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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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Caroline fand, dass sie dazu kein Recht hatte. Bei jemandem einfach so hereinzuplatzen, war für sie der Gipfel an Unhöflichkeit. Carolines Mutter hatte ihren Kindern Manieren beigebracht, und so etwas gehörte sich einfach nicht.
    Das Telefonat war kurz gewesen. Caroline hatte um ein Treffen gebeten, Tia hatte sich nach dem Grund erkundigt, und Caroline hatte geantwortet, das würde sie ihr lieber persönlich sagen. Wie hätte sie ihr erklären können, dass sie ihr auf den Zahn fühlen und wissen wollte, ob sie von Juliette wusste?
    »Versuch rauszufinden, ob da was im Busch ist«, hatte Peter gesagt. »Wer weiß, vielleicht hat Tia ja immer noch ein Verhältnis mit diesem Arschloch. Vielleicht haben die sich in den Kopf gesetzt, sich Savannah zurückzuholen.« Peter hatte wiederholt in seine hohle Hand geboxt, als wäre sie das Gesicht dieses Arschlochs. »Die machen mir meine Familie nicht kaputt. Nur über meine Leiche.«
    Caroline hatte angeboten, Tia in ihrer Wohnung aufzusuchen, um es leichter für sie zu machen, aber Tia hatte den Vorschlag mit Schweigen quittiert. Nach einer Weile hatte sie gesagt: »Wir können uns im City Feed treffen. Das ist eine Straße von mir entfernt. Da können wir einen Kaffee trinken.«
    Caroline stellte ihren Wagen ab und zog ein Parkticket für eine Stunde. Länger würden sie sicher nicht brauchen.
    Das City Feed & Supply, halb Bio-Sandwich-Bar, halb Edel-Supermarkt, sah ganz neu aus – riesige Fensterflächen, glänzende Böden.
    An einem der Holztische zu ihrer Rechten saß Tia bereits und wartete, die Hände um eine weiße Henkeltasse gelegt. Caroline legte ihre Handtasche auf einem der leeren Stühle ab und streckte Tia lächelnd die Hand entgegen.
    »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Kein Problem.« Tias Hand war kalt. Sie sah fast genauso aus wie damals. Natürlich war sie jetzt nicht schwanger, aber selbst mit dickem Bauch hatte Tia beinahe zerbrechlich gewirkt, ganz anders als Savannah. Aber diese Augen: Das waren eindeutig die Augen ihrer Tochter. Und Tia hatte die gleichen vollen Lippen wie Savannah.
    »Ich hole mir nur eben einen Kaffee«, sagte Caroline. »Möchten Sie auch noch etwas?«
    Tia schüttelte den Kopf und deutete dann mit ihrem spitzen Kinn in Richtung Tresen, um Caroline zu zeigen, wo sie sich ihren Kaffee holen konnte.
    Der Gedanke daran, lügen zu müssen, machte Caroline jetzt schon nervös. Die Geschichte, die Peter sich ausgedacht hatte, dass sie Informationen über Savannahs familiäre Krankengeschichte brauchten, klang an den Haaren herbeigezogen.
    Ihre wichtigste Aufgabe bestand darin, Tia einzuschätzen, und auch bei dieser Vorstellung fühlte Caroline sich unwohl. Falls Peter und sie tatsächlich zulassen sollten, dass Savannah ihren leiblichen Vater kennenlernte, wie Juliette es zu fordern schien, dann mussten sie Tia ihrer Meinung nach darüber informieren. Aber Peter würde an die Decke gehen, wenn Caroline mehr unternahm, als sich ein Bild von Tia zu machen.
    Caroline bemühte sich, nichts zu verschütten, als sie ihre Tasse auf dem Tisch abstellte. Sie hatte sich in der Hoffnung, ihren Magen zu beruhigen, zu viel Milch in den Kaffee getan.
    Sie setzte sich.
    Sie trank einen Schluck.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Tia.
    Jetzt sah Caroline die zittrigen Hände, die abgekauten Fingernägel, was ihren Beschützerinstinkt für diese Frau weckte, die zehn Jahre jünger war als sie.
    »Es geht ihr gut«, sagte sie.
    Tia lächelte müde. »Geht es vielleicht ein bisschen ausführlicher?«
    »Verzeihen Sie.« Caroline legte ihre zitternden Hände um ihre Tasse. »Es ist nur … Ihnen gegenüberzusitzen, ist irritierend. Nicht dass Sie mich irritieren – es bringt mich einfach ein bisschen durcheinander.«
    Tia malte mit der Fingerspitze Achten auf den Tisch. »Sieht sie mir ähnlich?«
    »Ja. Ein bisschen. Aber Sie haben ja die Fotos«, sagte Caroline.
    »Ja.«
    Tias sehnsüchtige Augen straften ihren unterkühlten Ton Lügen. Caroline schämte sich noch mehr dafür, dass sie ihr den wahren Grund für ihr Treffen verschwiegen hatte.
    »Was macht sie denn gern?«
    »Sie spielt gern mit ihren Puppen. Trotz all unserer Versuche, ihr Interesse für Bauklötze und Bagger zu wecken, spielt sie am liebsten mit Puppen und Stofftieren.« Caroline hob ihre Tasse und trank einen Schluck. »Was macht sie noch gern? Singen. Kuchen backen. Sie ist ein sehr aufgewecktes Kind. Sie kann schon lesen. Nächstes Jahr kommt sie in die Vorschule.«
    »Geht sie

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