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Das Auge des Leoparden

Das Auge des Leoparden

Titel: Das Auge des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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tote Tiere, die auf dem Grund des Flußes weiterleben. Das Skelett eines Krokodils kann gefährlicher sein als ein lebendiges Krokodil.«
    »Was denkst du?« fragt Hans Olofson.
    »Ich denke, was ich denke,
bwana
«, antwortet Luka.
    Hans Olofson spannt den achtzehnjährigen Zeitbogen, erfüllt von der Vorstellung, die Farm, die ihm nun gehört, in ein politisches Vorbild zu verwandeln.
    An einem frühen Samstagmorgen versammelt er alle Arbeiter vor seinem Büro, klettert auf ein Benzinfaß und teilt ihnen mit, daß von nun an er und nicht mehr Judith Fillington Besitzer der Farm ist. Die reservierten Gesichter entgehen ihm nicht, aber er ist dennoch fest entschlossen, seine Pläne zu verwirklichen.
    In den kommenden Jahren, Jahren pausenloser Arbeit, versucht er in die Realität umzusetzen, was er zu seiner großen Aufgabe erklärt hat. Er ernennt seine tüchtigsten Arbeiter zu Vorarbeitern und betraut sie mit immer anspruchsvolleren Arbeiten. Er erhöht drastisch die Löhne, baut neue Unterkünfte und erlebt den Aufbau einer Schule für die Kinder der Arbeiter. Von Anfang an wird er mit dem Widerstand der anderen weißen Farmer konfrontiert.
    »Du untergräbst deine Position«, ermahnt ihn Werner Masterton bei einem abendlichen Besuch des Ehepaars.
    »Du bist naiv«, ergänzt Ruth. »Ich hoffe, daß es noch nicht zu spät ist, wenn du das einsiehst.«
    »Zu spät wofür?« fragt Hans Olofson.
    »Für alles«, antwortet Ruth.
    Gelegentlich taucht Duncan Jones wie ein Gespenst auf und beobachtet ihn. Hans Olofson sieht, daß die Schwarzen Angst vor ihm haben.
    Eines Nachts, als ihn die Nachtwächter wieder einmal geweckt haben und er wütend gegen einfallende Wanderameisen kämpft, hört er Duncan Jones in seinem verbarrikadierten Haus herumbrüllen.
    Zwei Jahre später ist er tot. In der Regenzeit beginnt das Haus zu stinken, und als sie es aufbrechen, liegt der halbverweste Körper auf dem Fußboden zwischen Flaschen und Essensresten. Das Haus ist voller Insekten, und über der Leiche flattern gelbe Schmetterlinge.
    In der nächsten Nacht hört er Trommeln schlagen. Der Geist des heiligen Mannes schwebt bereits über der Farm am Fluß. Aus Kitwe kommt ein katholischer Priester. Außer Hans Olofson steht kein Weißer am Sarg, nur die schwarzen Arbeiter.
    Er schreibt einen Brief an die Bank in Jersey, in dem er mitteilt, daß Duncan Jones gestorben ist, erhält jedoch nie eine Antwort von Judith.
    Das Haus steht lange leer, bis Hans Olofson beschließt, die Mauer abzureißen und in dem Haus eine Ambulanz für die Arbeiter und ihre Familien einzurichten.
    Unendlich langsam glaubt er eine Veränderung wahrzunehmen. Meter für Meter versucht er die Grenze zwischen sich und seinen zweihundert Arbeitern auszuradieren.
    Der Verdacht, daß etwas gründlich schiefgegangen ist und all seine Vorsätze gescheitert sind, überkommt ihn nach der Rückkehr von einer Reise nach Daressalam. Plötzlich und auf unerklärliche Weise fallen die Produktionszahlen. Es erreichen ihn Beschwerden über beschädigt oder gar nicht gelieferte Eier. Ersatzteile werden gestohlen, Hühnerfutter und Werkzeug verschwinden. Dann entdeckt er, daß die Vorarbeiter die Anwesenheitslisten manipulieren, und bei einem nächtlichen Kontrollgang findet er die Hälfte der Nachtwächter schlafend vor, einige von ihnen stark betrunken.
    Er versammelt die Vorarbeiter und verlangt von ihnen, Verantwortung zu übernehmen, aber alles, was er zu hören bekommt, sind fadenscheinige Ausreden.
    Die Reise nach Daressalam hat er unternommen, um Ersatzteile für den Traktor der Farm zu beschaffen. Einen Tag nach der Reparatur ist der Traktor verschwunden. Hans Olofson ruft die Polizei und entläßt sämtliche Nachtwächter, aber der Traktor bleibt verschwunden.
    Gleichzeitig unterläuft ihm ein schwerer Fehler. Er bittet Mister Pihri zu sich, und sie trinken in seinem Büro Tee.
    »Mein Traktor ist verschwunden«, sagt Hans Olofson. »Ich habe die lange Reise nach Daressalam auf mich genommen, um Ersatzteile zu kaufen, die hier nicht erhältlich sind. Ich habe die lange Reise gemacht, damit mein Traktor wieder läuft. Jetzt ist er verschwunden.«
    »Das ist natürlich sehr bedauerlich«, antwortet Mister Pihri.
    »Ich begreife nicht, daß Ihre Kollegen den Traktor nicht auftreiben können. In diesem Land gibt es nicht viele Traktoren, und ein Traktor ist schwer zu verstecken. Es dürfte auch nicht einfach sein, ihn unbemerkt über die Grenze nach Zaire zu schaffen, um ihn

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