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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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den Restaurator, sondern ihn hatten die Kugeln erwischt im Dom von San Pietro.
    Görlitz griff nach seinem Handy: Die Mobilnummer des Blonden hatte er gespeichert. Verholen, so hatte der Mann sich vorgestellt, als Görlitz auf sein Angebot eingegangen war. Er ging nicht davon aus, dass das sein echter Name war, doch das war ihm auch gleichgültig.
    Rache, dachte er und betrachtete die fotokopierte Textseite, die vor ihm auf dem Tisch lag. Die Geschichte des Turmbaus zu Babel ist altbekannt … Eine Nacherzählung der biblischen Geschichte aus der Schreibmaschine Albert
Einsteins. Ein Text, in dem sich etwas versteckte, ein Code, ein Hinweis, ein geheimer Ort.
    Über die genauen Zusammenhänge hatte Verholen sich bisher in Schweigen gehüllt, doch sie waren auch kaum von Bedeutung für Görlitz. Wichtig war nur die Gelegenheit: Steffen Görlitz oder Amadeo Fanelli, Amadeo Fanelli oder Steffen Görlitz - nur einer konnte der Erste sein, dem es gelang, diesen Code zu entschlüsseln. Nur einer von ihnen konnte der Beste s ein. Görlitz würde dem Restaurator ins Gesicht lachen im Gefühl seines Sieges. Der Kerl sollte wissen, wer ihn besiegt hatte, das war Görlitz’ einzige Bedingung an Verholen gewesen. Danach konnte der Blonde mit Fanelli anstellen, was er wollte.
    Beim dritten Klingeln nahm Verholen den Anruf entgegen. »Ja?« Die Stimme klang unfreundlich. »Was ist los?«
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte Görlitz leise. »Er ist es tatsächlich.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass er es ist«, knurrte Verholen. »Warum sollte ich Sie anlügen? Hatte er Papiere bei sich?«
    »Er hatte Papiere.« Görlitz nickte. »Mehrere lose Seiten. Altes Papier auf jeden Fall, mehr konnte ich nicht erkennen.«
    »Wie weit sind Sie mit dem Einstein?«
    »Ich …« Görlitz zögerte. Er stand noch am Anfang. Während er ein halbes Auge auf den Restaurator gehabt hatte, hatte er begonnen, Einsteins Version mit dem Wortlaut der Lutherbibel zu vergleichen. »Möglicherweise habe ich eine Spur«, sagte er.
    »Vergessen Sie’s«, brummte Verholen. »Ich brauche Sie nicht mehr für den Einstein. Fanelli hat den Code bereits entschlüsselt.«
    Görlitz erstarrte, zu keiner Bewegung fähig. Es war, als hätte sich eine Falltür unter seinem Caféhausstuhl geöffnet.
Das Spiel war vorbei, ehe es begonnen hatte, und Görlitz hatte verloren. Der Blonde brauchte ihn nicht mehr. Und Görlitz wusste, was aus Plänen - und Menschen - wurde, die man nicht mehr brauchte in diesem Geschäft.
    »Wir haben einen neuen Text«, sagte Verholen unvermittelt.
    Görlitz antwortete nicht. Die Worte waren noch nicht in seinem Kopf angekommen.
    »Hören Sie noch zu?«, knurrte der Blonde.
    »Ich … ich höre.«
    »Das Original hat Fanelli«, ertönte die Stimme aus dem Handy. »Unser Freund hat sich heute Vormittag sehr angeregt mit einem älteren Herrn unterhalten. Dieser Herr hat Einsteins Geheimnis anscheinend jahrzehntelang aufbewahrt, und wie das Leben so spielt, hatte er sich doch tatsächlich eine Kopie angefertigt. Er war sehr gesprächig - vor seinem Tod.«
    Görlitz spürte einen Kloß in seiner Kehle. Doch das ging vorbei. Das gehörte dazu, wenn man sich auf solche Spiele einließ. Er hatte selbst getötet, mehr als einmal. Während der Jagd auf die Letzte Offenbarung des Johannes war gar keine Zeit zum Nachdenken gewesen. Töten - oder getötet werden.
    »Wir sind in zehn Minuten bei Ihnen«, sagte Verholen knapp. »Dann können Sie zeigen, was Sie wert sind.«

Bundesautobahn 9, Deutschland
    Goethe.
    Amadeo starrte auf das Heck eines Mercedes Diesel. Im Schritttempo kroch der Wagen auf der deutschen A 9 vor ihm her, irgendwo in der Nähe eines Ortes namens Bitterfeld.

    Goethe. An die Stelle eines kryptischen Einsteintextes war ein kryptisches Goethegedicht getreten. Beide zum Turmbau zu Babel, beide komplett mit Seuche, Heilmittel und geheimem Versteck - und bei Goethe mit einer Anweisung an einen namentlich nicht genannten würdigen Freund , der sich doch bitte einen Reim auf dieses hübsche kleine Poem machen möge. Sollte ihm das aber nicht gelingen, möge er - der Freund, der würdige - den Text vor seinem Tod an den größten Gelehrten seiner Zeit weitergeben. Den größten Gelehrten nach ihm selbst, versteht sich.
    Exakt wie bei Einstein, nur schwurbeliger ausgedrückt. So weit hatte Amadeo sich den Nachsatz zusammenreimen können.
    Er war so weit wie am Anfang.
    Lesen! Lösen! Herbringen! Professor Helmbrecht hatte ihm ein Rätsel Albert

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