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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Sendung?«
    Das Lächeln der Frau hielt eisern. »Können Sie unseren Zuhörern einen Ratschlag …«
    »Menschenansammlungen«, murmelte der greise Experte. »Halten Sie sich fern von Menschenansammlungen. Und … Atemschutzmasken. Die bieten einen gewissen Schutz.« Eine Pause. »Glauben wir«, fügte er undeutlich hinzu.
    Amadeo schüttelte stumm den Kopf. Wer Verstand hatte,
hatte sich ohnehin schon vor Tagen mit Vorräten für ein, zwei Wochen eingedeckt und verbarrikadierte sich im Haus, bis der Sturm vorüber war.
    Er selbst hatte gerade den nächsterreichbaren Flug nach Berlin gebucht.
    Wir haben keine Zeit mehr.
    Die Lippen der Nachrichtensprecherin bewegten sich weiterhin, doch Amadeo achtete nicht mehr auf ihre Worte. Seine Gedanken irrten davon. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass er das Rätsel des Professors - Einsteins Rätsel - in einer solchen Geschwindigkeit entschlüsseln würde. Natürlich, er hatte unerwartete Hilfe von Fabio Niccolosi gehabt, doch im Grunde hatte er es von Anfang an gewusst: eine Kleinigkeit. Eine, auf die er im Leben nicht gekommen wäre. Die simple Zahl der Buchstaben war der Schlüssel gewesen. Einstein, der Herr der Zahlen und Formeln: Im Nachhinein war der Gedanke von einer geradezu zwingenden Logik.
    Lesen. Lösen. Herbringen. Die ersten beiden Schritte lagen hinter Amadeo, der dritte stand noch aus.
    Warum nur war er sich so sicher, dass er sich als der schwierigste von allen erweisen würde?
    Noch einmal hatte er alles Mögliche und Unmögliche probiert, um den Professor zu erreichen, mit unverändertem Ergebnis. Die Ansage auf dem Anrufbeantworter konnte er inzwischen auswendig: Finden Sie die Lösung, oder ich spreche kein Wort mehr mit Ihnen, wenn ich tot bin.
    Helmbrecht.
    Amadeo war im Grunde kein rührseliger Mensch, und er hasste es, seine eigene Geschichte als das Märchen vom Jungen aus einer der ärmsten Gegenden Italiens zu betrachten, der es zum Leiter der angesehensten Restauratorenwerkstatt Roms gebracht hatte. Nur änderte das nichts daran,
dass dieses Märchen nun einmal der Wahrheit entsprach, und die gute Fee in der Geschichte war zweifellos ein alter Mann mit Schnapsnase und Nickelbrille. Unendlich viel hatte Ingolf Helmbrecht für ihn getan, und wenn auch reine Menschenfreundlichkeit nicht das alleinige Motiv dafür gewesen war, wusste Amadeo doch sehr gut, was er dem Professor verdankte. Durch Helmbrecht hatte er die Faszination alter Bücher für sich entdeckt, und daraus hatte sich später die Zusammenarbeit mit der officina ergeben. Fachlich hoch qualifiziert war Amadeo zu diesem Zeitpunkt schon gewesen, sonst hätte es ihn gar nicht erst nach Weimar verschlagen, ohne den Professor jedoch hätte er heute als wissenschaftlich hoch angesehener, aber miserabel bezahlter akademischer Angestellter sein Dasein gefristet.
    Und dann war da noch die Sache mit dem Krummstab gewesen, in der Krypta von San Pietro, doch das war nun wirklich eine völlig andere Geschichte.
    Amadeo hatte nie eine echte Gelegenheit bekommen, sich bei dem alten Mann zu revanchieren. Das babylonische Geheimnis war die erste wirkliche Chance - und wie die Dinge lagen, würde es auch die letzte sein.
    Und das war nicht einmal der einzige Grund.
    Ein ferner Ort, an dem die Babylonier ihr Geheimnis verborgen hatten. Ein ferner Ort in einem See in Deutschland? Mitteleuropa war zur Zeit der babylonischen Hochkultur ein einziger Urwald gewesen, dessen Bewohner sich von ihrer entfernten Verwandtschaft im Neanderthal weniger in Bezug auf Sitten und Gebräuche, sondern höchstens in der DNA unterschieden hatten. Dorthin sollten die Überlebenden des Turmbaus ihren größten Schatz verschleppt haben? Und ein paar tausend Jahre später hatte Albert Einstein rein zufällig einen Steinwurf entfernt sein Sommerhaus hingesetzt?

    Blanker Unsinn. Amadeo zweifelte nicht daran, dass auf dem Grund eines Havelsees etwas Besonderes auf ihn wartete, aber nicht die alten Babylonier hatten es dort versenkt, sondern Albert Einstein höchstpersönlich.
    Der Text selbst, vermutete Amadeo inzwischen, war nicht mehr als ein Mittel zum Zweck: Die Geschichte des Turmbaus zu Babel war eben tatsächlich altbekannt, wie Einstein völlig richtig schrieb. Indem der Physiker aber die Seuche und das Gegenmittel eingebaut hatte und obendrein noch ein geheimes Versteck - es war gekommen, wie Einstein sich das gewünscht hatte: Amadeo hatte Lunte gerochen, und nun war der Code entschlüsselt, und das vor mehr als

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