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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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Serie von Wundern, gelang es ihm, nicht zu husten. Dann öffnete sie die Schachtel und nahm eine Zigarette heraus, eine Operation, die sie einige Zeit und Mühe kostete. Dies war jedoch nichts, gemessen an dem Problem, die Zigarette anzuzünden. Sie nahm sie zwischen zwei Finger, drückte den Handballen gegen seine Wange und drehte das Handgelenk, bis ihre Finger das Ende der Zigarette in Reichweite seiner Lippen brachten; darauf brachte sie ihr Feuerzeug in Gang. Zuerst hielt sie es in Höhe ihres Busens, aber ihre beiderseitige Position glich noch immer derjenigen von zwei Leuten, die sich bei rauher See auf dem Deck eines kleinen Bootes befinden. Er hätte eine kurze Ruhepause zu schätzen gewußt, sah jedoch, daß dies dem Stilgefühl der Dame widersprochen hätte, und blieb bei der Arbeit, die seinen ganzen Einsatz forderte. Schließlich hielt sie die Flamme hinter seine Schulter und hob sie bis zu einem Punkt, wo er sie durch eine rechtwinklige Kopfwendung mit der Zigarette erreichen konnte. Damit nicht genug, legte sie die Hand an seine Wange und nahm ihm die Zigarette nach jedem Zug aus dem Mund, um sie wieder hineinzustecken, nachdem er ausgeatmet hatte. Dreimal sog er den Rauch mit dem Mund ein, weil er nicht zu inhalieren wagte; das vierte Mal blies er ihr den Rauch ins Gesicht. Sofort schloß sie die Augen und ließ ihren Schrei ertönen. So klar, daß er sich einen Moment wunderte, wie es ihm bisher hatte entgehen können, hörte er diesmal die Obertöne von Abscheu und Scham heraus; von Kummer darüber, was sie getan hatte, aber nachdem er erfolgreich absolviert hatte, was einem halsbrecherischen Galopp hangabwärts mit hochgeschnallten Steigbügeln gleichkam, war seine Selbstzufriedenheit viel zu groß, als daß er sich um solche Dinge hätte Gedanken machen mögen.
    Frau Korotschenko ließ den Rest der Zigarette zu Boden fallen, stand auf und nahm eine Position auf dem Tisch ein, die nicht sehr bequem gewesen sein konnte: rücklings ausgestreckt und mit baumelnden Beinen, daß die Zehen den Boden streiften. Alexander bemühte sich nicht um ein Gespräch; er wußte, daß er für sie nicht mehr existierte, daß er in den letzten paar Wochen tatsächlich nur wenige Minuten lang existiert hatte. Nun, nach einer nicht allzu langen Zeit würde er wiedergeboren werden; einstweilen galt es, die Zeit zu nutzen; der Stuhl hatte eine ausreichend hohe Lehne; innerhalb von Sekunden war er eingeschlafen. Ihn träumte, er reite Frau Korotschenko in einer zeremoniellen Parade durch die Straßen von Northampton; ein fast dokumentarischer Realismus, sollte er später in der Erinnerung an den Traum denken. Nach unbestimmter Zeit sagte jemand etwas zu ihm.
    »Was?« murmelte er verwirrt.
    »Hast du dir schon einen Plan ausgedacht?« Sie saß auf der Tischkante und ließ die Beine baumeln.
    »Plan? Was für einen Plan?«
    »Du weißt doch. Du sagtest, du würdest dir einen Plan ausdenken, um meinen Mann lächerlich zu machen.«
    »Ach ja, natürlich. Natürlich habe ich einen.«
    »Was ist es?«
    »Na, der Gedanke ist, daß du eine Liste derjenigen Leute beschaffst, die insgeheim für die Sicherheitsabteilung arbeiten, eine möglichst vollständige Liste, und dann schreibe ich ihnen allen Briefe, daß ich ihnen auf die Spur gekommen sei und daß der stellvertretende Direktor Korotschenko streng geheime Unterlagen unbewacht in seinem Büro herumliegen läßt. Oder daß er unbekümmert aus der Schule plaudert.«
    Nach einer Weile sagte sie: »Das könnte mehr tun als ihn lächerlich machen.«
    »Ja, schon möglich. Macht es dir was aus?«
    »Nein. Nein, natürlich nicht. Vielleicht schicken sie ihn nach Hause. Das wäre die Sache. Ich kann dieses Land nicht ertragen.«
    »Wirklich? Wie steht es mit dieser Liste? Ist es möglich?«
    »Es sollte nicht allzu schwierig sein. Eigentlich kein Problem. In Korotschenkos Büro ist ein Mann, der es auf mich abgesehen hat, aber ich habe ihn bisher nicht rangelassen, weil ich ihn nicht mag. Nun aber könnte ich ihm leicht sagen, daß ich ihm alles, was er will, einmal machen lasse, nachdem er mir die Liste gebracht hat. Es würde mir nichts ausmachen, weil es der Mühe wert wäre. Wahrscheinlich werde ich ein paar Tage brauchen.«
    »Was sind das für Sachen, die er von dir will?«
    »Ach, alles mögliche.«
    »Ah … es kann doch nicht wirklich alles mögliche sein, Sonja? Astronomisches und Gastronomisches …«
    »Na ja, du weißt schon, bumsen und so weiter.«
    »Und so weiter

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