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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Gesichtsausdruck veränderte sich. »Ein Ablenkungsmanöver«, flüsterte er. »Der Strom ist aus, unsere Einheiten sind komplett auf der Brücke konzentriert. Sie sind hier im Turm!«
    Verholen nickte. »Sie kommen rauf. Und wir haben keine Ahnung, wie stark sie sind. Wir müssen weg, bevor sie…«
    Stoltenbeck schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen. Nicht ohne das Heilmittel!«
    »Verdammt, sehen Sie ein Heilmittel hier?« Verholens Stimme wurde eine Spur lauter - und nervöser. »Der Junge hätte uns vielleicht was erzählen können, aber Sie mussten ihm ja den Strom abdrehen!«
    Die Blicke der beiden Männer bohrten sich ineinander, doch zu Amadeos Überraschung war es Stoltenbeck, der schließlich nickte.
    »Sie haben recht«, murmelte er, winkte einem Soldaten. »Geben Sie Kommando an die dritte durch: Sie sollen uns entgegenkommen. Die fünfte bleibt unten mit dem schweren Gerät. - Wir selbst gehen runter.« Er deutete auf Amadeos Azubi. »Ihn nehmen wir mit.«
    Amadeos Blick ging zu dem Jungen. Fabio rührte sich nicht, aber …
    Das ist falsch!
    Wieder derselbe Gedanke, zum dritten Mal, und diesmal war er stärker als jemals zuvor. Eine Gänsehaut auf Amadeos Armen, von einer Sekunde zur anderen. Er wusste nicht, woher das Gefühl kam, vielleicht durch die Jahrtausende hindurch aus Babylon selbst, aber …

    Das ist falsch!
    »General …«, begann er - doch es war schon zu spät.
    Einer der Soldaten griff Fabio an den Schultern. Der Junge wehrte sich nicht, ließ sich ohne Widerstand in die Höhe ziehen.
    Doch in diesem Moment …
    Es war wie ein Kitzeln in Amadeos Fußsohlen. Ein Kitzeln, das sich übertrug, durch seinen gesamten Körper ging. Als wäre irgendwo in der Tiefe des Turms ein verborgener Motor zum Leben erwacht.
    Automatisch sah er nach oben, doch die Antenne ragte in die leere Luft, unverändert. Kein Leuchten, nichts.
    Amadeo blinzelte.
    Er blinzelte noch einmal, wischte sich mit der Hand über die Augen.
    Irritiert betrachtete er seinen Handrücken: Staub.
    Die Vibrationen hatten sich verstärkt. Auch die Soldaten blickten sich jetzt um, legten den Kopf in den Nacken.
    »Die Höhle«, murmelte Görlitz. »Das ist die Höhle!« War das ein Grinsen? Nein, dazu war nicht mal Steffen Görlitz in der Lage in so einem Moment, doch seine entstellten Züge ließen es so aussehen. »Und noch eine Sicherung«, flüsterte er fasziniert.
    »G36 nach vorn!«, brüllte Stoltenbeck. »Kommando an die dritte: weiter vorrücken! Wir gehen jetzt runter, Marsch!«
    In einer einzigen, synchronen Bewegung wandten sich seine Männer um. Wie die Käfer, dachte Amadeo. Käfer mit schweren Waffen, G36-Sturmgewehren, an der Spitze.
    Unsanft wurden er und sein Kollege gepackt, mitgeschubst. Der junge Niccolosi war ein Stück vor ihnen, ließ alles mit sich geschehen wie ein Schlafwandler.
    Die Wendeltreppe. Türmchen, Säulen, Bögen huschten vorbei im wirren Kreisel. Die Stufen unter Amadeos Füßen. Stoltenbecks
Männer nahmen keine Rücksicht, ob er jede von ihnen erwischte.
    Die Vibrationen hatten weiter zugenommen. Staub rieselte nieder, vermischt mit ersten kieselgroßen Bröckchen. Eine gedämpfte Stimme hielt per Funkgerät Kontakt zu den Männern, die ihnen von unten her entgegenkamen.
    Die dritte Kompanie, dachte Amadeo. Wie stark war eine Kompanie? Ein-, zweihundert Soldaten? Wenn Rebecca und ihre Schwester tatsächlich im Turm waren: Wie viele Männer hatten sie bei sich?
    Mit Sicherheit zu wenige.
     
    Fabio war neun gewesen, als seine Eltern ihm erlaubt hatten, in den Eishockeyverein einzutreten. Seine Mutter war deswegen ein paar Wochen lang ziemlich nervös gewesen, doch das hatte sich mit der Zeit gelegt.
    Bis zu dem Tag, an dem es passierte.
    Fabio hatte nicht ins Tor gehen wollen. Es war langweilig im Tor, doch wie immer war gleich am Anfang ausgelost worden, wer das machen musste. Und diesmal hatte es Fabio getroffen.
    Er sah den Puck nicht kommen. Zu viele Beine im Weg. Das Nächste, an das er sich erinnerte, war eine Männerstimme, etwas zu laut und etwas zu schrill, die sich mit seinen Eltern unterhielt. Sie sollten sich keine Sorgen machen, sagte die Stimme. Fabios Zustand sei stabil .
    Der Junge hatte sich gefragt, was das wohl heißen sollte: stabil. Wenn etwas stabil war, hieß das doch, dass es nicht so schnell kaputtgehen konnte. Aber bei ihm war irgendwas kaputtgegangen. Warum sonst konnte er sich nicht bewegen? Er wollte den Mann danach fragen - und erst da begriff er, dass er auch

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