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Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition)

Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition)

Titel: Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Hände, während er einen Deckel nach dem anderen öffnete und mir seine Kostbarkeiten präsentierte.
    „Wie, äh, bist du auf Nachtfalter gekommen?“, fragte ich.
    Ein Schatten huschte über sein Gesicht. „Ich träume manchmal von ihnen. Nun ja, ziemlich oft. Es ist immer derselbe Traum. Ich bin im Dunkeln und sie flattern um mich herum. Ich versuche, sie zu fangen, und sie fliegen immer höher in die Luft. Ich steige ihnen nach … und es wird immer heller, bis die Sonne mich blendet …“ Er brach ab. „Das ist ziemlich verrückt, oder?“
    „Finde ich gar nicht“, sagte ich. „Ein schöner Traum. Die Nachtfalter leiten dich ins Licht.“
    „Nein“, widersprach er leise, „es ist kein schöner Traum. Denn hinter mir im Dunkeln …“ Er brach ab und schüttelte den Kopf, als könnte er so die quälenden Gedanken loswerden. „Wie gesagt, diesen Traum kann ich nicht weiterempfehlen. Ich habe mal nachgeforscht, was er bedeuten könnte, aber Schmetterlinge stehen für Leichtigkeit. Wiedergeburt, Auferstehung, Verwandlung - such dir was aus. Das Gefühl in meinen Träumen ist leider weniger schön.“
    „Auferstehung“, flüsterte ich.
    „Falter sind nicht einfach bloß zart und niedlich“, sagte Luca. „Einige sind so giftig, dass sogar Fledermäuse sich davor hüten, sie zu fressen. Es gibt Arten, die gerne Blut aus frischen Wunden trinken. Abgefahren, oder? Manche ernähren sich von Tränen. Sie trinken aus den Augen von Säugetieren. Auf Madagaskar gibt es sogar eine Art, die Tränen aus den Augen schlafender Vögel saugt.“
    „Wenn du sie selbst so gruselig findest, warum beschäftigst du dich dann mit ihnen?“
    Luca zuckte mit den Achseln. „Vielleicht gerade deshalb.“
    Eine Pause trat ein. Ich war hier, um herauszufinden, was Tatjana ihm erzählt hatte, aber ich traute mich nicht so recht, anzufangen.
    „Tatjana …“ Wir sprachen den Namen gleichzeitig aus und mussten lachen.
    „Du zuerst“, sagte er.
    „Nein, du“, meinte ich.
    „Also, deine Freundin Tatjana … so heißt sie doch?“
    „Eigentlich heißt sie Marie-Sophie Pauline.“
    „Oh Mann, bei euch ist aber auch alles kompliziert!“
    „Ich weiß, deshalb versuchen wir ja auch, es irgendwie einfacher zu machen. Also, was hat sie angestellt, außer meine Nummer auf die Serviette zu schreiben?“
    „Sie dachte, wir hätten uns angefreundet, in den zwei Wochen, die du vor ihr hier warst. Warum hast du ihr so etwas erzählt? Sie hat irgendetwas von einem Bild gefaselt …“
    „Von dem hier“, sagte ich und zog das zusammengefaltete Blatt aus meiner Tasche. Ich reichte ihm die Zeichnung, die ich von Rico gemacht hatte.
    „Das bin ich!“
    „Nein“, widersprach ich. „Ich kenne jemanden, der genauso aussieht wie du. Deshalb das Missverständnis. Ich dachte, du wärst er. Deshalb …“
    „Oh“, sagte er und betrachtete weiter das Bild. Vielleicht dachte er darüber nach, ob ich tatsächlich irgendwo ausgebrochen war.
    „Du hast nicht zufällig einen Zwillingsbruder?“
    „Ganz bestimmt nicht.“
    „Sicher?“
    Er lächelte. „Ich glaube, das wüsste ich.“
    „Vielleicht ist er gestorben.“
    „Wenn ich einen toten Zwillingsbruder hätte, wüsste ich wohl auch davon. Nein, ich habe keinen. Außerdem“, er runzelte verwirrt die Stirn, „dann könntest du ihn gar nicht kennen, stimmt’s?“
    Dazu sagte ich nichts. Warum sah Rico ganz genauso aus wie Luca? Wo lag hier der Sinn? Es konnte kein Zufall sein.
    Ich hatte da so eine Idee, aber dazu musste ich mehr über Luca wissen.
    „Du bist nicht zufällig adoptiert, oder?“
    „Was?“
    „Du könntest es rausfinden. Mit einem Bluttest.“
    „Sag mal, hast du sie noch alle?“
    Auf einmal wussten wir beide nicht weiter.
    „Ich muss dann wieder, äh …“
    „Tja.“
    „Tschüss.“
    Schon stand ich auf dem Flur. Und schlug mir innerlich gegen die Stirn. Wunderbar. Das hatte ja großartig geklappt.
    „Liss, warte!“ Luca riss die Tür auf. „Wollen wir nicht noch unsere Nummern tauschen?“
    Ich starrte ihn an. „Was?“
    „Für den Fall, dass irgendwas ist. Für Notfälle, du weißt schon.“ Er wagte ein vorsichtiges Grinsen.
    „Wenn ich das nächste Mal an der Dachrinne hänge?“
    „Ja, so in etwa.“
    Warum kam ich mir in seiner Nähe nur immer so blöd vor?

    Tatjana beobachtete mich, während ich die Fotos durchging. Paul Meyrink und Angelina Di Lauro. Sie hatten heiraten wollen, aber dazu war es nicht gekommen, weil er evangelisch war und sie

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