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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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Tag taten mir die Füße weh, was mich etwas überraschte. Ich war eigentlich gut zu Fuß. Außerdem hatte sich der schwere Beutel tief in meine Schulter eingegraben, die Stelle war ganz wund.
    Ich weigerte mich aber, den Beutel Keelin zu übergeben. Ich traute ihm da nicht. Nachher verschwand er mit den Fellen. Kein Beutel, kein Besuch in der Stadt.
    Wir rasteten etwas länger, als ich es normalerweise tat, verzogen uns bei einbrechender Dunkelheit in zwei dicht begrünte Büsche. Hier roch es nach Moos und Farn. Keelin kuschelte sich an mich und wir schliefen auf der nackten Erde.
    Ein Heulen schreckte uns auf. Ein Wolfsrudel, etwa fünfhundert Meter von uns entfernt. Ich hielt den Atem an. Was würde mein Wolf tun? Rief vielleicht die Natur in seinem Blut?
    Er gähnte nur und vergrub seine Schnauze unter meiner linken Achsel. Ganz eindeutig hatte mein Wolf nicht das geringste Interesse an seiner Spezies.
    Obwohl …
    War ein Veddawolf überhaupt ein Wolf? Und war mein Wolf überhaupt ein Wolf?
    Normalerweise übersprang ich diese Frage ja immer, aber gerade war an Schlaf nicht zu denken.
    Daher lauschte ich sehr intensiv.
    Das Wolfsrudel jagte ganz in der Nähe, sie heulten immer mal wieder, es war unheimlich und schön zugleich.
    Unheimlich, weil das Geheule immer näher kam.
    Wäre ich allein gewesen, wäre ich jetzt sofort auf einen Baum geklettert. Aber ich hatte Keelin dabei, also stupste ich ihn an. „Keelin! Wach auf! Die Wölfe kommen immer näher!“
    Er zog nur äußerst widerwillig seine Nase unter meinen Achseln hervor und blinzelte zerstreut in die Gegend. Mir blieb fast das Herz stehen, als es keine zehn Meter hinter meinem Kopf raschelte. Etwas Großes trampelte auf uns zu.
    Die Wölfe kamen!
    Keelin knurrte.
    Es war ein Laut, der mir durch und durch ging. So etwa hatte er kurz vor dem Angriff auf den Usurpator geklungen. Der sich nähernde Wolf blieb abrupt stehen.
    Ein Winseln.
    Keelin antwortete mit einem tiefen Grollen. Das schien den Wolf so sehr zu erschrecken, dass er auf der Pfote umdrehte und das Weite suchte. Er nahm das restliche Rudel gleich mit und wir versanken wieder in einem schweigenden Wald.
    Keelin sicherte unsere Lage noch mal kurz mit einer Kopfdrehung nach rechts und links, dann steckte er übergangslos seinen Kopf unter meine Achsel. Ich kraulte ihm das Ohr.
    Es war echt praktisch, einen Veddawolf bei sich zu haben, ob er jetzt einer war oder nicht.
    Eins war zumindest klar: Er war offensichtlich ein mächtiges Wesen, sonst hätten sich die Wölfe nicht sofort verzogen.
    Am nächsten Morgen sah ich nach, wie nah uns das Rudel gekommen war. Im Umkreis von zwanzig Metern war der Boden von Pfotenspuren übersät.
    Mir rieselte im Nachhinein noch ein Angstschauer den Rücken runter.
    Keelin schnüffelte nur am Boden und markierte sorgfältig die Bäume in der Nähe. Er wirkte noch total verschlafen und schien sich kein bisschen Sorgen zu machen. Nichts im Wald konnte ihm etwas anhaben. Bis auf Usurpatoren, stellte ich in Gedanken richtig.
    Wir verfielen wieder in unseren Trott. Ich wusste, dass wir direkt auf die Handelsstraße zuhielten. Nur noch eine Stunde, dann waren wir der Zivilisation ziemlich nah. Ich konnte bereits die ersten Raben sehen, die über den Wegen kreisten, um von den Wagen plattgefahrene Nagetiere zu fressen.
    Keelin bemerkte sie wohl auch und wurde schlagartig unruhig. Er warf mir immer wieder zweifelnde Blicke zu und drängte mich unauffällig weg vom Pfad. Er wollte nicht auf den Handelsweg.
    Kein Wunder. Wenn ich ein Veddawolf wäre, würde ich da auch nicht hinwollen.
    Irgendwann blieb ich stehen und hockte mich neben ihn.
    „Okay, Keelin. Hier trennen sich unsere Wege. Es ist nicht mehr weit bis zur Stadt. Ich geh rein, schließe meinen Handel ab, übernachte da und komme zurück. Morgen Abend treffen wir uns wieder hier. Okay?“
    Keelin sah das anders. Er drängte mich als Antwort in den nächsten Busch – weg von der Straße. Ich stemmte mich gegen ihn.
    „Die Abmachung war: Du kommst so weit mit, wie es geht, danach geh ich allein. Das ist jetzt der Moment. Also sei fair und lass mich gehen.“ Wir blickten einander an, dann machte er den Weg frei.
    Ich konnte nicht widerstehen und schlang ihm zum Abschied noch einmal ganz fest die Arme um den Hals. Bis morgen, sagte dieser Griff. Dann ging ich los und sprang mit klopfendem Herzen auf den Handelsweg.
    Die Straße war genau so breit, dass zwei Kutschen bequem aneinander vorbei passten. Sie bestand

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