Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Baby vom Deich

Das Baby vom Deich

Titel: Das Baby vom Deich
Autoren: Angelika Friedemann
Vom Netzwerk:
Säugling am Deich gefunden. Man hat ihn dort einen Tag nach der Geburt ausgesetzt. Das Kind war in diese Decke gewickelt. Der Arzt hat vorhin bei Ihrer Tochter festgestellt, dass diese vor wenigen Tagen ein Kind auf die Welt gebracht hat. Wir gehen davon aus, dass Silke die Mutter des ausgesetzten Kindes war. Eine Analyse wird noch durchgeführt."
"Silke war schwanger?", erkundigte sich der Mann mit weit aufgeris- senen Augen, die dabei eine bedrohlich dunkle Farbe angenommen hatten, als er nun kurz zu seiner Frau blickte. Er schluckte, schloss die Augenlider.
"Nein, das hätten wir bemerkt und sie hätte uns das erzählt. Da müssen Sie sich irren. Sie hätte niemals ein Kind ausgesetzt."
"Fakt ist, sie hat ein Kind auf die Welt gebracht. Fakt ist, sie war nie bei einem Frauenarzt. Fakt ist, das ihr kein Arzt oder eine Hebamme bei der Geburt geholfen haben. Den Blutspuren nach zur urteilen, hat sie es oben im Bad auf die Welt gebracht. Wenn das Kind nicht von ihr ist, wo ist ihr Baby?"
"Das muss ein Irrtum sein. Wir wussten nicht einmal, dass sie schwanger ist. Das kann nicht sein."
"Ist dieses Kind etwa tot?", forschte der Mann entsetzt nach.
"Nein, putzmunter und kerngesund. Es wurde gerade noch frühzeitig entdeckt. Welche Blutgruppe hatte Silke?"
"Null positiv, soviel ich weiß. Ich verstehe das nicht. Silke hat Kinder geliebt, hat zuweilen sogar auf die Nachbarkinder aufgepasst. Warum? Sie hätte mit uns reden können. Wir hätten gewiss nicht geschimpft, sondern ihr geholfen."
"Wussten Sie, dass Silke seit Monaten nicht in der Schule war?"
"Wie bitte?"
"Oben liegen jede Menge Briefe deswegen von der Schulbehörde."
"Sie hat uns belogen", stellte der Mann leise fest. "Wenn wir angerufen haben, hat sie uns immer von der Schule erzählt und was sie machte, was sie lernen musste. Sogar die Noten von irgendwelchen Klassenarbeiten hat sie uns erzählt."
"Hatte sie einen Freund?"
"Ja, aber Sven ist mit seinen Eltern vor über einem Jahr ausgewandert und seitdem gab es keinen mehr. Sie haben sich geschrieben, telefoniert, so über das Internet. Er wollte Weihnachten herkommen und sie besuchen."
"Demnach kann er nicht der Erzeuger sein?"
"Nein, sie haben sich seit ... ja sechszehn Monaten nicht gesehen."
"Einen anderen Mann kennen Sie nicht?"
"Nein, sie hat nie jemand erwähnt."
"Doch da war dieser Kerl mit dem Sportwagen, der sie drei-viermal nach Hause gebracht hat."
"Wer war das, Herr Strehler?"
"Ich kenne ihn nicht. Er fuhr einen dunklen Porsche 911. Muss ein großer Motor drinnen gewesen sein, da der so dumpf dröhnte. Deswegen ist er mir überhaupt aufgefallen."
"Haben Sie das Nummernschild gesehen?"
"Nein, er hielt nur immer kurz und da konnte man das nicht erkennen."
"Haben Sie den Fahrer gesehen?"
"Nur schemenhaft. Ich könnte ihn nicht beschreiben, da er nie ausgestiegen ist. Ich habe Silke gefragt, wer der sei, aber sie wich aus, meinte nur ein flüchtiger Bekannter, der sie zufällig mitgenommen habe. Sie hat weder seinen Namen erwähnt, noch sonst etwas von ihm erzählt. Nur sie lachte, Papa, der ist fast so alt wie du, gesagt. Das waren Zufälle. Ich habe ihr das natürlich geglaubt. Sagen Sie, wo ist unser Enkelkind jetzt?"
"Das Lütte ist noch im Klinikum, aber nicht weil er krank ist. Sie haben ihn zunächst Eike genannt. Er ist putzmunter, sieht sehr nüdde... niedlich aus."
"Sie heißen Eike, oder?"
"Ja, der Doktor, der ihn zuerst behandelte, hat ihn nach mir benannt, aber das ist nicht amtlich, nur damit er überhaupt einen Namen hatte. Man sucht gerade seitens des Jugendamtes nach Pflegeeltern."
"Da müssen wir hin und das verhindern. Mein Enkel soll bei uns groß werden. Ich verstehe Silke nicht. Sie muss gewusst haben, dass es da niemals Vorwürfe gegeben hätte. Wir hätten sie unterstützt, damit sie die Schule beenden kann."
"Herr Strehler, eventuell trifft Ihre Tochter an all dem keine Schuld, da man sie zu der Aussetzung gezwungen hat. Nur das sind Spekulationen. Wir müssen zunächst die Todeszeit und die Todesart wissen. Die Ermittlungen beginnen gerade. Nur Sie sollten sich bald möglichst mit dem Jugendamt in Verbindung setzen. Bis morgen wissen wir definitiv, ob der Lütte Ihr Enkel ist."
"Trotz allem will ich ihn sehen. Wir fahren dort hin, sobald Ihre Leute fertig sind", erklärte er rigoros, dass ihm einen merkwürdigen Blick seiner Frau einbrachte. Sie schien davon wenig begeistert zu sein, resümierte Eike.
"Am besten ist es gegen vierzehn Uhr, da ist er wach, weil er Hunger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher