Das Baby vom Deich
Eike sein. Er ist wirklich sterilisiert, und zwar durch eine Vasektomie. Da wird ..."
"Die Sterilisation erfolgt durch Unterbrechung der beiden Vas deferens, die die Spermien von den Hoden in den Penis transportieren."
"Lass mal, das hört sich scheußlich an."
"Snaksch! Halb so schlimm. Ist lediglich ein winziger Eingriff und passieren tut da gar nichts. Das ist nur die Angst, dass man danach nicht mehr kann. Ich habe bereits mit dem Gedanken gespielt, da spare ich viel Geld für Kondome."
"Wenn etwas schief geht?"
"Es kann immer etwas passieren. Ich falle vom Pferd und bin quer- schnittsgelähmt. Da ist so ein Eingriff eher harmlos. Zurück zu unserem Fall. Andrea, wann wurde Julian Schiller geboren?"
"Am Donnerstag."
Sie reichte ihm ein Blatt Papier. "So sah das Tattoo aus. Renate hat das bereits an die Studios gesendet, bis Heide und Niebüll."
"Sehr gut. Was soll das darstellen?"
"Keine Ahnung. Wir haben es gedreht und gewendet, aber keiner kann sich etwas darunter vorstellen. Entweder hat das der Kleber verkehrt erkannt oder das ist ein Kunstwerk des Tätowierers."
"Bekloppt! Wie kann man sich einen Snaksch auf den Arm stechen lassen?"
"Moderne Kunst. Picasso oder so. Ich verstehe generell nicht, wie man sich überhaupt so einen Mist stechen lässt. Es tut weh und nach drei Jahren gefällt mir das nicht und dann? Wir haben mal einen Mann gesehen, der hatte so ein Tattoo unten am Bauch. Der Kerl war total fett und so sah das Tattoo nur bekloppt aus. Alles in die Breite gegangen und die Farben blass."
"Andrea, ich möchte von allen Gynäkologen und Kinderärzten wissen, wer in den letzten Sagen wir fünf Jahren ein behindertes Kind zur Welt gebracht hat und wer wegen eines rezessiven Gendefekts oder monogenem Defekt in Behandlung ist. Zieh bitte Renate mit dazu, damit sie übt. Beruft sich jemand auf die Schweigepflicht, ruf bei der Staatsanwaltschaft an. Ich habe von dem Vater eine Liste der Freunde der Tochter bekommen. Vergleicht die Bitte mit den Frauen, die schwanger waren oder sind und die ich bereits abgeklappert habe. Darauffolgend ruft beim Einwohnermeldeamt an, da ich die Namen der Neugeborenen der letzten zehn Tage benötige. Von den Kinderärzten benötige ich zudem eine Liste der Neugeborenen, die sie behandelt haben. Vadding und Einar erledige ich. Hier sind zwei Bänder zum Tippen. So meine Damen, wir gehen Eis essen und danach sind wir weg. Wir müssen die Freunde alle abklappern."
"Muss ich das Glas Gurken mitnehmen?"
"Ich denke nicht", lachte Rolf. "Nächste Woche werden wir meine Wohnung abends toll einweihen. Mit Schokolade und Gurken."
"Ich weiß schon, ich habe Arbeit und keine Zeit."
"Na ja, du bekommst ein Bier."
"Dann komme ich doch. So, fahren wir."
"Eike, ich habe noch etwas."
"Andrea, du bist ein Biest. Wie hält es Holger nur mit dir aus", scherzte er.
"Ich bin öfter lieb, da verzeiht er mir vieles andere. Spaß beiseite, Madame de Lacroix ist schwanger, und zwar in der neunten Woche. Sie ist bei Doktor Berger in Behandlung."
"Wie kann das sein, wenn Wolf Kleber sterilisiert ist? Da wird Madame doch keinen Lover haben? Du grinst so, weißt du, wer es ist?"
"Das nicht, aber ich weiß, warum sie nach Husum gekommen ist."
"Sollte man dich eines Tages als nüddeliche Leiche auf dem Stuhl vorfinden, könnt ihr mich als Mörder festnehmen."
Alle lachten.
"Würdest du nie machen. Sie hat vorher in Berlin gearbeitet. An dem Gymnasium hat man sich still und leise von heute auf morgen von ihr mitten im Schuljahr getrennt, weil sie ein Verhältnis mit einem 17-jährigen Schüler hatte. Die Eltern des Schülers und die Schulleitung haben da beide Augen zugedrückt, wollten keinen Skandal. Das ist ein privates Gymnasium, wo nur Eltern ihre Kinder hingeben, die das nötige Kleingeld haben. Es heißt weiter, dass es davor bereits so einen ähnlichen Vorfall gab."
"Wer hat dir das erzählt?"
"Habe ich schriftlich von dem Direktor bekommen. Er will das allerdings nicht an die große Glocke gehängt bekommen. Ich habe ihm vorerst Vertraulichkeit zugesichert."
"Wie bist du darauf gekommen?"
"Warum wechselt eine Lehrerin mitten im Jahr? Madame hat vor einigen Wochen einen Kredit in Höhe von 10.000,- Euro aufgenommen."
"Wann genau?"
"Am 15. September."
"Diese Frau wird uns einiges erklären müssen. Andrea, nein Renate, sag Gunnar Bescheid, sie sollen hier vorbeikommen. Ich möchte wissen, ob die feine Lehrerin diejenige war, die im Haus Strehler einen Jungen vernascht hat."
Nachdem sie zweiundzwanzig
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