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Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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der Fahrt bis zur Endstation in Birsfelden konnte er nun geniessen. Es geht doch nichts über lieb gewonnene, kleine Gewohnheiten. Jetzt noch ein Glas Wein, ein bisschen Brot mit Käse und mit Monika gemütlich plaudern. Und dann ab unter die Decke.
    Monika telefonierte. Sie winkte ihm zu und deutete auf die Küche. Ah! Ich soll schon einmal eine Flasche Wein holen, ein bisschen Käse und etwas Brot aufschneiden und wenn Monika ihr Gespräch beendet hat, machen wir es uns gemütlich. Ganz nach meinem Geschmack.
    «Oh, da kommt ja mein Sohn auch endlich nach Hause.»
    «Mama! Du hier?»
    «Begrüsst man so seine Mutter?»
    «Entschuldige!» Widerwillig küsste er seine Mutter auf beide Wangen. «Monika hat mir gar nicht gesagt, dass du uns besuchst.»
    «Sonst wärst du sicher noch im Büro geblieben.»
    Recht hast du, du Giftschlange, aber als gut erzogener Sohn kann ich dir das nicht ins Gesicht schleudern. So verlockend diese Vorstellung auch wäre …
    «Wo denkst du hin, Mama. Dann wäre ich schon eher nach Hause gekommen. Mit wem spricht Monika eigentlich so lange?»
    «Mit Hilde!»
    Sie stiess den Namen von Monikas Mutter wie einen Fluch aus.
    «Und was bespricht Monika mit ihrer Mutter?», tastete sich Ferrari langsam vor, wohl wissend, dass er vorsichtig sein musste. Jedes weitere Wort konnte gegen ihn verwendet werden.
    «Das soll sie dir selbst sagen.»
    Ferrari öffnete die Weinflasche.
    «Darf ich dir auch ein Glas einschenken?»
    «Danke, mir ist die Lust nach Wein vergangen, nach allem anderen auch. Aber trink du nur deinen Wein. Du musst wirklich keine Rücksicht auf mich nehmen.»
    «Hm! Könntest du mir endlich sagen, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist, Mama?»
    «Frag Monika!»
    Ferrari nahm zwei Gläser, die Flasche Wein und ging kopfschüttelnd ins Wohnzimmer. Monika beendete soeben ihr Gespräch.
    «Hallo, mein Schatz!»
    Ferrari küsste seine Partnerin. Er füllte die Gläser halbvoll und reichte Monika eines, die fragend zur Küche schaute.
    «Sie ist eingeschnappt. Weiss der Teufel, weshalb. Ich habe sie gefragt, ob sie auch ein Glas mit uns trinkt. Aber nein, sie schmollt lieber in der Küche. Was ist eigentlich los?»
    «Hilde und Martha haben sich gestritten. Und jetzt reden sie nicht mehr miteinander.»
    «Und weshalb?»
    «Wegen der Fahrt nach Strassburg.»
    «Aha! Du sprichst in Rätseln, mein Schatz. Was ist mit der Fahrt nach Strassburg?»
    «Nichts ist mit der Fahrt nach Strassburg! Hilde will nach Freiburg», tönte es von der Küche her.
    «Strassburg, Freiburg, Mannheim, Berlin! Kann mir mal jemand sagen, was hier gespielt wird?»
    «Deine und meine Mutter wollten zusammen an einen Weihnachtsmarkt.»
    «Eine wundervolle Idee, am besten nach Honolulu!»
    «Francesco!»
    «Ist doch wahr. Was soll der Blödsinn?! Ich bin erkältet, habe Fieber und muss mir hier irgendwelchen Weihnachtsmarktunsinn anhören. Du willst also mit Hilde nach Strassburg?»
    «Ja. Nur sie will lieber nach Freiburg.»
    «Dann geht doch nach Freiburg.»
    «Den Weihnachtsmarkt kenne ich aber bereits. Ich will nach Strassburg.»
    «Aha! Jetzt verstehe ich das irdische Drama. Du willst nach Strassburg, Hilde nach Freiburg. Und weil ihr euch nicht einigen könnt, redet ihr nicht mehr miteinander. So weit, so gut, wenn da nicht noch etwas wäre. Nämlich der klitzekleine Umstand, dass ihr uns mit eurem kindischen Getue wahnsinnig auf den Wecker geht!»
    Martha blickte ihren Sohn entsetzt an.
    «Monika, sag bitte deinem Mann, er soll nicht so mit mir reden. Ich bin immerhin seine Mutter und verdiene Respekt, schliesslich habe ich ihn grossgezogen.»
    «Du hast gehört, was deine Mutter sagt, Francesco.»
    «So, ich soll nicht so mit dir reden? Seit Jahren nervst du mich mit deinem Gezänk. Francesco ist ein Verlierer. Francesco hat seinen Vater ins Grab gebracht, weil er Polizist geworden ist. Francesco …»
    «Stimmt doch!»
    «Nein, das stimmt nicht. Wahrscheinlich ist er gestorben, weil …»
    «Francesco!»
    «Lass nur, Monika. Ich weiss, was dieser undankbare Nichtsnutz sagen will … er meint, ich sei Schuld am Tod seines Vaters.»
    «Das wollte ich nicht sagen, Mama!»
    «Was bist du nur für ein Mann?! Du könntest doch wenigstens zu deiner Meinung stehen. Aber nein, du bist eine richtige Flasche.»
    «Eine Flasche!?», schrie Ferrari. «Ich bin weder ein Nichtsnutz noch ein Versager. Dir passt nur nicht, dass ich nicht an deinem Rockzipfel hänge. Zu gern würdest du über mich bestimmen, mir

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