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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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gern in den Kindergarten?«, fragte Tia.
    Caroline wurde bewusst, wie geizig sie mit Informationen gewesen war in ihren jährlichen Briefen. Natürlich hatte sie den Fotos immer eine Karte beigelegt, eine von den fürchterlichen Karten mit Monogramm, die ihre Mutter ihr jedes Jahr zu Weihnachten schenkte, und hatte ein paar Worte darauf geschrieben: »Savannah pflanzt gern Blumen im Garten!« Oder: »Savannah mag die Kinderbücher von Rosemary Wells.«
    »Sie geht nicht in den Kindergarten.« Plötzlich hatte Caroline ein schlechtes Gewissen, weil sie Savannah nicht in den Kindergarten schickten. Es war so bequem, sie bei Rose zu lassen. Sie und Peter hatten sich eingeredet, dass sie genug Kontakt zu anderen Kindern hatte, wenn Rose ab und zu mit ihr auf den Spielplatz ging.
    »Wann ist sie denn mit anderen Kindern zusammen?«, wollte Tia wissen.
    »Sie geht zweimal die Woche zu einer Spielgruppe in der Bibliothek.« Caroline erwähnte nicht, dass Rose Savannah in die Bibliothek brachte. »Jetzt, wo bald Sommer ist, ist das natürlich nicht genug. Wir werden wohl noch eine andere Möglichkeit finden müssen. Aber wie gesagt, sie geht zu der Spielgruppe in der Bibliothek. Und manchmal kommen Kinder aus der Gruppe zu uns nach Hause zum Spielen.«
    Spielgruppe, ha, ha. Es war nichts weiter als eine Vorlesestunde. Und es war Rose, die die anderen Kinder ins Haus einlud, nicht sie. Innerhalb weniger Minuten hatte Tia bewiesen, dass sie eine viel bessere Mutter wäre. Caroline hatte sich immer mit dem Nötigsten zufriedengegeben, wenn es um das Kind ging. Sie hatte aus Savannah ein einsames kleines Mädchen gemacht, das niemanden hatte außer Rose und ihre Puppen. Sie nahm sich fest vor, Savannah zu einer Ferienfreizeit anzumelden.
    »Sie hat doch Freunde, oder?«, fragte Tia. »Als ich klein war, haben die Mütter sich immer gegenseitig die Kinder aufgehalst.«
    »Na ja, in unserem Viertel geht man nicht … bei den Nachbarn aus und ein.«
    »Klar.« Tia lachte. »Zumindest solange Fünfjährige noch keinen Führerschein machen können.«
    »Was wollen Sie sonst noch wissen?« Wo war Caroline nur all die Jahre mit ihren Gedanken gewesen? Sie hatte nicht ein einziges Mal über Tia nachgedacht. Hatte sie allen Ernstes geglaubt, Tia hätte Savannah weggegeben, um ein bequemes Leben zu führen?
    »Ist sie glücklich?« Tia musterte Caroline. »Was hat sie für ein Temperament.«
    »Sie ist irgendwie konzentriert. Nein, das ist das falsche Wort. Sie ist ernst.«
    »Sie meinen, sie ist traurig?«
    Als Caroline die Bestürzung in Tias Augen sah, erwiderte sie hastig: »Nein, nein, nicht traurig. Sie ist nachdenklich. Aber sie ist kein unbekümmerter Typ. Das scheint ihr nicht im Blut zu liegen. Was ist ihr Vater denn für ein Typ?«
    Tia zog die Brauen zusammen. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nicht weiß, wer der Vater ist.«
    Caroline umklammerte ihre Tasse. Lügen widerstrebten ihr zutiefst. Peter hätte dabei sein sollen. Sie beugte sich vor und sagte so leise wie möglich: »Tut mir leid, Tia, aber ich weiß, dass Sie wissen, wer der Vater ist.«
    »Was hat das zu bedeuten, Caroline? Aus welchem Grund sind Sie wirklich hier?«
    »Die Frau dieses Mannes …« Wie fand man bloß die richtigen Worte für so etwas? »Savannahs Vater. Seine Frau hat sich bei mir gemeldet.«
    »Nathans Frau hat Sie geschickt?«, fragte Tia entsetzt. »Juliette? Juliette hat Sie geschickt?«

27. Kapitel – Tia
    Es ist erwiesen, dass Adoptionsgesetze die leiblichen Eltern bevorteilen«, sagte der Anwalt.
    Bobby hatte Tia die Nummer des Anwalts gegeben. Bobby hatte dem Mann im vergangenen Jahr eine Wohnung verkauft. Das war das Schöne an Southie. Jeder half jedem. Die Leute vergaßen nicht übers Geldverdienen, sich gegenseitig zu unterstützen.
    Was bildete Caroline sich eigentlich ein? Ihre Tochter den ganzen Tag mit einer verdammten Kinderfrau zu Hause einzusperren? Brachte es noch nicht mal fertig, Honor in einen Kindergarten zu bringen. In Southie wussten selbst die dämlichsten Mütter, wie wichtig es für ein Kind war, mit anderen Kindern zu spielen.
    »Andererseits«, sagte der Anwalt, »liegt die Adoption schon lange zurück. Die Chancen, dass ein Gericht eine Adoption nach fünf Jahren rückgängig macht, sind praktisch gleich null. So etwas wird nur in Extremfällen in Erwägung gezogen. Wenn zum Beispiel jemand falsche Angaben gemacht hat oder kein Einverständnis der leiblichen Eltern vorliegt.«
    Tia fuhr mit der Hand über

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