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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Arbeitgebers gereicht, die gekreuzten Schlüssel des Heiligen Petrus, die etwas weiter unten kunstvoll ins Papier geprägt waren.
    Der Blick des Mannes war seltsam starr geworden. Unerklärlich, dachte Rebecca. Sie trug sogar Schwarz, die Farbe der Nonnen. Gut, es waren Cargohosen und Dockers, und den Blazer hatte sie sich nur lose über die Schultern gehängt, aber die Farbe stimmte.
    »Dieses Gelände gehört nun allerdings nicht dem Heiligen Stuhl.« Der andere carabiniere trat zu ihnen, die Hand wie beiläufig an seiner Hüfte, wo der Schlagstock baumelte. »Der Ritterorden von Malta ist ein souveränes völkerrechtliches Subjekt. Bei den Ordensbrüdern haben Sie also ein Anliegen?«, erkundigte er sich betont höflich.
    Quer gegenüber, auf der anderen Seite der Pflasterfläche, kam eben eine Gruppe von Geistlichen aus einem barockbombastischen Torbogen. Rebeccas Lächeln verstärkte sich, als sie den Arm in die Höhe riss: »Ah, fra Giuseppe! Ciao, fra Giuseppe!«
    Einer der Kuttenträger, ein Dicker mit sehr wenigen Haaren, blinzelte, hob aber die Hand und winkte huldvoll zurück.
    Mit verbindlicher Miene nickte Rebecca den beiden carabinieri noch einmal zu und ließ sie stehen. Im Vorbeigehen griff sie nach der Hand des Geistlichen, hauchte, für die Staatsdiener deutlich sichtbar, einen Kuss auf und schlenderte davon. So viele Kuttenträger in vorgerücktem Alter
auf einem Haufen: Die Wahrscheinlichkeit war einfach ziemlich groß gewesen, dass ein Giuseppe dabei war.
    Zur Via Oddone waren es ungefähr zweihundert Meter den Aventin hinab. Rebecca war fest entschlossen, sich gar nicht erst auf Kompromisse einzulassen mit ihrem Bein. Sie musste die Muskeln gleich wieder an die Bewegung gewöhnen, und nach einem bisschen Puckern und Murren spielten sie auch mit.
    Trotzdem war sie froh, als sie durch eine gläserne Drehtür ins Foyer des Bürogebäudes trat, in dem die Räume der officina untergebracht waren, selbst wenn man bei all dem Marmor hätte glauben können, man wäre bei den ritterlichmaltesischen Herren zwei Blocks weiter gelandet. Rebecca wusste, dass das Ambiente eher auf das Konto der Mieter eine Etage über der Restauratorenwerkstatt ging: Das Bestattungsunternehmen zählte unter anderem den Heiligen Stuhl zu seinen Kunden.
    Passt eigentlich ganz gut, dachte sie, während sie auf den Fahrstuhl wartete. Die Restauratoren präparierten die Handschriften der heiligen Kirche, und einen Stock höher wurden diejenigen präpariert, denen die Handschriften zu verdanken waren.
    Dann aber, als der Aufzug bereits nach oben fuhr, kam sie doch noch ins Grübeln. Sie war noch nie in der officina gewesen, wenn Amadeo nicht da war. Die Angestellten würden doch nicht glauben, dass sie schnüffelte? Nun, dachte sie, streng genommen kam sie natürlich, um zu schnüffeln - nur ob Amadeos Leute jetzt ihre Arbeit oder die Füße auf den Tisch legten, war ihr denkbar gleichgültig. Sie wollte eigentlich nur wissen, wo ihr Junior- capo steckte.
    Der große Arbeitsraum war menschenleer. Überrascht drückte Rebecca gegen die Glastür - sie war offen, und irgendjemand befand sich auch in den Räumen: Rebecca
hörte ein Geräusch wie … Stimmen. Viele Stimmen. Nein, sehr viele Stimmen. Und diese Stimmen kamen aus dem Gang, der zum Sekretum, dem Speziallabor der officina , führte und von dem noch mehrere Türen abzweigten. Lautlos durchquerte Rebecca den Arbeitsraum, bis sie einen Blick in den Flur hatte. Eine der Türen stand offen, unruhiges Licht fiel auf den Gang und …
    »Schieß doch endlich, du Flasche! Schieß doch! « - »Oooooooooooooh …«
    Ein vielstimmiger Chor der Enttäuschung.
    »Wie kann man so bescheuert sein!« Rebecca kannte die Stimme. Das war der Dicke, der seinen Schreibtisch gleich vorne hatte, kurz vor der Tür zu Amadeos Büro. Seinen Namen hatte sie vergessen. » Porca miseria! Den hätt doch wirklich jeder …«
    »Stimmt«, antwortete eine andere Stimme. »Den hättest sogar du verwandelt.« - »Hey, jetzt hör mal auf!«
    Eine Bewegung am Ende des Flurs. Rebecca wandte den Kopf. Gianna. Rebecca grinste. An diesen Namen konnte sie sich gut erinnern, war Gianna doch ihrer Meinung nach der einzige echte Kerl in der officina . Die Frau mit den kurzen Haaren erwiderte das Grinsen, legte einen Finger auf die Lippen, während sie in der anderen Hand einen ledergebundenen Codex balancierte. Mit einem Nicken bat sie Amadeos Partnerin zurück in die große Werkstatt.
    »Das Benefizspiel«, sagte

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