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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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bereits erkannt, und jetzt ergab auch das doppelte min einen Sinn, die Abkürzung für Minuten. Anschließend kamen jeweils zwei Buchstaben, die er noch nicht einordnen konnte, doch dahinter in beiden Fällen ein s, die Abkürzung für Sekunden!

    Die beiden Buchstaben, die dann noch folgten, bevor sich das Nord für die nördliche Breite und das Ost für die östliche Länge anschloss, waren vermutlich eine zusätzliche, feinere Unterteilung.
    Albert Einstein hatte eine Positionsbestimmung verschlüsselt, wie sie genauer nicht hätte sein können! Die Lage des hier , des Ortes, an dem die Bewohner Babylons ihr Geheimnis versteckt hatten, mit seiner exakten nördlichen Breite und östlichen Länge!
    Mit zitternden Fingern führte Amadeo seine Tasse an die Lippen. Dieses eine Mal drang nichts vom Aroma in sein Hirn durch. Zu sehr war sein Verstand gefangen von der unglaublichen Entdeckung, die ihm gerade gelungen war.
    Er, Amadeo Fanelli, hatte Albert Einsteins Code geknackt, das große Geheimnis, dem Ingolf Helmbrecht mehr als ein halbes Jahrhundert lang vergebens nachgeforscht hatte.
    Er, Amadeo Fanelli, wusste …
    Seine Euphorie verflog so schnell, wie sie gekommen war.
    Ja, was wusste er denn?
    Sokrates, entsann sich Amadeo, der große griechische Philosoph, hatte sich einmal mit einem bestimmten seiner Zeitgenossen verglichen und am Ende festgestellt, dass sie im Grunde beide nicht besonders viel wussten. Jener allerdings sei nun fest davon überzeugt, die Weisheit mit Löffeln gefuttert zu haben, während er, Sokrates, sich zumindest bewusst sei, an und für sich überhaupt nichts zu wissen. Wenn man es so betrachtete, war es schon ein ganz beachtliches Wissen, zu wissen, dass man nichts wusste.
    Nichts? Nein, das war nicht richtig. Ruhelos trat Amadeo ans Fenster. Er war auf der richtigen Spur. Einstein war ein großer Logiker gewesen, der gesamte Code, so weit Amadeo ihn bisher begriff, war streng logisch und nachvollziehbar. Die Neununddreißig und wie sie zustande kam, indem man
Buchstaben durch Zahlen ersetzte. Das letzte Stück musste sich irgendwie erschließen lassen.
    »Logik«, flüsterte er. »Logik.« Ein drittes Mal wiederholte er das Wort, wie eine Beschwörung: »Lo-gik!«
    Amadeo stutzte. Er suchte nach der Lösung? Er brauchte sie nicht zu suchen! Er kannte sie längst! Wenn M und C, der dreizehnte und der dritte Buchstabe des Alphabets, durch die Zahlen Dreizehn und Drei wiedergegeben wurden, was konnten dann umgekehrt EB Grad bedeuten? Der fünfte und der zweite Buchstabe des Alphabets: 52 Grad!
    Mit zitternden Fingern notierte er: 52 Grad 21 Minuten 25 Sekunden 29 nördlicher Breite, 12 Grad 59 Minuten 38 Sekunden 51 östlicher Länge.
    Er konnte förmlich spüren, wie sein Körper neues Adrenalin produzierte. Aus dem Wust seiner Ausdrucke und Skizzen brachte er die Tastatur des Rechners zum Vorschein, klappte das Fenster mit dem Einstein-Text an den Bildschirmrand und rief das GoogleEarth-Programm auf. Es schien Stunden zu dauern, bis die Anwendung bereit war, dann, endlich, hatte er den Globus im Blick, schob den Ausschnitt des Satellitenbildes hin und her. Die aktuelle Position im Koordinatennetz des Planeten wurde unten am Bildschirmrand automatisch angezeigt: Breiten- und Längengrade, auf Minuten, Sekunden und Teile von Sekunden genau.
    Automatisch zoomte Amadeo Mesopotamien an, das Zweistromland der Antike. Eine große, dunkle Wasserfläche markierte den Persischen Golf. Von links oben mündeten zwei Flüsse ein, Euphrat und Tigris, Bänder fruchtbaren Landes inmitten der Wüste und an ihren Rändern die ältesten städtischen Ansiedlungen der Menschheit, Uruk, Ur und eben Babylon. Amadeo hielt inne. 32 Grad nördlicher Breite, 44 Grad östlicher Länge. Der Ort, der aus den entschlüsselten
Koordinaten hervorging, lag in einer vollkommen anderen Gegend der Welt, viel weiter nördlich und… Die Computermaus wollte Amadeos Fingern nicht richtig gehorchen.
    »Das ist in Deutschland«, flüsterte er. Ein Ort im tiefsten, beschaulichsten Brandenburg, an den Havelseen bei …
    »Caputh«, wisperte Amadeo. Er hatte die Funktion aktiviert, mit der er automatisch Fotos aus der Umgebung aufrufen konnte, fuhr über die unterschiedlichen Symbole. Dort! Ein paar hundert Meter entfernt von der Position, die er enträtselt hatte.
    »Einsteinhaus.«

Nahe Coromoto, Venezuela
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