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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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genannt?«
    »Die Person, die sie meiner Quelle liefern sollte, hat sich als hartnäckig erwiesen. So wurde mir gesagt.«
    »Das hört sich irgendwie ziemlich fadenscheinig an.«
    »Das dachte ich mir auch. Lieferung ist für Freitagnachmittag fest zugesagt.«
    »Nicht viel mehr als achtundvierzig Stunden vor dem Beginn der Aktion. Immer verdächtiger.«
    »Ganz meiner Meinung.«
    »Verdammt noch mal«, sagte Elizabeth, stirnrunzelnd von einem zum anderen blickend, »tut nicht so, als ob wir nicht hier wären – das lasse ich mir nicht gefallen!«
    Der Gesprächsgegenstand war Nina klar genug. »Ihr könnt sagen, was ihr wollt; ich verbürge mich für sie.«
    In einem gelangweilten Ton sagte Theodor: »Wie du dem Gespräch entnommen haben wirst, erwarteten wir eine Information, die nicht gekommen ist. Im übrigen gibt es ein altes Prinzip, nach dem es besser ist, in Unwissenheit der Dinge zu sein, die man nicht wissen muß.«
    »Natürlich«, sagte Nina, »so daß man im Verhör weniger aussagen kann.«
    »Oder nicht im Verhör.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun … freiwillig. Aus freien Stücken. Im Rahmen der Pflichterfüllung.«
    Nina kreuzte die Arme auf der Brust und umfaßte ihre Schultern. Eine steile Falte erschien über ihrer Nasenwurzel. »Aber das würde in diesem Fall nicht zutreffen. In Elizabeths Fall und meinem Fall.«
    »Man kann nie wissen«, sagte Theodor, noch immer im gelangweilten Ton.
    »Man kann nie wissen? Willst du denn damit sagen, du hast keine Gewißheit, daß ich nicht zu Vanags Leute gehöre?«
    »Welche Sicherheit könnte es geben? Wie kann jemand absolute Gewißheit über einen anderen haben?«
    »Über einen anderen. Lieber Gott, was für eine schreckliche Welt haben wir geschaffen!«
    »Ich kann gehen, wenn es euch lieber ist«, sagte Elizabeth mit einiger Heftigkeit, wobei sie den Kopf zu Alexander wandte, um diesen ausdrücklich einzubeziehen. »Ich kam sowieso nur vorbei. Ich wollte nichts Besonderes.«
    »Sei still, Elizabeth!« sagte Alexander. »Das Leben ist schon so schwer genug.«
    »Du und ein schweres Leben?« versetzte sie mit einem kurzen Auflachen. »Du wirst nicht eher ein schweres Leben haben, als bis der König von England wieder auf seinem Thron sitzt.«
    »Wir helfen bei der Vorbereitung einer Revolution«, sagte Theodor, dessen Ton nun eher verdrossen als gelangweilt war. »Das ist eine schwere Verantwortung.«
    »Das glaube ich. Ein paar Polizisten einsperren. Sehr verantwortungsvolle Arbeit.«
    »Damit wird es nicht getan sein. Es wird notwendig sein, bestimmte Personen zu töten.«
    Dies war begleitet von einem Blick zu Nina, der die Erkenntnis verriet, daß er damit der beruhigenden Voraussage widersprach, die er kurz zuvor gemacht hatte. Vor ihr hatte er wie jemand gesprochen, der ein Gartenfest organisiert und sich über die Knappheit an gutem Dienstpersonal beklagt. Ungläubig und verwirrt blickte sie umher: hatte sie irgendwie alles mißverstanden, ein ausgeklügeltes Spiel in kindischer Weise für einen ernsten Versuch genommen, das Regierungssystem gewaltsam zu stürzen? Sie hoffte, daß sie nicht so erschüttert aussehe wie sie es war.
    Nachdem sie Theodor in einer Parodie von Verblüffung angestarrt hatte, sagte Elizabeth sarkastisch: »Töten!« und schnaubte geringschätzig. »Aber nicht von dir oder dem schneidigen Helden hier, soviel ist sicher.«
    Alexander wurde rot. »Du weißt nicht, wovon du redest«, sagte er mit schrillen Obertönen.
    »Und ob ich es weiß! Du hast nicht den Mut, mein Lieber. Nicht, um jemand kaltblütig zu töten. Dazu gehört etwas.«
    In einem wütenden, schnellen Flüsterton sagte er: »Vielleicht wirst du anders darüber denken, wenn ich meinen Vater erschieße.«
    »Unmöglich!« rief Theodor, aber nach einer viel zu langen Pause, um überzeugend zu sein.
    »Bist du verrückt, Alexander?« Elizabeth wandte sich zu Nina. »Hast du davon gewußt?«
    »Nein«, sagte Nina, die noch immer zu begreifen suchte, aber nur ein Gefühl monströser Unwirklichkeit erlebte.
    »Warum mußtest du das ausplaudern?« Theodor war jetzt nicht weniger zornig als Alexander es vorher gewesen war.
    »Sie hätten es so oder so erfahren.«
    »Warum?« fragte Elizabeth mit drängender Entschlossenheit. »Ich möchte wissen, warum du glaubst, das tun zu müssen … WARUM?«
    »Es wird eine enorme moralische Wirkung haben«, sagte Theodor.
    »Das ist keine Rechtfertigung.«
    »Ich kann dir versichern, daß es notwendig ist.«
    »Notwendig

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