Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
mit ihr zu spielen, dass ich ihre Puppen an die Wand knallen könnte. Ich habe keine Lust, Plätzchen zu backen. Ich will keine Spielnachmittage organisieren, und wenn ich Adoption ist für immer noch einmal vorlesen muss, gebe ich mir die Kugel.«
»Caro, wenn du dich mal mit anderen Müttern unterhalten würdest, dann würdest du schnell feststellen, dass das alles ganz normal ist. Du müsstest mal meine Schwestern reden hören.«
Caroline versuchte, die Worte zurückzuhalten, die ihr auf der Zunge lagen, aber es gelang ihr nicht. »Peter, ich habe das Gefühl zu verblöden, wenn ich mich mit ihr beschäftige. Sie langweilt mich. Hast du mich verstanden? Mutter zu sein, bringt mich um den Verstand. Da gibt es nichts zu beschönigen. Ich scheitere an ihr. Sie hat etwas Besseres verdient.«
»Du musst dich nur beruhigen. Das ist eben ein schwieriges Alter. Von morgens bis abends ›Spiel mit mir, spiel mit mir!‹ Sie braucht einfach mehr Kontakt zu Kindern. Diesen Sommer melden wir sie zu einer Ferienfreizeit an. Und jetzt hole ich dir erst mal ein Glas Wein.«
»Du hörst mir nicht zu.« Caroline massierte sich die Schläfen. Sie wiegte sich vor und zurück, dann bedeckte sie ihren Mund mit den Händen. »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«
»Ob du was schaffst? Wovon redest du?«
Sie war endgültig so weit, dass sie ihre Gefühle nicht länger verleugnen wollte. Sie ließ sich ins Sofa sinken und legte den Kopf nach hinten. »Ich war mit der Frau von Savannahs Vater im Café.«
»Savannahs Vater? Seine Frau? Was redest du da? Tia wusste doch gar nicht, wer der Vater war.« Peter schnaubte wütend. »Wer ist diese Frau? Warum hast du dich mit ihr getroffen? Was zum Teufel hat das alles zu bedeuten?«
»Sie hat mich angerufen.« Caroline umschlang sich mit den Armen und holte tief Luft. »Offenbar hat Tia gelogen. Sie hatte eine Affäre mit dem Ehemann dieser Frau. Sie wohnen drüben in Wellesley.«
Peter stand auf. Schwer atmend ging er im Zimmer auf und ab. »Du triffst dich mit einer Verrückten, die behauptet, ihr Mann sei Savannahs Vater? Was hat das alles zu bedeuten? Du müsstest dich mal hören. Das klingt ja völlig verrückt.«
»Ich bin nicht verrückt, und sie ist auch nicht verrückt …«
»Irgendeine fremde Frau ruft dich an, erzählt dir, ihr Mann hätte eine Affäre mit Tia gehabt, und das Kind sei von ihm, und du fragst dich noch nicht mal, ob die noch alle Tassen im Schrank hat? Und mir erzählst du überhaupt nichts davon? Was soll das?«
Caroline überlegte, ob sie ihm von juliette&gwynne erzählen sollte, wo und wie sie Juliette kennengelernt hatte, aber dann wurde ihr klar, dass er Juliette erst recht für übergeschnappt halten würde. Vielleicht hatte er sogar recht. Vielleicht war Juliette tatsächlich übergeschnappt. Plötzlich fühlte sie sich nur noch erschöpft.
»Vergiss es«, sagte sie.
»Ich soll es vergessen? Soll das ein Witz sein?« Peter fuhr sich hektisch durchs Haar. »Das können wir nicht vergessen.«
Caroline konnte sich nicht erklären, wie sie sich hatte von Peter dazu überreden lassen, sich mit Tia zu treffen. Sie hatte bergeweise Arbeit zu erledigen, musste jede Menge Fachartikel lesen. Sie umklammerte das Steuer, schaltete das Radio ein, doch sie ertrug die penetranten Stimmen nicht, also schaltete sie es wieder aus. Nein, Peter war nicht der Typ, der abwartete und Tee trank.
Er kehrte den Beschützer heraus: »Was hat das zu bedeuten? Was wollen die von uns? Und welche Rolle spielt Tia dabei?« Aber so wie er nun einmal war, musste er handeln.
»Fangen wir von vorne an«, hatte Peter gesagt. »Du hast mit der Frau des angeblichen Vaters gesprochen. Was sagt uns das, außer dass die beiden Eheprobleme haben? Sie haben keinen gesetzlichen Status, was Savannah betrifft.«
Und jetzt war Caroline also auf Erkundungsmission, eine Aufgabe, für die sie denkbar ungeeignet war, aber Peter glaubte, wenn er Tia aufsuchte, würde sie einen Schreck kriegen, und der Himmel wusste, was sie tun würde, wenn sie Angst bekam. Tia mochte vielleicht keinen Rechtsanspruch auf Savannah haben, aber sie konnte ihnen das Leben zur Hölle machen.
Die Centre Street in Jamaica Plain war so verstopft, dass sie nur langsam vorankam. Caroline hielt Ausschau nach den Restaurants und Geschäften, die Tia erwähnt hatte, als sie ihr den Weg beschrieben hatte: Fire & Opal Gifts, Purple Cactus, Boing.
Peter hatte ihr geraten, einfach unangekündigt bei Tia zu klingeln, aber
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