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Das Baby vom Deich

Das Baby vom Deich

Titel: Das Baby vom Deich
Autoren: Angelika Friedemann
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sich das im Privatleben an."
"Deswegen hat sich Ihr Freund von Ihnen getrennt, weil er sooo gern leiden wollte?", amüsierte er sich. "Sie haben recht. Wenigstens waren bei Ihnen keine Kinder betroffen."
Sie blickte zum Hafen, hatte eine merkwürdig rot-gefleckte Gesichts- farbe bekommen, die man trotz der dicken Make-up-Schicht erkannte.
"Wo kann man hier abends weggehen?"
"Sehen Sie doch. Überall gibt es Kneipen."
"Wo gehen Sie zum Beispiel gern hin?"
"In den Partykeller meines Bruders."
"Nie in eine Disco oder so?"
"Garantiert nie. Ich stehe nicht auf sehr junge Frauen, noch auf ohrenbetäubenden Lärm."
"Ich dachte, Sie könnten mir nette Lokalitäten zeigen?", flirtete sie mit ihm.
"Sind alle nett", erwiderte ungerührt.
"Sicher gibt es Geheimtipps?"
Er lachte nur, schüttelte den Kopf.
Sie nippte an dem Wein, schaute auf die Flüssigkeit.
"Sagen Sie, wissen Sie, wo man ein Pferd mieten kann?"
Er schüttelte den Kopf, da ihn die Frau nicht nur nervte, sondern amüsierte. Sie schien wirklich zu denken, er wäre blöd.
"Wieso? Ihr Großvater hat Pferde, soviel ich weiß?", fragte er mit kalter Förmlichkeit.
Jetzt war sie sprachlos.
"Er hat alle vor Jahren verkauft. Wie man hört, wurde ich überprüft."
"Sicher! Denken Sie, wir glauben jeder Person alles? Wenn Leute ausweichend antworten, sich winden, sogar lügen, forschen wir nach. Menschen, die nichts zu verbergen haben, lügen nicht. Obwohl wir nur eine kleine Kriminalpolizeistelle sind, heißt das nicht, dass wir blöd sind."
"So meinte ich das nicht. Es wundert mich nur, dass man eine Spazier- gängerin durch den Polizeicomputer schickt."
"Sie waren die große Lebensretterin eines Findelkindes. Vergessen? Sie hätten ehrlicher antworten sollen. Sie versuchen die ganze Zeit mir etwas vorzuspielen, lügen dabei kontinuierlich, wollen mich aushorchen. Das ist primitiv, dazu dumm. Was wollen Sie damit erreichen?"
"Warum reagieren Sie so aggressiv?"
"Gewiss nicht aggressiv, eher amüsiert über Ihre primitive Art, dazu erbost, dass Sie meine Kollegen und mich für dumm verkaufen wollen. Ist es, weil Opa Geld hat? Sie denken, Sie könnten penetrant Leute ausfragen, Polizeibeamte oder mich hinters Licht führen. Bei mir sind Sie da an der falschen Adresse."
Das Essen wurde serviert und sie aßen fast schweigend.
Erst danach stellte sie fest, "Sie scheinen in allen Fragen etwas Schlechtes zu sehen."
"Ich lasse mich generell nicht ausfragen, noch beantworte ich Fragen, wenn ich der Meinung bin, das geht die fragende Person nichts an oder wenn mich die fragende Person nur anlügt. Mein Privatleben ist in der Regel für die meisten tabu, außer für meine Freunde, insbesondere jedoch für Frauen, die etwas von mir wollen oder die versuchen, mich als dumm hinzustellen, weil sie anscheinend damit bei anderen Männern Erfolg hatten oder weil sie sich für verwöhnte Prinzessinnen halten, die generell immer ihren Willen durchsetzen, so wie Sie. Ich bin ja etwas Besonderes, schließlich finanziert mir Papi mein Leben und das Geld dazu, bekommt er von meinem Opi. Ich hatte zu viele Frauen, als dass ich da noch auf eine hübsche Larve hereinfalle, noch auf irgendwelches dümmliche Gesäusel. Sie kennen Husum genauso gut wie ich, aber fragen mich so blödsinnige Sachen, wie Pferdeställe, Kneipen, obwohl Sie wissen wollen, wo ich hingehe, damit Sie dort zufällig auftauchen können. Wenn Sie was von mir wollen, sagen Sie es, aber reden nicht so dusselig Drumherum. Normale, selbstsichere, eigenständige Frauen sind da emanzipierter und sagen das geradeheraus, so wie ich das ebenfalls praktiziere, falls ich eine für Sex mitnehmen beabsichtige. Sie gehören indes nicht dazu, da ich kalte, gefühllose Frauen, die mich im Vorfeld belügen, nie mitnehme. Da hilft keine nette Larve, kein schmachtender Blick, kein langweiliges Geklimper mit den künstlichen Wimpern, noch so eine dümmliche Leckerei über die Lippen. Falls das antörnend sein soll, muss ich Sie enttäuschen. Das Gegenteil ist der Fall. Versuchen Sie damit im Allgemeinen Männer anzubaggern? Müssen Deppen sein, die darauf hereinfallen, aber die können Sie wenigsten mit Ihren Märchen unterhalten."
Sie erhob sich. "Gehe ich und danke für die Einladung. Sie sind ein Stoffel und Macho."
"Besser ein ehrlicher Macho, als eine verwöhnte, einfältige Angeberin, die beleidigt ist, wenn man ihr die Wahrheit sagt. Ich benötige keine Bewunderung, um wer zu sein, muss deswegen nicht lügen, um mich größer zu machen.
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