchtungssystem war modernisiert und eine Vorbühne eingebaut worden. Das Mauerwerk war gesund und trocken. Darum hatte die Theaterabteilung, der das Gebäude unterstand, wenig mehr zu tun gehabt als eine gründliche Säuberung durchzuführen und die

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