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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Einsteins geschickt - und was hatte Amadeo nun im Gepäck? Ein neues Rätsel. Ein Rätsel des Johann Wolfgang von Goethe mit einem neuen, unbekannten Code, einem Goethe-Code.
    Oh, und das kleinere Kuvert natürlich, das mit im Umschlag gelegen und ein Schreiben Albert Einsteins enthalten hatte, offenbar auf derselben Maschine getippt wie sein Babylon-Text: Einsteins Glückwunsch an den Finder - Helmbrecht oder dessen Nachfolger im Geiste. Und eine knappe Anweisung: Jetzt sind SIE dran. - Er, Amadeo also, sei jetzt dran, die Babylon-Geschichte neu zu erzählen, einen eigenen Code zu entwickeln und das Geheimnis weiterzugeben an den größten Gelehrten einer neuen Generation. Ach, und Einsteins Geheimnis möge er dann bitte wieder an Ort und Stelle versenken - die Regeln verlangten das so. Das müsse man nicht verstehen.
    Und so was kam von Albert Einstein!
    Das war das Geheimnis.

    Es war ein Geheimnis um des Geheimnisses willen, ein Geheimnis, das sich in einer intellektuellen Inzucht wieder und wieder selbst reproduzierte, von Generation zu Generation, von einem großen Denker zum nächsten. Wann das Ganze losgegangen war, wusste Gott im Himmel. Einstein offenbar hatte es nicht gewusst. Für den hatte es auch einfach nur mit einem abstrusen Text angefangen - dem Goethetext. Immer dieselbe Geschichte, neu verpackt und weitergegeben.
    Das war das Geheimnis.
    Was das Ganze sollte? Es war ein Spiel von Gelehrten. Amadeo kannte solche Spiele - aus der Literatur. Im Mittelalter, in der Renaissance war so was mordsmäßig in Mode gewesen, aber dass eine solche Überlieferung bis heute überlebt hatte, das war … Der Restaurator schüttelte stumm den Kopf.
    Der Mercedes-Diesel stand jetzt. Betäubt starrte Amadeo auf das wuchtige Heck des Gefährts und drehte den Zündschlüssel. Das Motorengeräusch verstummte, und die Klänge von Händels Saul -Oratorium erfüllten stattdessen den Mietwagen. Es war Amadeos Lieblingsaufnahme, die sich das Soundsystem des Fahrzeugs von seinem Datenstick holte. Musik, die ihm half zu denken - normalerweise.
    Aber nicht in diesem Augenblick.
    Er hatte die ganze Sache noch nicht ansatzweise verarbeitet, geschweige denn, dass er wusste, was er davon halten sollte.
    War er enttäuscht? Was hatte er erwartet an Einsteins Zielkoordinaten? Eine babylonische Amphore hatte er faktisch ausgeschlossen, aber er hatte doch zumindest mit etwas Greifbarem gerechnet. Mit einer Antwort, keiner neuen Frage.
    Doch dann waren da diese Namen, große Geister ihrer Zeit: Goethe. Einstein. Helmbrecht. Und nun Amadeo Fanelli
aus den Marken, der Geschäftsführer der Officina di Tomasi et figlii in Rom. Welch eine Ahnenreihe!
    Und der Professor … Helmbrecht war der größte Goetheexperte unter der Sonne. Was würde der Professor sagen, wenn Amadeo ihm mit einem rätselhaften Goethegedicht ins Haus schneite, einem rätselhaften und - da war sich Amadeo sicher - bis heute unbekannten Goethegedicht?
    Letzter Wunsch? Nein, Amadeo kannte den Professor: Wenn er diesen Text zu sehen bekam … Nur allzu deutlich konnte Amadeo sich das Bild ausmalen. Die Auferweckung des Lazarus war nichts dagegen. Wobei der biblische Lazarus natürlich schon tot gewesen war.
    Wir haben keine Zeit mehr.
    Amadeo wusste, dass es wenig Sinn hatte, doch er musste es einfach noch einmal versuchen. Er streckte die Hand nach dem Handy aus …
    … und griff ins Leere.
    Sein telefonino ! Das Handy lag auf einem Häkeldeckchen in Fernwaldts Haus! Er musste rausfahren, umkehren … Sobald überhaupt wieder die Rede sein konnte von Fahren.
    Aber zurück nach Caputh? Das hieß dann eine Stunde hin und eine weitere, bis er wieder das lauschige Bitterfelder Land erreichte - selbst ohne Stau. Wie spät würde es sein, bis er unter diesen Umständen in Weimar ankam? Zehn Uhr, elf Uhr am Abend? Zu spät, um sich noch auf die Suche nach Helmbrecht zu machen, im Institut, in seinem Häuschen am Stadtrand oder sonstwo.
    Langsam schüttelte er den Kopf. Sein Handy war im Moment unwichtig. Helmbrecht war krank, und die vergilbten Seiten in Amadeos Aktentasche waren ein stärkeres Heilmittel als jede Penicillindosis. Lesen! Lösen! Herbringen! Wenn er dem Professor helfen wollte, war das seine einzige Chance.

    Vorausgesetzt, es gelang ihm, den alten Mann aufzuspüren. Was zur Hölle war los in Weimar, dass man keinen Menschen ans Telefon bekam?
    Amadeo fröstelte. Es war noch viel zu früh für den Sonnenuntergang, und doch besaß der Himmel über Bitterfeld

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