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Das Baby vom Deich

Das Baby vom Deich

Titel: Das Baby vom Deich
Autoren: Angelika Friedemann
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sich. "Manche schmieren sich den ganzen Körper damit ein."
"Sehr witzig. Nur ich bin gesund und erspare mir solche Aktionen lieber."
"Soll zusätzlich schön machen", erwiderte Kerper grinsend.
"Na, dat bruk et nich. Schön ist er ja schon."
"Dumm Tüch! Doc, du nervst."
"Loot di nich argern!", schmunzelte Frederik Kerper. "Ich muss zurück. Halten Sie mich bitte auf den Laufenden, Herr Klaasen. Ach, wie ist es heute gelaufen?"
"Woher wissen Sie das schon wieder? Erwartungsgemäß nicht so gut."
"Kopf hoch! Wirst du wohl selber in Angriff nehmen müssen. Macht ja Spaß."
"Dann lasse ich es. Den Spaß meinte ich nicht. Frederik, mach du lieber weiter."
"Nichts da! Zwei reichen. Das Kapitel ist bei uns beendet. Ich muss."
"Grüß Bille!"
"Martin, wir fahren. Findet ihr etwas, ruft mich bitte an. Ich muss unter die Dusche."
Er reichte seinem Kollegen den Autoschlüssel. "Fahr du, sonst ist da noch dreckig."
Sie fuhren auf den Hof, als seine Großmutter aus dem Haus trat und etwas verblüfft zu dem Wagen ihres Enkels schaute.
"Moin Oma."
"Wie siehst du denn aus und wieso fährt ein Fremder dein Auto?"
"Ich war im Watt und habe eine Tote herausgezogen."
"Eine Tote?"
"Ein junges Mädchen, aber ich muss unter die Dusche. Der Schlamm trocknet und juckt."
"Wer ist sie?"
"Ein Teenager. Mehr wissen wir noch nicht."
"Die arme Deern."
Er gab ihr einen Kuss und sie verzog das Gesicht. "Du stinkst, min Jung."
"Deswegen habe ich es eilig."
Er schloss auf. "Setz dich. Im Kühlschrank steht etwas Trinkbares", verschwand er im Bad, zog aus und warf die Kleidung in die Wasch- maschine. Erst als er ausgiebig geduscht hatte, fühlte er sich besser. Das Zeug stank fürchterlich.
Nur mit einem Handtuch bekleidet ging er in sein Schlafzimmer, zog sich rasch an. Rolf fand er vor seiner CD-Sammlung vor.
"Du hast aber alles quer Beet", stellte er fest.
"Hhmmm, für jede Stimmung etwas. Mal ist mir nach Grieg, nach AC/DC. Nur Schlager und Volksmusik ist nicht so mein Ding. So, ich trinke etwas, dann fahren wir zu den Eltern."
"Sag, da geht eine Treppe hoch. Kann man von dort die Nordsee sehen?"
"Ja! Ich baue das seit vier Jahren aus. Fenster und Wärmedämmung sind fertig, sonst nichts. Die Sanitärsachen stehen bereit, die Anschlüsse liegen und bei Gelegenheit schließe ich das an. Meistens arbeite ich nur im Herbst und Winter weiter. Kannst kurz hochgehen, siehst du es."
Rasch kämmte er die Haare, cremte das Gesicht ein und trank ein Glas Saft.
"Fahren wir", rief er hoch.
"Mensch, der Ausblick ist herrlich. Ich würde nur vor dem Fenster sitzen."
"Wird nach zwei Tagen langweilig. Im Wattenmeer wimmelt es von Tieren und Pflanzen. Gäste kommen hierher, um die faszinierende Natur und die regenerierenden Kräfte der Seeluft zu genießen. Für uns Einheimische, die damit aufgewachsen sind, ist es Alltag. Gelegentlich siehst du seltenere Seevögel, das ist interessant. Sturmfluten sind eher rar", amüsierte er sich.
Draußen schaute sich sein Kollege um. "Das ist groß", stellte er fest.
"Hier wohnen vier Generationen. Drüben meine Großeltern. Vorn meine Eltern und da ist die Praxis. Das Haus meines Bruders liegt schräg dahinter, aber das siehst du nicht. Das dort hinten ist der Pferdestall."
Er startete den Motor und fuhr los.
"Das war früher ein Bauernhof. Mein Großvater hat freilich nie als Bauer gearbeitet, nur hin und wieder seinem Vater geholfen, so wie mein Vater als Kind. Es wurden nach und nach die Viecher abgeschafft. Das Haus meiner Großeltern war früher eine Art Schuppen für allesmögliche. Das Wohnhaus meiner Eltern war immer Wohnhaus, wurde nur peu á peu modernisiert. Das Haus meines Bruders war Stall, genauso wie meins. In unserer Jugend haben mein Bruder und ich sporadisch angefangen, Innenausbauten vorzunehmen. Uns und unseren Freunden hat das riesigen Spaß bereitet und wir waren mächtig stolz, wenn mal wieder ein Zimmer fertig war. Mein Urgroßvater und mein Großvater haben das größtenteils finanziert, uns bisweilen geholfen. Weißt du, bekamen wir zum Geburtstag Dielen oder ein Waschbecken haben wir uns bannig darüber gefreut. Das konnte man nur mit einem neuen Surfbrett toppen", belustigte sich Eike.
"Du kannst surfen?"
"Ja, obwohl wir heute mehr Kitesurfen. Warum?"
"Deswegen wollte ich unbedingt eine Stelle an der Nordsee. Das ist mein Hobby."
"Wir sind da."
"Weißt du, was mich nervt?"
"Wirst du mir sagen."
"Diese Fahrerei. Du verfährst dich einmal und musst wieder von vorn anfangen, weil es überall nur
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