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Das Auge des Leoparden

Das Auge des Leoparden

Titel: Das Auge des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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zwar endgültig, besiegt.
    Er überwindet sich zu frühstücken und fährt anschließend zu seinem Büro. Die schwarzen Kontoristen blicken von ihren Lieferberichten und Abwesenheitslisten auf und begrüßen ihn.
    An diesem Tag erkennt Hans Olofson, daß ihm selbst die einfachsten Arbeitsabläufe plötzlich große Probleme bereiten. Jede noch so alltägliche Entscheidung löst Zweifel in ihm aus. Er versucht sich zu beruhigen, indem er sich sagt, daß er müde ist und sich einen Urlaub gönnen sollte. Die Verantwortung kann er einem der Vorarbeiter übertragen.
    Im nächsten Moment keimt in ihm der Verdacht, daß Eisenhower Mudenda ihn unmerklich mit unsichtbaren Giften auslöscht. Der Staub auf seinem Schreibtisch verwandelt sich in einen Puder, der erstickende Gase verströmt, und er beschließt, ein zusätzliches Vorhängeschloß an der Bürotür anzubringen. Ein leerer Eierkarton, der von einem Stapel herunterfällt, löst aus heiterem Himmel einen Wutanfall bei ihm aus. Die schwarzen Arbeiter betrachten ihn mit forschenden Augen. Ein Schmetterling, der auf seiner Schulter landet, läßt ihn heftig zusammenzucken, so als hätte ihm jemand im Dunkeln eine Hand auf die Schulter gelegt.
    In der folgenden Nacht findet er keinen Schlaf. Leere breitet sich wie eine öde Landschaft in ihm aus. Plötzlich kommen ihm die Tränen, und kurz darauf schreit er laut in die Dunkelheit hinaus. Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle, denkt er, als der Anfall vorbei ist. Gefühle tauchen aus dem Nichts auf, attackieren mich und unterhöhlen mein Urteilsvermögen. Seine Armbanduhr zeigt kurz nach Mitternacht. Er steht auf, setzt sich in einen Sessel und beginnt in einem Buch zu lesen, das er sich wahllos aus Judith Fillingtons Sammlung herausgreift. Die Schäferhunde drehen ihre Runden um das Haus, und er hört ihr Knurren, das Zirpen der Zikaden, vereinzelte Vogelschreie vom Fluß. Er liest Seite auf Seite, ohne zu verstehen, was er da liest, schaut oft auf die Uhr und wartet auf die Dämmerung.
    Kurz vor drei schläft er schließlich mit dem Revolver auf der Brust in seinem Sessel ein. Plötzlich ist er wieder wach. Etwas hat ihn geweckt, und er lauscht in die Dunkelheit hinein, aber die afrikanische Nacht ist vollkommen still. Ich muß geträumt haben, denkt er. Es ist nichts passiert, alles ist still … Die Stille, schießt es ihm dann durch den Kopf.
Sie
hat mich geweckt. Es ist doch etwas passiert, diese Stille ist nicht normal. Angst steigt in ihm hoch, sein Herz klopft, und er greift nach seinem Revolver und lauscht.
    Die Zikaden zirpen, aber die Schäferhunde sind verstummt.
    Plötzlich ist er sicher, daß vor seinem Haus etwas geschieht. Er läuft durch die Stille und holt seine Schrotflinte. Mit zitternden Händen schiebt er Munition in beide Läufe und entsichert das Gewehr. Da draußen sind Menschen in der Dunkelheit, denkt er verzweifelt. Jetzt sitzen sie mir im Nacken. Wieder läuft er durch die leeren Zimmer und hebt den Telefonhörer ab. Die Leitung ist tot. Jetzt weiß er Bescheid und bekommt solche Angst, daß er kaum noch atmen kann. Er läuft die Treppe hinauf, greift nach einem Häufchen Munition, das auf einem Stuhl im Korridor liegt, und rennt in den Skelettraum. Das einzige Fenster des Raums hat keine Vorhänge. Vorsichtig späht er in die Dunkelheit hinaus. Die Lampen auf der Terrasse tauchen den Platz vor dem Haus in bleiches Licht. Von den Hunden ist weit und breit nichts zu sehen.
    Auf einmal gehen die Lampen aus, und er hört ein leises Klirren. Er starrt in die Dunkelheit hinaus, glaubt Schritte zu hören und zwingt sich, ruhig nachzudenken. Sie werden versuchen, im Erdgeschoß einzudringen, überlegt er. Sobald ihnen klar ist, daß ich hier oben bin, werden sie mich ausräuchern. Wieder läuft er durch den Flur und die Treppe hinab, lauscht an den beiden Haustüren, die von vorgeschobenen Schränken verdeckt werden.
    Die Hunde, denkt er außer sich. Was haben sie nur mit den Hunden gemacht? Pausenlos rennt er zwischen den beiden Eingangstüren hin und her und überlegt, daß der Angriff auch gleichzeitig aus zwei Richtungen erfolgen könnte. Plötzlich fällt ihm ein, daß das Badezimmerfenster nicht vergittert ist. Es ist zwar klein, aber einem schlanken Menschen könnte es gelingen, sich hindurchzuzwängen. Vorsichtig schiebt er die Badezimmertür auf, das Gewehr zittert in seinen Händen. Ich darf nicht zögern, redet er sich gut zu. Wenn ich jemanden sehe, muß ich anlegen und schießen. Das

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