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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Vater nicht zurückgekommen war von einer seiner Missionen. Eine Frau mit zwei kleinen Mädchen in einer Welt, in der man sich tagsüber verstecken musste vor den Nachstellungen der Junta und in der schon die Kinder lernten, mit der Waffe in der Hand zu kämpfen. Rebecca blinzelte, wollte sich die Augen reiben. Ihre Mutter, die das Blut irischer Vorfahren genauso wenig verleugnen konnte wie Rebecca selbst, ihre Mutter war nicht tot, genauso wenig der Mann, dessen Züge ihr jetzt für Momente aus dem Rauch entgegentraten: Die Mächtigen stößt der Herr von ihren Thronen und erhebt die Niedrigen. Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit. Pedro de la Rosa, der ein zweiter Vater für sie geworden war. Der Mann, dessen geheimer Auftrag sie auch auf ihre heutige Mission gesandt hatte: Seine Heiligkeit Papst Pius XIV.
    Rebecca sah, wie de la Rosa den Mund öffnete - und in diesem Augenblick wurde es ihr zu viel. Sie schüttelte sich. Möglicherweise war dieses Indiokraut doch keine ganz so gute Idee gewesen. Dermaßen konzentriert kam ihr Leben ihr vor wie die Fieberträume eines Freaks. Wie musste das erst wirken, wenn man Amadeo Fanelli war, aus den italienischen Marken, vage vergeistigter Bücherrestaurator und Geschäftsführer der Officina di Tomasi ?
    »Amadeo stellt keine Fragen«, sagte sie leise zu Duarte. »Es reicht schon aus, wie er mich manchmal ansieht.«
    Der dunkelhäutige Mann stieß ein schnaubendes Geräusch aus. Tadel? Belustigung? Von beidem etwas? Rebecca war sich nicht sicher. »Er war schließlich mittendrin bei der Jagd nach der Letzten Offenbarung«, murmelte Duarte. »Er wird sich vorstellen können, wie es auf unseren Missionen
zugeht. Willst du ihm einen Strick draus drehen, dass er sich Sorgen macht?«
    »Wahrscheinlich ist er deshalb so viel in der officina zugange.« Vorsichtig winkelte sie das Bein an, damit Duarte die Mullbinden anlegen konnte. »Ich habe nicht das Gefühl, dass es ihm im Moment besonders viel Spaß macht. Vielleicht muss er einfach mal wieder raus.«
    »Wir können ihn ja mitnehmen beim nächsten Mal«, grinste Duarte. »Was denkst du?«
    Rebecca konnte ein Kichern nicht unterdrücken. »Wenn du mich fragst, hatte er beim letzten Mal genug Abenteuer für den Rest seines Lebens. Wahrscheinlich ist er im Moment gerade froh, wenn er sich nicht weiter vom Schreibtisch entfernen muss als bis zur Espressomaschine.«

Rom, Via Oddone
    Das Lächeln der Nachrichtensprecherin musste in ihrem Gesicht festgetackert sein. Amadeo bekam schon vom Hinsehen Zahnschmerzen, fragte sich, warum er sich RAI uno eigentlich antat. Vermutlich weil der Durchschnittsitaliener alles, was man dort einer Meldung für würdig befand, automatisch für relevant hielt.
    Die Grippe stand noch nicht an erster Stelle. Die nahmen Querelen um Vorentscheidungen zur Miss Italia ein.
    Und auch nicht an zweiter. Das glatzköpfige Konterfei, das auf dem Bluescreen das Gesicht der Miss-Kandidatin ersetzt hatte, war kein ästhetischer Gewinn. General F.W. von Stoltenbeck, ISAF wurde in mikroskopisch kleiner Schrift eingeblendet.
    »Was macht Sie so sicher, General«, flötete die Sprecherin, »dass Sie es diesmal wirklich schaffen werden?«

    Amadeo hörte kaum mit halbem Ohr hin. Er hatte Kopfschmerzen, und irgendjemand hatte den Medizinschrank der officina geplündert. Der Glatzkopf erzählte von irgendwelchen Aufständischen, die den friedlichen Wiederaufbau Afghanistans behinderten. Angesichts einer bisher nicht dagewesenen Konzentration von Militär gedächte er sie nun endgültig zum Teufel zu jagen.
    »Dann drücken wir doch alle die Daumen, General!« Die falsche Blondine schenkte Amadeo ein falsches Lächeln. »Bevor wir zum Sport kommen, jetzt noch das Neueste von der Grippe.«
    Kein Gesicht mehr im Hintergrund. Todesgrippe wurde in nachtschwarzen Lettern eingeblendet. Gebannt lauschte der Restaurator.
    In den Vereinigten Staaten war der nationale Notstand ausgerufen worden, die Nationalgarde trat auf den Plan. In Europa schien es noch nicht ganz so weit, doch auch hier begann sich das Chaos auszubreiten.
    Die Moderatorin hatte einen neuen Interviewgast, einen Mediziner, dessen verschrumpeltes Gesicht aus einem schreiend bunten Halstuch blickte.
    » Professore ?«, erkundigte sich die Sprecherin. »Was sagen Sie dazu? Haben Sie als Experte einen Ratschlag, wie die Bevölkerung sich gegen die Grippe schützen kann?«
    Der alte Mann blinzelte in die Kamera. »Sind wir schon auf

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