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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Gianna leise und legte die Handschrift auf ihrem Tisch ab. »Sie wissen schon, in Afghanistan, gegen General Stoltenbecks ISAF-Auswahl - deshalb um diese Uhrzeit. Ich hab den Jungs erlaubt, sich das anzusehen; vernünftig was arbeiten werden sie sowieso nicht, solange das läuft. Dafür haben sie mir hoch und heilig versprochen, sich den Rest des Tages fleißig ranzuhalten. - Fragt sich nur, ob sich das Geschäft in diesem Fall
auch lohnt für sie.« Ihr Mundwinkel zuckte. »Wie sich das anhört, verliert Lazio wohl gerade. - Der capo ist aber nicht hier.«
    »Ich weiß.« Rebecca nickte. Nun, als sie so vor Gianna stand, kam sie sich doch etwas merkwürdig vor. Durchschaute die Frau sie etwa? Jedenfalls war da ein seltsames Glitzern in ihren Augen.
    »Gehen Sie nur.« Gianna nickte zur Tür des Chefbüros. »Aber ich kann Ihnen nicht versprechen, dass keiner von den Jungs reinplatzt. Ich muss zurück ins Sekretum.« Ihre Finger kramten zwischen den Unterlagen auf dem Tisch.
    »Ich pass auf«, versprach Rebecca. »Wenn ich die Tür nur anlehne, krieg ich mit, wenn jemand kommt.«
    Gianna schien gefunden zu haben, wonach sie gesucht hatte. Sie war im Begriff, sich mit einem Lächeln zu verabschieden, blieb dann aber noch mal stehen.
    »Vielleicht sollte ich das nicht sagen.« Sie zögerte, sah über die Schulter. »Aber … Keine Ahnung, ob das wichtig ist, aber ich habe Amadeo gestern Abend zuletzt gesehen, und irgendwie kam er mir …«
    Rebecca kniff die Augen zusammen. Da war etwas in Giannas Blick, das ihr nicht gefiel. Doch die Frau sprach nicht weiter, sondern schüttelte nur den Kopf. »Heute früh lag ein Brief in meinem Postfach«, sagte sie schließlich. »Ich soll ihn vertreten. Luigi war nicht begeistert, aber der Fußball hat ihn wohl wieder versöhnt.«
    »Er kam Ihnen … wie vor?«, fragte Rebecca. »Hatten Sie das Gefühl, dass er sich Sorgen macht?«
    Die Frau mit den kurzen Haaren seufzte. »Vielleicht. Er war sozusagen etwas, naja … schreckhaft.«
    Rebecca hob die Augenbrauen.
    Gianna massierte unbehaglich ihren Nacken. »Jedenfalls war er den ganzen Tag nicht richtig hier, selbst als er noch,
nun, hier war, und …« Sie brach ab. Ihre Zunge spielte über die Zähne.
    »Bitte sagen Sie es mir.« Rebecca sah der Frau fest in die Augen.
    Giannas Blick ging an ihr vorbei, als versuchte sie sich ein Bild ins Gedächtnis zu rufen. »Da war ein Mann. Mitte vierzig, Jeansanzug. Schneeweiße Haare, etwa bis hier.« Sie deutete auf eine Stelle knapp unter ihren Ohren. »Typischer Tourist, würde ich sagen, und eigentlich sah er nicht mal aus, als ob er sich für die officina interessierte. Aber er stand morgens da draußen an der Bushaltestelle.«
    »Und?«
    »Als ich mittags zum pranzo ging, war er wieder da. Oder immer noch.«
    Rebecca fuhr sich übers Kinn. »Vielleicht hat er ein Dauerticket - kreuz und quer durch Rom.«
    Giannas Mundwinkel zuckte: »Wo waren Sie die letzte Woche über? Die Verkehrsbetriebe streiken wieder mal.«
    Rebecca biss sich auf die Lippen. Das erklärte zumindest die Parksituation. Doch was Gianna da gerade erzählt hatte, war mehr als irritierend. »Was macht ein Mensch stundenlang an einer Bushaltestelle«, sagte sie langsam, »wenn gar keine Busse fahren?«
    Gianna nickte. »Das habe ich auch gedacht. Irgendwie seltsam. Als ich Feierabend machte, war der capo gerade auf einem Spaziergang - und der Mann …« Sie legte die Stirn in Falten. »Der Mann war verschwunden. Aber Sie müssen sich keine Sorgen machen um Amadeo«, fügte sie rasch hinzu. »Er muss wieder zurückgekommen sein. Er hat mir ja die Nachricht geschrieben.«
    Rebecca überlegte. Das war zweifellos richtig. Trotzdem hatte sich gerade ein äußerst mulmiges Gefühl in ihrem Magen eingenistet. Sie hatte Feinde, mächtige Feinde, und seit
der Geschichte mit der Letzten Offenbarung war auch Amadeo ins Visier dieser Leute geraten.
    Sie musste herausfinden, wo er steckte und warum er verschwunden war - sehr überraschend verschwunden war, wie sich das anhörte.
    Und wenn sie ihn doch anrief …
    Nein. Sein Schreibtisch. Aber wenn ihr dort keine Spur ins Auge stach, musste sie noch einmal nachdenken.
    Mit einem Nicken dankte sie Gianna und öffnete die Tür zum Büro.

Berlin, Flughafen Tegel
    Amadeo Fanelli stand an sechzehnter Stelle in der Warteschlange vor der Gepäckausgabe. Sie waren diszipliniert, die deutschen Passagiere, das musste man ihnen zugestehen, niemand versuchte sich vorzudrängeln. Vielleicht

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