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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Jahrzehnt älter als der Mann, an den er sich erinnerte.
    Zögernd nickte Möbius. »Wir behandeln die Symptome. Alles andere … Wir haben natürlich Tamiflu, noch aus Zeiten der Schweinegrippe.« Er schüttelte den Kopf. »Aber dieser Erreger ist resistent gegen so ziemlich alles, was wir zur Verfügung haben. In den letzten Jahrzehnten hatten wir fast ausschließlich mit H1- und H3-Subtypen der Influenza-A zu tun. Das hier ist etwas völlig anderes. Kein Mensch war darauf vorbereitet.«
    »Und das hier ist das Endstadium?«, flüsterte Amadeo. »Die Leute können nicht mehr richtig … sprechen?«
    Bis der Brief des Professors eingetroffen war, hatte er die Berichterstattung über die Grippe nur mit einem halben Auge verfolgt. Selbst als die ersten Fälle in der officina aufgetreten waren. Eine Grippe eben, mit Fieber und den üblichen Unerfreulichkeiten; eine von der fieseren Sorte anscheinend. Er konnte sich nicht erinnern, irgendwas von Sprachproblemen gelesen zu haben.
    Möbius schüttelte den Kopf.
    »Noch haben wir wenig Vergleichsmöglichkeiten. Wie gesagt: Der Professor war einer der ersten Infizierten in der
Stadt. In den Vereinigten Staaten mag das anders aussehen, doch hier bei uns gibt es vielleicht eine Handvoll Patienten, die dem Virus bereits ähnlich lange ausgesetzt sind wie Professor Helmbrecht.«
    Dr. Möbius hielt inne. Nachdenklich musterte er zunächst Amadeo, dann Rebecca. Beim Eintreten hatte er dem Restaurator zugenickt - Möbius erinnerte sich an ihn, wie auch er selbst sich an den Arzt erinnerte.
    Der Mediziner holte Luft. Er lehnte sich gegen die Arbeitsfläche, schüttelte den Kopf, als könne er sich nicht entschließen, ob er weitersprechen sollte.
    Schließlich richtete sein Blick sich wieder auf Amadeo: »Ich weiß, dass Sie ein besonderes Verhältnis mit Professor Helmbrecht verbindet, Doktor Fanelli, doch Sie werden zugeben, dass dies ein seltsamer Zeitpunkt für einen Besuch ist. Sie wussten doch, dass der Professor krank ist, oder?«
    »Ich …« Amadeo war verwirrt. Worauf wollte der Mann hinaus? »Ja, er ist krank. Ich wollte ihm …« Er hatte dem alten Mann seinen letzten Wunsch erfüllen wollen. Doch alles in ihm wehrte sich dagegen, Möbius davon zu berichten. Soweit er wusste, war der Mediziner ein anständiger Mensch, doch dieses Geheimnis, das Babylon-Geheimnis, das war eine Sache zwischen Amadeo Fanelli und Ingolf Helmbrecht. Und Einstein. Und Goethe. Das Spiel der Gelehrten, so unbedeutend es erschien in der augenblicklichen Situation, war generationenlang zwischen den größten Geistern der Menschheit weitergegeben worden. Amadeo hatte bereits Rebecca eingeweiht, schon das war eine Übertretung der ungeschriebenen Gesetze solcher Geheimzirkel. Er hatte nicht das Recht, dieses Wissen mit Dritten zu teilen.
    »Warum sind Sie hier?«, fragte Möbius. »Er hat viel von Ihnen gesprochen in den letzten Tagen.«
    »Von mir?« Amadeo fröstelte. Lesen. Lösen. Herbringen.
Hatte er es nicht gewusst? Wir haben keine Zeit mehr. Es war dem Professor ernst gewesen mit seiner Anweisung. Todernst.
    Möbius ließ ihn nicht aus den Augen. »Dem Professor ist bewusst, dass er sehr krank ist. Offenbar war er in Sorge, dass er nicht mehr fertig werden würde mit seiner Arbeit. Und Sie, wie ich das verstanden habe, sind seine einzige Hoffnung.«
    »Das hat er gesagt?«, fragte Amadeo mit rauer Stimme.
    Der Arzt betrachtete ihn unverwandt. »Seine exakten Worte waren: Er ist die einzige Hoffnung. Für uns alle. - Wovon hat er gesprochen, Doktor Fanelli? Woran haben Sie beide geforscht? Warum sind Sie wirklich hier? Hat es …« Er schüttelte den Kopf, biss sich auf die Lippen, schüttelte noch einmal den Kopf. »Hat es mit der Grippe zu tun?«
    Amadeo kippte die Kinnlade herunter. »Mit der …« Er verstummte.
    Hat es mit der Grippe zu tun?
    Er war kein Mediziner.
    Er war Restaurator. Sein Beruf - seine Berufung - waren alte Handschriften. In den letzten Tagen hatte er sich mit Texten Albert Einsteins und Johann Wolfgang von Goethes auseinandergesetzt. Einem jahrhundertealten Gelehrtenspielchen.
    Hat es mit der Grippe zu tun?
    Die größten Geister vergangener Generationen hatten einander verschlüsselte Texte zugeschickt, Texte, in denen scheinbar die Geschichte vom Turmbau zu Babel erzählt wurde, mit einem kleinen Schlenker, der das Ende der Bauarbeiten einer Seuche zuschrieb, deren Heilmittel irgendwo versteckt war.
    Hat es mit der Grippe zu tun?
    Und genau zu diesem Zeitpunkt

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