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Das Auge des Leoparden

Das Auge des Leoparden

Titel: Das Auge des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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hastig auf, spuckt in den Kies und fragt, wo zum Teufel sie gewesen sei.
    »Wir hatten eine Frühlingsandacht«, erwidert sie.
    Er setzt sich wieder, und sie setzt sich neben ihn auf die Treppe, gemeinsam beobachten sie einen Sperling, der in einem Fußabdruck in der Erde herumhüpft.
    Ihr Oberschenkel berührt sein Bein.
    Das Stallmädchen, denkt er. Marie oder Rimma, wie sie es nannten. Einmal blieb er da, versteckte sich hinter dem Heu und sah zu, als sie sich auszog und am Wasserhahn wusch. Er war kurz davor, zu ihr zu stürzen, einzudringen, sich von dem unfaßbaren Mysterium verschlucken zu lassen.
    Der Sperling hockt immer noch in dem Fußabdruck. Janine summt vor sich hin und stößt an sein Bein. Begreift sie denn nicht, was sie da tut? Die wilden Pferde zerren in den heimlichen Boxen an ihren Ketten. Was geschieht, wenn sie sich losreißen? Was kann er dann tun?
    Als hätte sie gespürt, woran er denkt, steht sie plötzlich auf. »Ich friere«, sagt sie. »In der Kirche zieht es, und er hat heute so lange geredet.«
    »Hurra-Pelle?«
    Sie lacht ihn an. »Ich glaube, er ist der einzige, der seinen Spitznamen nicht kennt«, sagt sie. »Er würde sich bestimmt aufregen, wenn er ihn erführe.«
    In der Küche erzählt er ihr von seiner Kündigung beim Pferdehändler. Aber was ist die Wahrheit? Wie hat es sich abgespielt? Er hört, daß er sich als aufgebracht und mit lauter Stimme sprechend beschreibt, den Pferdehändler dagegen klein wie einen bibbernden Zwerg. Aber war er es nicht in Wahrheit, der flüsterte und murmelte, sich kaum verständlich machen konnte? Ist er zu klein oder ist die Welt zu groß?
    »Was hast du jetzt vor?« fragt sie.
    »Ich denke, ich werde die Realschule besuchen und mir in Ruhe Gedanken machen«, antwortet er.
    So hat er sich tatsächlich entschieden. Seine Noten sind gut genug dafür, das weiß er, denn Rektor Gottfried hat es ihm bestätigt. Schwieriger könnte es werden, Erik Olofson davon zu überzeugen, daß es Sinn macht, auf eine abgewetzte Schulbank zurückzukehren.
    »Tu das«, meint sie. »Du kommst sicher gut zurecht.«
    Aber er wehrt ab. »Wenn es nicht klappt, gehe ich weg«, sagt er. »Es gibt immer noch das Meer. Zum Pferdehändler gehe ich jedenfalls nicht zurück. Pferde quälen können von mir aus andere.«
    Auf dem Heimweg geht er zu seinem Stein. Das Frühjahrshochwasser tost unter ihm, und an der Landzunge am Volkspark staut sich das Treibholz. Das schwierige Leben, denkt er.
    Statt die Neuigkeit noch etwas für sich zu behalten, kann er dem Vater seinen Entschluß auch schon an diesem Abend mitteilen. Er bleibt sitzen, bis der Schienenbus über die Brücke rattert und im Wald verschwindet. Der Fluß tanzt.
    Erik Olofson poliert gerade seinen kleinen Revolver mit dem Perlmuttgriff, als sein Sohn nach Hause kommt. Es ist der Revolver, den er einmal einem Chinesen in Newport News abgekauft hat, der Revolver, der neun Dollar und ein Jackett kostete.
    Hans Olofson setzt sich an das andere Ende des Küchentischs und beobachtet seinen Vater, der den glänzenden Griff gründlich wienert. »Kann man mit dem eigentlich schießen?« fragt er.
    »Natürlich kann man mit dem schießen«, antwortet Erik Olofson. »Glaubst du, ich kaufe eine Waffe, die man nicht benutzen kann?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Nein, woher sollst du das wissen.«
    »Genau.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nichts. Aber ich habe bei dem verdammten Pferdehändler gekündigt.«
    »Du hättest nie bei ihm anfangen sollen. Habe ich es nicht gesagt?«
    »Nichts hast du gesagt.«
    »Ich habe gesagt, daß du im Lager des Einzelhandelsverbands bleiben sollst!«
    »Was hat das eine denn mit dem anderen zu tun?«
    »Du hörst nicht auf mich.«
    »Was hat das denn jetzt damit zu tun?«
    »Und dann kommst du nach Hause und behauptest, ich hätte nichts gesagt.«
    »Ich hätte niemals im Lager anfangen sollen. Und jetzt höre ich bei dem verdammten Pferdehändler auf.«
    »Was habe ich gesagt?«
    »Du hast nichts gesagt.«
    »Habe ich nicht gesagt, daß du auf dem Lager bleiben sollst?«
    »Du hättest mir den Rat geben sollen, niemals dort anzufangen!«
    »Warum hätte ich das tun sollen?«
    »Das habe ich doch schon gesagt! Willst du mich nicht lieber fragen, was ich statt dessen vorhabe?«
    »Doch.«
    »Na, dann frag!«
    »Da gibt es doch nichts zu fragen. Wenn du mir etwas zu sagen hast, dann sag es. Ich bekomme diesen Griff doch nicht richtig sauber …«
    »Aber er glänzt doch.«
    »Was weißt

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